Als das Leben mich aufgab |
Roman, 220 Seiten
Zeilengold Verlag, Juni 2017
Genre: fantastische Belletristik
ISBN: 978-3946955023
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Mein Beitrag zur Aktion #MutzurNische: Brief an Mai : Lektionen
Woher: Gelesen für die Aktion "Mut zur Nische"
Erster Satz
Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich bald sterben würde, hätte ich gelacht.Zusammenfassung
Totes 16-jähriges Mädchen wird aus dem Warteraum des Todes nicht weitergeschickt, sondern muss zurück auf die Erde. Sie hat noch eine Pflicht zu erfüllen, Briefe zustellen, die sie geschrieben hatte. Dumm nur, dass sie sich zunächst nicht an ihr Leben erinnern kann. Erst nach und nach kommen einzelne Erinnerungen zurück und Mai - so nennt sie sich - lernt im Tod mehr über das Leben als im Leben.
Persönlicher Eindruck
Zunächst mal muss ich sagen, dass mir die Rezension dieses Nischenbuches wirklich schwerfällt. Das positive ist, dass es mich emotional und intellektuell lang beschäftigt hat. Ich hab über das Buch reflektiert, mich darüber aufgeregt, war fassunglos, hab die Moral gesucht, dachte, ich hab sie gefunden und dann, dass ich rein gar nichts verstanden habe. Wenn ein Buch das bringt, muss der Autor ja auch irgendwas richtig gemacht haben.
Der Plot an sich ist schnell erzählt: Totes Mädchen muss auf der Erde erst noch eine Aufgabe erfüllen. In diesem Fall Briefe zustellen, die sie geschrieben, aber nie abgeschickt hatte. Dabei lernt sie einiges über das Leben. So sind die, eher kurzen, Kapitel, auch mit "Lektion 1", "Lektion 2" usw. überschrieben und diese ist gleich zu Beginn des Lektionen-Kapitels abgedruckt. Dazwischen kommen Brief-Kapitel, immer wenn Mai, so nennt sich das tote Mädchen, einen Brief zugestellt hat. Insgesamt gibt es 44 Lektionen und 5 Briefe.
Erzählt wird aus Ich-Form von Mai. Da Mai unter Amnesie leidet und sich nur peu a peu an ihr Leben und einzelne Menschen erinnert, scheint uns die tote Mai näher zu sein wie das Mädchen, das sie mal gewesen war.
Mit der Hilfe von Naoma, einem sehr selbstständigen Mädchen, findet Mai die Empfänger der Briefe. Sie gehen z.B. an ihre Schwester und an ihren Beinah-/Ex-/besten Freund. Es geht um die Beziehungen zwischen Mai und den Briefeempfängern, davon, was gut gelaufen ist und welche oft unausgesprochenen Konflikte es gab. Und das ist auch der Punkt, denn sooo groß waren die Konflikte oder Probleme gar nicht und in den Briefen zeigt sich auch, dass die lebende Mai diese oft schon durchblickt hatte. Aber meist nie angesprochen, nie geklärt, nur abgewartet. Sie hatte sich auch zu wenig um sich selbst gekümmert, und das führte schließlich mittelbar zu ihrem Tod.
Mai muss diese Briefe auch übergeben, weil, so sagt der Engel, sowohl sie als auch die Hinterbliebenen nicht richtig abschließen können. Ob es wirklich hilft, einen Brief zu bekommen? Meiner Erfahrung nach heilt die Zeit die Wunden, so klischeehaft es bringt. Und manchmal verblasst die Wunde auch nur, es hängt auch davon ab, wie man die Person verliert. Jemand so junges zu verlieren ist immer tragisch. Und ihn plötzlich zu verlieren, durch einen Unfall, ist nochmal schlimmer. Durch einen Selbstmord, extremst schlimm. Das ist supertragisch. Und diese Briefe, sie können ja allerhöchstens ein Tropfen sein.
Das Mai keine Schuhe trägt, keine trug bei ihrem Tod, ist ein wiederkehrendes Motiv. Am Schluß kommt die Auflösung, warum.
Mais emotionale Grundstimmung ist auch merkwürdig. Sie hegt keinen Groll wegen ihrem Tod, nur leise und fast wohlgepflegte Trauer und Schmerz. Sie kann sich auch nicht mehr erinnern, wie sie starb, nur am Schluß kommt die Erinnerung daran zurück. Die letztendliche Auflösung hat mich fassungslos zurückgelassen, ich fand unverständlich, was passiert ist.
Die kleinen Lektionen im Buch fand ich gut, nur manchmal war ich anderer Meinung. Z.B., dass es im Leben darum gehe, glücklich zu sein. Das dachte ich auch, als ich Teenager war. Aber nun denke ich, es reicht, zufrieden zu sein. Außerdem ist es gut, wenn man etwas findet, das Bedeutung hat.
Jedenfalls bin ich immer noch auf der Suche nach der Moral. Mit dem Leben abschließen, seinen Frieden mit dem Tod machen, ja - andererseits war der Tod auch unnötig, hätte sie die Lektionen schon im Leben gelernt.
Ja, das Buch, es hallt nach.
Der Plot an sich ist schnell erzählt: Totes Mädchen muss auf der Erde erst noch eine Aufgabe erfüllen. In diesem Fall Briefe zustellen, die sie geschrieben, aber nie abgeschickt hatte. Dabei lernt sie einiges über das Leben. So sind die, eher kurzen, Kapitel, auch mit "Lektion 1", "Lektion 2" usw. überschrieben und diese ist gleich zu Beginn des Lektionen-Kapitels abgedruckt. Dazwischen kommen Brief-Kapitel, immer wenn Mai, so nennt sich das tote Mädchen, einen Brief zugestellt hat. Insgesamt gibt es 44 Lektionen und 5 Briefe.
