Dienstag, 12. September 2017

[Anthologie #Insekten] (5) Ameisen-Trilogie von Bernard Werber

Ameisen-Trilogie.
Cover ist etwas in die Jahe gekommen,
aber der Roman ist ein echter Klassiker

Roman-Trilogie
Autor: Bernard Werber
Heyne-Verlag
Genre: Mischung aus Abenteuer, Sci-Fi, Wissenschaftsthriller und philosophischer Erzählung

Band 1: Ameisen
370 Seiten, 1994
ISBN:  978-3453075047
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französischer Originaltitel: Les Fourmis
 
Band 2: Der Tag der Ameisen
486 Seiten, 1996
ISBN: 978-3453099760
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französischer Originaltitel: Le Jour des fourmis  

Band 3: Die Revolution der Ameisen
623 Seiten, 1998
ISBN:  978-3453136649
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französischer Originaltitel: La Révolution des fourmis 

Gesamtausgabe: Die Invasion
1408 Seiten, 2010
ISBN: 978-3453527263


Woher: Bestandsbücher, erneut gelesen im Rahmen der Rezensionsanthologie #Insekten


Der Anfang

Während der wenigen Sekunden, die Sie brauchen, um diese Zeilen zu lesen,
  werden auf der Erde 40 Menschen und 700 Millionen Ameisen geboren,
  sterben auf der Erde 30 Menschen und 500 Millionen Ameisen.


Zusammenfassung


Band 1: Jonathan Wells zieht mit seiner Familie in die Wohnung seines verstorbenen Onkels Edmond. Dort findet er schon bald allerlei Merkwürdiges, wie ein großer Hinweis, niemals in den Keller zu gehen. Zuerst hält sich die Familie daran, doch bald schon steigen sie natürlich in den Keller - und keiner kommt von dort zurück.
Währenddessen in Bel-o-kan, der Stadt der Ameisen. Männchen Nr. 327, die Arbeiterin  103683 und die junge Königin kommen einer Verschwörung auf die Spur. 

Band 2: 103683 plant auf Geheiß ihrer Königin Chli-pou-nieinen Feldzug gegen die Finger, die die Ameisen bedrohen. Chli-pou-ni möchte alle Finger ausrotten. Währrendessen geschehen mehrere mysteriöse Morde gegen Hersteller von Insektiziden. Kommissar Meliés und Journalistin Letitia Wells nehmen die Ermittlungen auf.

Band 3: Eine Revolution wird entfacht, sowohl in der Ameisenwelt als auch bei den Menschen, durch Jule Wells und ihre Band. Kommt es nun zu einer Annäherung zwischen Ameisen und Menschen?

Über den Autor

Bernard Werber wurde am 18. September 1961 in Toulouse geboren. Er studierte Kriminologie und Journalismus und arbeitete ungefähr 10 Jahre als wissenschaftlicher Journalist, bevor er hauptberuflich Autor wurde.
Typisch für seine Geschichten ist der Genre-Mix aus Abenteuer, Sciene-Fiction und philosophischer Erzählung und die Aufteilung in wissenschaftliche Erklärungen und zwei Erzählstränge.



Persönlicher Eindruck


Die drei Bände bestehen aus kurzen, durchnummerierten Kapiteln, die in größere, sog. Arkanums, eingeteilt sind. Der Autor berichtet in einem personalen Erzählstil aus der Welt der Menschen (wir folgen hier hauptsächlich, aber nicht nur, der Familie Wells) und der Welt der Ameisen (hauptsächlich wird aus der Stadt Bel-o-kan berichtet). Weiterhin gibt es Auszüge aus der Enzyklopädie des verstorbenen Edmond Wells in einem wissenschaftlichen Stil, der hin und wieder mit etwas schulmeisterlichen oder philosophischen Anregungen durchsetzt ist.

Das klingt zwar zunächst etwas wirr, aber Bernard Werber versteht es, die Geschichte voranzutreiben - die Kapitel sind dabei wie einzelne Facetten und jede fügt sich, manche früher, manche später, in die Gesamtgeschichte ein.

