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Sonntag, 6. Mai 2018

[#mutzurnische] Psychische Labilität in Shadows von Olivia Mae

Mut zur Nische - Bücher abseits des Mainstream
#mutzurnische


das Cover zeigt wohl Natasha, die sich als Grufti schminkt
kleiner Grufti

sozialkritischer Jugendroman, 314 Seiten
Eigenverlag, Dezember 2017
ISBN: 978-3950443073
ASIN: B01B7AKSZI
Affiliate Link zu Amazon


In Shadows von Olivia Mae geht es u.a. um Jugendliche, die als psychisch labil beschrieben werden. Die Auswirkungen der Labilität sind unterschiedlich. Die Jugendlichen nehmen Drogen, sind anfällig für Manipulationen, ritzen sich selber, begehen Selbstmord, morden oder laufen Amok. Sie richten also selbstzerstörerische Aktionen gegen sich selbst oder gegen andere. Bevor wir uns nun die selbstzerstörerische Aktionen näher anschauen, möchte ich erstmal untersuchen, ob psychische Labilität denn typischerweise tatsächlich zu Morden oder Amokläufen führt.



Leider gab es ja Anfang April wieder einen aktuellen Fall, der Amoklauf von Münster. Dabei untersuchte die Zeit genau meine Fragestellung und stellte fest, dass ein Amoklauf, wie in Münster, nicht typisch ist für psychisch Erkrankte. ""Wer sie begeht, wird vor allem von Gewalt angetrieben, von Aggressionen, die sich aufgestaut haben. Meist greifen die mehrheitlich männlichen Täter dabei zu Schusswaffen. Sie wollen willkürlich töten und planen dabei den eigenen Tod mit ein. Wer Amok läuft, wird aber meist schon vorher auffällig, zieht sich zurück, macht vielleicht sogar Andeutungen. Vor allem aber planen solche Menschen intensiv ihr Vorhaben."" Die Zeit schreibt auch. "Gerade mögliche Amoktaten hängen – wenn überhaupt – eher mit Psychosen und bestimmten Persönlichkeitsstörungen zusammen, nicht mit einer klassischen Depression."

Es ist also festzuhalten, dass die meisten "psychisch labilen" die Aktionen nur gegen sich selbst richten. Erweiterte Suizide und Amokläufe sind spektakulär und werden deshalb in den Medien prominent dargestellt, das führt zu einer verzerrten Darstellung. Suizide werden noch genauer bei xxx behandelt.

"Psychisch labil", was heißt das eigentlich? Psychisch labile Menschen sind seelisch anfällig. Sie kommen leicht aus ihrem emotionalen Gleichgewicht und haben es schwer, zu ihrer Mitte zu finden. Es ist noch keine psychische Krankheit, aber die Wahrscheinlichkeit, eine zu entwickeln ist deutlich erhöhter als bei Menschen, die psychisch stabil sind. Psychisch labile Menschen haben bspw. große Stimmungsschwankungen, Ängste, Traurigkeit, Schlafstörungen usw. Das kann körperliche, hormonelle Ursachen haben oder auch seelische, wie großer Alltagsstress oder traumatische Erfahrungen in der Kindheit. Bei den Protagonisten in Shadows ist letzteres der Fall; Natasha hat bei einem Autounfall ihre Familie verloren, Walther vermisst seinen richtigen Vater und auch Johannes hat seine Mutter verloren und wurde von seinem Vater verlassen.

Aus einem Stimmungstief herauszukommen und psychisch stabiler zu werden, ist möglich. Natasha findet Halt bei Tobias, Walther bei Janine. Auch Achtsamkeitsübungen und eine gesunde Lebensweise sowie eine positive Denkweise sind lt. diversen Quellen hilfreich.

