Montag, 20. März 2017

Rauklands Schwert von Jordis Lank

Buchvogel rezensiert 

Jordis Lank: Rauklands Schwert (Band 3 der Raukland-Trilogie)

Ronan schmiedet die Bauern Rauklands zu einer Armee gegen seinen grausamen Halbbruder Broghan. Sein Schwur: Ich werde König von Raukland sein!
Kindle-Version von Rauklands Schwert
Cover im gewohnten Design


Roman, 350 Seiten



Genre: Genreübergreifender, mittelalterlicher Jugend-Coming-of-Age-Fantasy-Roman ohne magische Elemente
Verlagshaus El Gato



Woher: Rezensionsexemplar von Jordis Lank


! Diese Rezension enthält Spoiler zu Band 1 und 2. Die Rezension zu Band 1, Rauklands Sohn, findet ihr hier und die Rezension zu Band 2, Rauklands Blut, hier.
Allerdings kann dieses Buch auch für sich alleine stehend gelesen werden: Die Sachen aus den vorherigen Bänden, die relevant für die Handlung sind, werden in kurzen Rückblenden erklärt.

Zusammenfassung

Ronan hat sich nach Lannoch zurückgezogen. Seine scheinbar vorherbestimmte Zukunft als König blieb auf Raukland zurück. Denn in dem Finale der Schlacht zwischen Angent und Raukland stimmte Hannah einer Hochzeit mit Ronan zu. Diese Hochzeit hätte die jahrzehntelange Fehde beendet. Ronan sicherte Bellingor, König von Angent, und Hannah freies Geleit zu. Doch zurück im Feldlager lag König Azel im Sterben. Er war, gedrängt von Fechtmeister Zhodan, dabei, Ronan zum König zu schlagen. Doch da tauchte Broghan auf und enthüllte ein jahrelang gehütetes Geheimnis: Nicht Azel ist Ronans Vater, sondern Zhodan! Zhodan hatte auch den Unfall inszeniert, der jeden denken ließ, dass Broghan gestorben ist, und Broghan statt dessen zu seiner kinderlosen Schwester gebracht. Ronan und Zhodan können nur noch ihr eigenes Leben retten und nur knapp fliehen; Bellingor und Hannah bleiben in Broghans Gewahrsam zurück.



Diese Geschehnisse setzen Ronan stark zu. Zwar schafft es Eila im Sommer, seine trüben Gedanken mit Küssen und Turteleien zu vertreiben, aber als der Herbst und der Winter kommen, zieht sich Ronan immer mehr zurück. Er hat das Gefühl, Hannah und Bellingor im Stich gelassen zu haben. Kiera will einen Bauernaufstand anzetteln, aber Ronan lacht nur trocken. Mit einer Handvoll Bauern gegen Broghans stehendes Heer - unmöglich. Ronan geht schließlich soweit, sich zum ersten Mal in seinem Leben zu betrinken. Als Eila ihn so betrunken am Vorabend des Frühlingsfestes entdeckt, ist sie enttäuscht und auch angeekelt von ihm.

Der Winter bringt neben Schnee auch Schiffe aus Raukland. Broghan versucht, Lannoch zu erobern. Natürlich geht es ihm vor allem um Ronan. Ronan will sich deshalb stellen, aber die Lannocher halten davon gar nichts und zerren ihn gewaltsam in die Höhlen, in die sich alle verbergen. Alle Lannocher samt Vieh und Vorräten können hier solange es nötig ist, ausharren. Und tatsächlich brechen die Raukländer irgendwann ihre Belagerung ab. Nicht ohne vorher zu verkünden, Kiera wäre in Broghans Gewalt.

Natürlich gibt es da kein Halten mehr für Ronan und er segelt zurück nach Raukland, um Kiera zu befreien. Dort angekommen, merkt er, dass es eine List war. Kiera ist wohlauf und tatsächlich dabei, aufrührerische Bauern um sich zu scharren. Denn das Land ist geschunden: die Steuern extrem erhöht und Broghan ein Herrscher, der mit Gewalt die Menschen im Land unterdrückt. Kiera, Zhodan und andere wollen, dass Ronan als wahrer König dem Aufstand anführt, aber Ronan sieht keine Erfolgsaussichten in diesem Plan. Bis er selbst sowohl Broghans grausames Wesen als auch die Not der Bauern, aber auch die Vielzahl an Rebellen in spe selbst kennenlernt. Es wird ein hartes Stück Arbeit, die Bauern zu einer Armee zu schmieden, und Broghan zu schlagen, wird schwierig, aber es scheint machbar. Ronan will Raukland von Broghan befreien und König werden; das schwört er!



Persönlicher Eindruck

Zu Beginn des Buches ist Ronan an einem Tiefpunkt in seinem Leben angelangt. Ihn betrunken zu erleben, enttäuschte nicht nur Eila, sondern auch den Leser. Ronan zaudert lange, sich gegen Broghan zu stellen. Es hat sich ewig hingezogen, bis er dazu bereit war. Da hat er mich, trotz allem Verständnis, genervt. Die Beweise für Broghans Unrechtsregime waren so zahlreich und haben auch alle emotional mitgenommen - und doch wollte Ronan so lange Zeit nicht kämpfen. Bis er merkte, wie hoch der Preis tatsächlich sein wird, wenn er es nicht tut. Dann nahm er sein "Schicksal" als zukünftiger König an. Eigentlich hatten wir diesen Konflikt doch schon in Band 2 lang und breit gekämpft. Gut, die Voraussetzungen waren andere, denn nun steht Ronan, als Sohn des Fechtmeisters, formal gesehen der Thron nicht zu.