Die Meisterstücke sind für mich die Erzählungen aus der Welt der Ameisen. Die enzyklopädischen Ausführungen gut zu lesen und sehr informativ. Am schwächsten sind die Geschichten aus der Menschenwelt. Das Rätsel des Kellers hat mich fasziniert, aber die Charaktere sind schwach, die Handlungen sind seltsamer wie die der Ameisen und alles in allem ist es etwas langweilig, über die Menschen zu lesen. Aber die Ameisen: 

Bernard Werber erweckt die Ameisen tatsächlich zum Leben. Er vermittelt, was es heißt, eine Ameise zu sein, über Düfte zu kommunizieren und nur ein kleiner Teil des Staatengebildes zu sein. Diese Erzählweise ist m.W.n. auch nach 20 Jahren noch nicht übertroffen worden; nach dieser Geschichte sieht man die Ameisen mit neuen Augen und kann ihre Lebensweise nachvollziehen.

In Werbers Geschichte ist die Zivilisation der Ameisen hochkomplex und steht der unseren in nichts nach. Die Ameisen haben eine Geschichte, führen Kriege, lagern ihr Wissen in einer chemischen Bibliothek und denken über Taktiken nach. Sie sind intelligent, aber ihre Intelligenz ist von unserer so verschieden, dass wir sie ohne Übersetzung gar nicht verstehen können.

Und hier kommt der geniale Erfinder Edmond Wells ins Spiel. Sein Übersetzungsapparat, der in die Duftsprache der Ameisen übersetzt, ermöglicht eine Kommunikation. Das ist der Sciene-Fiction-Anteil. Mit die inspirierenste Szene ist, als 103683 mit den Menschen kommuniziert und dabei alles über deren Zivilisation wissen will. Sogar eine Art Mini-Fernseher haben die Menschen konstruiert, damit 103683 viel von der Welt sieht.

Diese Erzählweise aus Sicht der Ameisen ist m.W. bisher in der Literatur einzigartig geblieben.



Lesen oder nicht?


Auch nach 20 Jahren ist Werbers Erzählung hochaktuell. Seine Einsicht in das Innenleben einer Ameise und die Vorstellung der Ameisenkulturen als intelligentes, uns ebenbürtiges Staatengebilde findet man so m.W.n. nur bei ihm. Werber ist ein ungewöhnlicher Autor und man muss sich auf ihn einlassen, aber man wird reich belohnt. Eure Sicht auf Ameisen wird nie mehr die gleiche sein.



3 Zitate aus 3 Bänden

Einge Stunden später - der Trupp oben döste selig vor sich in - begann das Walkie-talkie wieder zu rauschen.
"Hallo, Madamme Doumeng! Es ist soweit, wir sind unten angekommen."
"Und? Was sehen Sie?"
"Das ist eine Sackgasse. Wir stehen vor einer Mauer aus Beton und Stahl, die erst kürzlich errichtet worden ist. Man könnte meinen, hier wäre Schluß ... Da ist noch eine Inschrift."
"Lesen Sie vor!"
"Wie bildet man vier gleichseitige Dreiecke mit sechs Streichhölzern?" [Band 1, S. 258]

Nr. 103 683 reinigt sich die Antennen und bewegt sie mit 12 000 Vibrationen per Sekunde, um in der Nähe vielleicht etwas anderes von Interesse aufzuspüren. Nicht mal der Schatten einer Beute. Na wenn schon.
Nr. 103 683 ist eine rote Ameise aus der Föderationsstadt Bel-o-kan. [...]
Bel-o-kan, der Hauptsitz der roten Ameisen von Fontaine-bleau.
Bel-o-kan, die stärkste politische Kraft der Region. [...]
Jede Bedrohung stärkt die Stadt. Jeder Krieg macht sie schlagkräftiger. Jede Niederlage macht sie intelligenter. [Band 2, S. 32-33]

