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Dienstag, 3. Oktober 2017

Die Räuberbraut von Astrid Fritz

das Cover zeigt eine Frau in typischer Tracht von 1800 von hinten
Historischer Roman vor historischer Karte


Roman, 388 Seiten
Wunderlich, Juli 2017
Genre: Belletristik, hist. Roman
ISBN: 978-3805202930
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Woher: Gewonnen bei einer Blogtour



Erster Satz


Wieder einmal füllte sich die Schrankstube zum Abend hin.

Zusammenfassung


Die junge Juliana Blasius zieht mit ihren Schwestern und ihrem Vater durch den Hunsrück um ihr Geld als Bänkelsängerin zu verdienen. Bei einem dieser Auftritte trifft sie den Schinderhannes, den Räuberhauptmann des Soonwaldes. Juliana und ihre Schwester schließen sich der Räuberbande an und schließlich werden Juliana und Hannes ein Paar, heiraten sogar. Doch das Leben an der Seite eines vagabundierenden Räubers ist nicht immer einfach, und Julianas Gefühle für Hannes verhindern, dass sie die schrecklichen Seiten an ihm sieht...

Ein Roman nach einer tatsächlichen Begebenheit.





Persönlicher Eindruck


Dieser Roman von Astrid Fritz beruht auf einer wahren Begebenheit. Den Schinderhannes und sein "Julchen" hat es tatsächlich gegeben, die Daten, Orte und Taten wurden von Astrid Fritz historischen Dokumenten, wie etwa den Akten der Gerichtsverhandlung, entnommen.

Das Besondere ist, dass die Geschichte aus der Sicht von Juliana erzählt wird und nicht aus der Sicht des Schinderhannes. Für Juliana, so Fritz' Interpretation, war Hannes ihre große Liebe und die schrecklichen Taten, die er begangen hat, konnte oder wollte sie nicht sehen. Erst nach der Gerichtsverhandlung kamen auch bei ihr Zweifel und Schuldgefühle auf, die sie erst als alte Frau vollständigen überwinden konnte.

Das Buch ist denn auch in zwei Zeitebenen gegliedert. Die alte Juliana ist Bedienung in einem Gasthof in ihrem Heimatdorf Weyerbach - und berichtet schon mal bei einem Schnaps über ihr Leben als Räuberbraut (das ist historisch belegt). Die vorherrschende Zeitebene berichtet von der 18-jährige Juliana, die Hannes trifft, sich ihm anschließt, sich in ihn verliebt und mit ihm durch die Lande zieht.

Hannes lernen wir nur durch die rosarote Brille und die naive Sicht von Juliana kennen; wie sie bezaubert er uns durch seine guten Manieren, seinen Charme. Doch mit der Zeit lernen wir andere Seiten an ihm kennen. So trinkt er immer mehr, es gibt gewalttätige Überfälle - und wir zweifeln, genau wie Juliana. Konnte er seine gewalttätigen Bandenmitglieder nicht im Zaum halten oder ist er selbst so skrupellos? Immer wieder überrascht uns Hannes und eine Bewertung seines Charakters entschlüpft uns wie Seife aus den Fingern.

Was mir an dem Roman besonders gefallen hat, war die Regionalität. Die kleinen Ortschaften und ländlichen Gegenden, durch die die Bande zieht. Die Räuber, die dem dörflichen Milieu entspringen. Die vielen mundartlichen Ausdrücke und das Rotwelsche, die Gaunersprache. Capitaine, Schickse, Baldoberer und viele mehr. Das hatte wirklich Charme. Auch interessant war die historische Grundlage, die Einteilung der Region in das Links- und das Rechtsrheinische, die französische Besatzung und der Flickenteppich deutscher Hoheitsgebiete, der eine effektive Verfolgung der Räuberbanden erschwerte.

Dagegen hat es etwas gedauert, bis ich mit Juliana wirklich warm werden konnte. Wir begleiten sie zwar, aber sehen nicht in ihren Kopf hinein. Ihre Art ist herzlich, aber bestimmt. Sie könnte auch in unserer heutigen Zeit leben.

Die Sprache ist leicht, der Roman lässt sich gut und flüssig lesen.
 


Lesen oder nicht?


Leichte Lektüre, die regionale Geschichte vermittelt. Ein lesenswertes Stück deutscher Geschichte.



3 Zitate


Das mit dem Heiraten war nämlich gar nicht so einfach. Dazu brauchte es nämlich eine Genehmigung der Behörden, und hierfür musste der Bräutigam nachweisen, dass er in der Lage war, eine Familie zu versorgen. [S. 35]

Jörgott verzog ärgerlich sein pockennarbiges Gesicht. "Was ziehn wir auch mit diesen Weibern durch die Lande? Nix als Ärger wird das geben."
"Dann hau doch ab, wenn's dir nicht passt."
"Ist ja schon recht. Guck lieber, dass der Dallheimer nid mit deiner Schickse abhaut. Und gib mir meinen Luppert zurück." [S. 72]

"Was machen wir jetzt?" fragte Juliana entgeistert.
"Ins Wirtshaus ziehen, was sonst.2
"O nein - dahin kriegen mich keine zehn Pferde mehr. Und gefährlich ist's dort obendrein."
Zunächst mit schönen Worten, dann mit Drohungen versuchte er, sie zu überreden, doch für diesmal blieb sie stur. [Zufallszitat, S. 268]






Ich freue mich über eure Kommentare. Kennt ihr den Hunsrück und die Saga vom Schinderhannes?

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