Aber wenn sich Ronan einmal entscheidet, dann gibt es kein Zaudern und kein Zurück mehr. Und er geht in seinem Anspruch an sich als König weit über das normale Maß hinaus: Denn er ist entschlossen, ein anderer König als die bisherigen zu sein. Die Eckpfeiler der neuen Art sieht man z.B. daran, dass er den Blutschwur eben nicht leistet. Dem Blut war bisher zu viel Bedeutung beigemessen worden in Raukland; nun soll das Wort, der Schwur allein, genügen! Auch will er sich nicht mit Gewalt im Alleingang den Thron nehmen; der Sieg gegen Broghan soll der Sieg des Volkes sein.

Die Schlachtvorbereitungen und die Schlacht an sich waren gut beschrieben, auch für eher nicht-kriegsbegeisterte Menschen wie mich. Die Taktik und der Verlauf der Schlacht spannend. Mir gefiel, dass es aber nicht nur ums Kämpfen ging. Es waren ganz viele Einzelvorfälle, Erkundigungstouren, Zusammentreffen; die die Schlacht mental vorbereiteten.

Ein Höhepunkt waren die Szenen zwischen Ronan und Hannah. Dieses tiefe Vertrauen und die Liebe zwischen ihnen, die nie thematisiert wurde und doch die Szenen beherrschte. Hannah ist eine starke Figur. Aus ihrer Lage an der Seite eines Herrschers, den sie nicht liebt, macht sie das Beste für sich und für die Menschen, die ihr nahestehen. Anders als alle anderen Menschen um sie herum kann sie als blinde Person nicht fechten oder bogenschießen, aber sie weiß ihre Kämpfe auf andere Art auszutragen. Die Szene mit Hannah im Kerker war sehr stark.

Es gibt auch neue Charaktere. Dorran und sein Bruder Darin sind Schaufechter und werden erst von Kiera und Ronan belächelt. Bis sie merken, wie gut die beiden auch in einem ernsthaften Fechtkampf sind. Die beiden wollen Broghan vom Thron stürzen und sind so was wie die ersten Gefolgsleute.


Eine Lieblingsstelle von mir war, wie Ronan ein neues Pferd kauft und die Pferde auf der Weide inspiziert. Für Ronan ist nicht der Ausbildungsstand wichtig, sondern er schätzt an einem Pferd vor allem, dass es seinem Reiter vertraut. Das ist die Basis, auf die er alles andere aufbaut. Er will nicht nur ein Pferd, er will einen Gefährten. Sagt das nicht alles über Ronan aus?

Ein weiterer Höhepunkt im Buch ist, wie sich sein Verhältnis zu Zhodan wandelt. In diesem Sinne gab es auch ein wahrlich herrliches Finale.

Auch der dritte Band war spannend und hat mich nicht losgelassen. Ich habe die Charaktere lieb gewonnen.

Vielen Dank für dieses Rezensionexemplar, Jordis Lank, und für die tolle Raukland-Reihe. Und mal nicht zu vergessen die Idee mit den Outtakes, die find ich super! Kennt man ja bisher nur vom Fernsehen oder Kino, Verspieler beim Abspann zu zeigen. Im Buch die lustigen Vertipper zu zeigen, ist cool. Hoffe, dass sich das auch bei anderen Autoren durchsetzt.


3 Zitate

So vielen Menschen hatte Broghan alles genommen, was ihnen lieb und teuer war. Doch seinem Gegner alles zu nehmen, war gefährlich: Es war schwer gegen jemanden zu kämpfen, der nichts zu verlieren hatte. [Pos. 1585]

„Liam“, krächzte Ronan. „Wo ist dein Schwert?“
„Eila meinte, es wäre zu auffällig.“
Ronan wollte antworten, dass ein Schwert am Gürtel ihm vermutlich den Überfall erspart hätte, aber er hielt den Mund. [Zufallszitat, Pos. 2145]

„Was habe ich von dir mitbekommen?“, flüsterte Ronan. Zhodan sah auf ihn herunter. „Sturheit“, sagte er. Ein seltenes Lächeln kroch in die grauen Augen. [Pos. 2824]

Links

Hier der Link zur Homepage der Autorin; hier findet ihr auch eine Karte von Raukland und Bilder zu Fehdorn Ghan!

und hier der Link zu Amazon

Die Rezension zu Band 1, Rauklands Sohn, findet ihr hier
und die Rezension zu Band 2, Rauklands Blut, hier.
und hier das Interview mit der Autorin 


Habt ihr die Trilogie schon gelesen oder habt es vor? Was findet ihr, ist das Besondere an diesem Roman, der sich nur schwer in ein Genre einordnen läßt? Hinterlaßt mir einen Kommentar, damit ich weiß, was euer Interesse erregt hat. 

2 Kommentare:

  1. Huhu,

    ich habe diese Reihe auch geliebt. Jordis Lank versteht es zu schreiben, denn sie zieht den Leser regelrecht in ihre Welt und lässt einen mit den Charakteren leiden, lieben und hoffen. Ich habe jeden einzelnen Band regelrecht verschlungen und finde es klasse, dass sich die Autorin immer steigert und nie zurückfällt. :)

    Liebe Grüße,
    Ruby

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    Antworten
    1. Hallo Ruby,
      genauso ist es. Ich war übrigens baff, als ich nach Abschluß der Reihe herausgefunden habe, dass es als Jugendbuch gelabelt ist :)
      Grüße
      Daniela

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