Nr. 103, die unzählige physische Duelle überlebt hat, muß zum erstenmal ein geistiges Duell führen, und das ist viel schwieriger.
Diese Wespe ist sehr durchtrieben. Sie zwingt die alte Ameise, ein Wort auszusprechen, das bei Insekten absolut tabu ist: "Ich". Langsam formuliert sie den unerhörten Satz, der durch Phermone übermitelt wird:
"Ich bin etwas ganz Besonderes."
Die Wespenkönigin zuckt zusammen und ihr Hofstaat weicht erschrocken zurück. Ein soziales Insekt, das "ich" sagt, widerspricht allen Gepflogenheiten. [Band 3, S. 176]



Querverweise

In Auf den Spuren der Ameisen geht es auch um die Welt der Ameisen. Duftsprache, Kriege und co werden in beiden Büchern behandelt; nur hier wird aus der Sicht der Ameisen geschrieben und literarisch eingenordet, im Sachbuch hingegen über die Ameise berichtet. Die Faszination ist bei beiden gegeben.
Dagegen kann der humorvolle Ameisen-Roman nicht mit Faszination oder wissenschaftlicher Korrektheit glänzen.


Fußnote: Marco von Terrarianer und Andreas von Crazy Ants über die Duftsprache der Ameisen 

Marco hält viele Wirbellose, aber auch Amphibien und Reptilien, und betreibt den Blog Terrarianer.
Andreas Weggel betreibt den erfolgreichen Blog Crazy Ants, in dem es um Ameisen, Ameisenhaltung und die Ameisenhaltungscommunity geht.



In Bernard Werbers Roman-Trilogie "Die Ameisen" bauen findige Wissenschaftler ein Gerät, dass die Laut-Sprache der Menschen in die Duft-Sprache der Ameisen übersetzt. Die Wissenschaftler unterhalten sich mit den Ameisen, die sich als intelligent erweisen. Was denkst du über so einen Apparat?

Marco: So ein Gerät wäre sicherlich spannend. Insektenstaaten sind unserem Gehirn sehr ähnlich. Viele kleine Einheiten bilden im Kollektiv einen intelligenten Superorganismus. Die Strategien zur Entscheidungsfindung sind z.B. bei Honigbienen sehr gut erforscht. Honigbienen treffen bei ihren Schwarmflügen eine demokratische Entscheidung zu Gunsten eines optimalen Nistplatzes. Ich glaube, davon können wir in unserer Gesellschaft noch sehr viel lernen. Vielleicht würden sich Ameisen & Co. aber überhaupt nicht mit uns unterhalten wollen, weil wir in ihren Augen womöglich nur Primaten mit niedriger Intelligenz sind. Wer weiß?

Andreas: Auch wenn die Vorstellung, sich mit Ameisen unterhalten zu können, sehr interessant ist, denke ich, dass es in der Realität schwer sein dürfte einen solchen Übersetzer umzusetzen.
Während die Pheromone lediglich bestimmte Verhaltensweisen bei Ameisen auslösen, ist unsere Sprache weitaus komplexer. Übrigens hat man es bereits geschafft verschiedene Pheromone künstlich herzustellen und dadurch ähnliche Verhaltensweisen hervorgerufen wie bei den natürlich produzierten Geruchsstoffen.





Ich freue mich über jeden Kommentar.


2 Kommentare:

  1. Hallo Daniela!

    Das klingt auch sehr interessant! Über Ameisen hab ich in der Beziehung noch nie was gesehen ...

    Ich hab ja schon einige Tiergeschichten gelesen. Wie du gesehen hast gerade über Löwen, aber auch schon mit Fledermäusen, Mäusen, Katzen, Schweinen, Schafen ... da gibts ja wirklich viel Auswahl!

    Ich werd mir die Titel auf jeden Fall mal merken :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee,
      es ist auf jeden Fall sehr originell, etwas Vergleichbares (mit Ameisen/Insekten) hab ich weder vorher noch nachher gelesen.

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