Wann wird nun aus einer psychischen Labilität eine Krankheit? Die Medizin nennt es "emotional instabile Persönlichkeitsstörung", und die Abgrenzung ist in der Häufigkeit und der Dauer zu sehen, wenn der Betroffene also ständig labil ist. Eine mangelnde Impulskontrolle kommt hinzu, Betroffene fügen sich selber Schmerzen zu oder konsumieren Drogen.
""Extreme Emotionen, immer wiederkehrende Gedanken darüber, sich selbst zu verletzen oder umzubringen, leichte Reizbarkeit und ein chronisches Gefühl von Einsamkeit sind einige der Anzeichen, die bei Betroffenen auf die Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (EIP) schließen lassen.""

Hier wird nun ganz klar, dass psychisch Labile eher dazu neigen, sich selbst zu verletzen.
""Seelisch nicht stabil, davon ist häufig die Rede, wenn es um Taten Einzelner geht, die viele nicht fassen können. Wichtig dabei ist zu betonen, dass die allermeisten Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden oder diese überwunden haben, in den seltensten Fällen eine Gefahr für andere sind.""

Wenn du selbst oder ein dir nahestehender Mensch an einer emotionalen Krankheit leidest, hole dir Hilfe, z.B. bei darauf spezialisierten Ärzten. Es gibt auch diverse Foren im Internet, wo man sich erstmal anonym informieren und mit anderen austauschen kann. Auf jeden Fall musst du wissen, dass du nicht allein bist und dass es eine Krankheit ist, eine Behandlung und Heilung ist möglich, es ist kein unabwendbares Schicksal. Es braucht viel Kraft, keine Frage; such dir Ressourcen und Menschen, die dir gut tun!




Quellen und weiterführende Literatur:
https://diepsyche.de/lexikon/psychische-labilitaet/
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-04/muenster-kiepenkerl-psyche-taeter-amoktat
https://gedankenwelt.de/was-ist-die-emotional-instabile-persoenlichkeitsstoerung-eip/
http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.de/
Irre! Wir behandeln die Falschen - Unser Problem sind die Normalen von Manfred Lütz


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Folgende Blogs beteiligen sich auch bei der Aktion #MutzurNische:

30.04.2018 - Ein kleiner Blick in das Buch Nadja Bickhardt https://bookwormdreamers.blogspot.com/2018/04/ein-kleiner-blick-in-das-buch-aktion.html
02.05.2018 - Ein Blick hinter die Kulissen Sarah Trimagie Startlink: https://www.facebook.com/trimagie84/posts/2049635948648869 

    2 Kommentare:

    1. Hallo Daniela,

      schöner Text.
      Frühger war klar, wenn sich jemand ritzt, leidet er an Borderline. Ich glaube, das heißt heute EIP.
      Was mir aber nie klar wurde, es hat sich in den letzten 10-15 Jahren etwas verändert. Jugendliche, "Emos", ritzen sich, weil es schick ist. Weil es Freunde machen. So wurde mir das jedenfalls von einer Betroffenen erklärt. Sie fand, das war kein großes Ding.
      Ich dagegen denke: Man verletzt sich doch nicht einfach so.
      Die Pubertät ist eine schwierige Zeit. Keine Frage. Ich finde es sehr bedenklich, wenn Jugendliche heute in so einem "Zwang" stecken, dass sie sich schneiden müssen, um es auszuhalten.
      Da stellt sich die Frage, was hat sich psychologisch/pädagogisch verändert, dass Jugendliche anders als wir früher, eine drastischere Art brauchen, ihre Gefühle auszudrücken?

      Liebe Grüße
      Petrissa

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      1. Hi Petrissa,
        ich bin ein bisschen schockiert - ist das tatsächlich so, dass Ritzen jetzt "in" ist? Sich aus Mode verletzen, zu sagen, das sei kein großes Ding, das ist tatsächlich unglaublich und vielleicht eher, wie du sagst, eine drastische Art, seine Gefühle auszudrücken. Gibt unsere Gesellschaft den Jugendlichen heute so ein Gefühl der Ausweglosigkeit?
        Wirklich schwierig

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