Erzählt wird aus Ich-Form von Mai. Da Mai unter Amnesie leidet und sich nur peu a peu an ihr Leben und einzelne Menschen erinnert, scheint uns die tote Mai näher zu sein wie das Mädchen, das sie mal gewesen war.
Mit der Hilfe von Naoma, einem sehr selbstständigen Mädchen, findet Mai die Empfänger der Briefe. Sie gehen z.B. an ihre Schwester und an ihren Beinah-/Ex-/besten Freund. Es geht um die Beziehungen zwischen Mai und den Briefeempfängern, davon, was gut gelaufen ist und welche oft unausgesprochenen Konflikte es gab. Und das ist auch der Punkt, denn sooo groß waren die Konflikte oder Probleme gar nicht und in den Briefen zeigt sich auch, dass die lebende Mai diese oft schon durchblickt hatte. Aber meist nie angesprochen, nie geklärt, nur abgewartet. Sie hatte sich auch zu wenig um sich selbst gekümmert, und das führte schließlich mittelbar zu ihrem Tod.
Mai muss diese Briefe auch übergeben, weil, so sagt der Engel, sowohl sie als auch die Hinterbliebenen nicht richtig abschließen können. Ob es wirklich hilft, einen Brief zu bekommen? Meiner Erfahrung nach heilt die Zeit die Wunden, so klischeehaft es bringt. Und manchmal verblasst die Wunde auch nur, es hängt auch davon ab, wie man die Person verliert. Jemand so junges zu verlieren ist immer tragisch. Und ihn plötzlich zu verlieren, durch einen Unfall, ist nochmal schlimmer. Durch einen Selbstmord, extremst schlimm. Das ist supertragisch. Und diese Briefe, sie können ja allerhöchstens ein Tropfen sein.
Das Mai keine Schuhe trägt, keine trug bei ihrem Tod, ist ein wiederkehrendes Motiv. Am Schluß kommt die Auflösung, warum.
Mais emotionale Grundstimmung ist auch merkwürdig. Sie hegt keinen Groll wegen ihrem Tod, nur leise und fast wohlgepflegte Trauer und Schmerz. Sie kann sich auch nicht mehr erinnern, wie sie starb, nur am Schluß kommt die Erinnerung daran zurück. Die letztendliche Auflösung hat mich fassungslos zurückgelassen, ich fand unverständlich, was passiert ist.
Die kleinen Lektionen im Buch fand ich gut, nur manchmal war ich anderer Meinung. Z.B., dass es im Leben darum gehe, glücklich zu sein. Das dachte ich auch, als ich Teenager war. Aber nun denke ich, es reicht, zufrieden zu sein. Außerdem ist es gut, wenn man etwas findet, das Bedeutung hat.
Jedenfalls bin ich immer noch auf der Suche nach der Moral. Mit dem Leben abschließen, seinen Frieden mit dem Tod machen, ja - andererseits war der Tod auch unnötig, hätte sie die Lektionen schon im Leben gelernt.
Ja, das Buch, es hallt nach.
Lesen oder nicht?
Das ist definitiv nichts für Menschen, die grad emotional instabil sind oder jemand verloren haben. Zuraten kann ich Menschen, die Lesestoff suchen, das einem zum Nachdenken bringt und emotional bewegt.
Gesamtbewertung
4 Sterne: Sofa-Fessler |
Besonders inspirierend
3 Zitate
Wir alle tragen ihn in uns. Diesen kleinen Funken Hoffnung, der uns am Leben erhält. [Pos. 118]
Priorität Nummer eins bist du selbst. Denke an andere und handle weise, aber vergiss nie, dass du immer zuerst auf dich achten solltest. [Zufallszitat, Pos. 547]
Manchmal versteht man die Regeln des Lebens nicht, aber das ist der Punkt – Es gibt keine. [Pos. 1185]
Hey Daniela,
AntwortenLöschendas ist eine sehr interessante Rezension zu einem sehr interssantem Buch! Ich schaue immer wieder gerne, was die Aktion #MutZurNische brigt und bin immer wieder überrascht, welche Bücher sich da tummeln.
Man kann sehr deutlich herauslesen, wie sehr dich das Buch noch nach dem Lesen beschäftigt hat. Und jetzt, einige Zeit nach der Rezi, wie ist dein Gefühl für das Buch? Bist du zufrieden oder suchst du immer noch?
Zitat:
"Die letztendliche Auflösung hat mich fassungslos zurückgelassen, ich fand unverständlich, was passiert ist."
--> Heißt das, dass du entsetzt warst über die Auflösung oder enttäuscht? Wie definierst du -unverständlich- hier?
GlG, monerl
Hallo monerl,
Löschengenau aus dem Grund mag ich die Aktion sehr, dass ich auch mit Büchern konfrontiert werde, die ich sonst nie auf dem Schirm gehabt hätte.
Mein Gefühl jetzt einige Zeit nach der Rezension ist immer noch ambivalent. Diese Ambivalenz ist also ein dauerhaftes Ergebnis.
Danke, dass du nachfragst, was genau ich mit "unverständlich" meinte. In der Auflösung ging es ja dann darum, wie und warum sie gestorben ist. Und eben dieses Ereignis konnte ich nicht nachvollziehen; es wurde zwar "erklärt", aber es war für mich als Erklärung nicht ausreichend und hat mich eher entsetzt als enttäuscht.
(Noch genauer möchte ich aus Spoilergründen nicht werden, bei Bedarf gerne per WhatsApp.)
LG
Daniela