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Mittwoch, 13. Juni 2018

[Rezension] Tschaikowsky: Leben und Werk von Malte Korff

Das Cover zeigt den älteren Tschaikowsky in einem Sessel sitzend, die Stirn auf die Hand gestützt
Der Künstler in späteren Jahren

Tschaikowsky: Leben und Werk
Autor: Malte Korff
dtv Verlagsgesellschaft, Dezember 2014
ISBN: 978-3423280457
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WoherSeit einiger Zeit höre ich mich in russische klassische Musik ein. Tschaikowskys Sinfonien haben mich so bewegt, das ich den Menschen hinter der Musik kennenlernen wollte.


So fängt es an


Bereits in den letzten Lebensjahren gilt Tschaikowsky als der bedeutendste russische Komponist, und sogar im Ausland, vor allem in Westeuropa, hat er sich in dieser Zeit längst einen Namen gemacht. Doch sowohl sein künstlerischer wie auch sein persönlicher Werdegang gestalten sich problematisch, wechselhaft und manchmal geradezu abenteuerlich.

Zusammenfassung


Malte Korffs Biographie über Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893) verfolgt das Ziel, sowohl den Menschen als auch den Komponisten Tschaikowsky nahezubringen. Mit "Leben und Werk" ist deshalb die Biographie passend überschrieben.

Der Leser folgt Tschaikowsky durch sein Leben, von seiner Kindheit, in der er schon ein erstaunliches musikalisches Talent wie auch eine empfindsame Seele offenbarte, über seine Schaffensjahre, Höhen und Tiefen, bis hin zu seinen letzten Jahren.



Persönlicher Eindruck


Das Leben Tschaikowskys hat mich sehr berührt, genauso, wie seine Musik mich zu berühren vermag. Dabei fällt bei ihm auf, dass niemand, wie ein Sprichwort sagt, in jemandes anderen Schuhen steckt. Bei Tschaikowsky krachten oft die Gegensätze. Er war sehr menschenscheu, oftmals depressiv, nahm dann doch Einladungen zu Gastkonzerten an. Er war vielgereist, kannte Paris, London, Hamburg, Leipzig, sogar in Übersee ist er gewesen - doch am liebsten zog er sich in ein kleines einsames Haus auf dem Lande zurück, umgeben von Wäldern, und komponierte. Er war ein empfindsames Kind und ein empfindsamer Mann, ging in seiner Musik auf bis zum Nervenzusammenbruch. Er litt darunter, dass er homosexuell war und ging, wenig durchdacht, eine Ehe ein mit einer Frau, die für ihn schon nach einem Tag zur persönlichen Hölle auf Erden mutierte. Da seine Frau einer Scheidung nicht zustimmte, blieben sie verheiratet, lebten aber niemals zusammen und das Verhältnis war schlecht (seine Frau hatte schließlich einen Lebensgefährten und mit ihm zusammen drei Kinder, die sie aber alle ins Waisenhaus gab).
Tschaikowsky hatte zeitlebens ein gutes Verhältnis zu seinen Geschwistern, besonders zu der Schwester Sascha, aber auch zu seinen jüngeren Brüdern Modest (der ihm besonders nahestand, sie hatte ähnliche Ansichten über das Leben und Modest war auch schwul) und Tolja. Seine Nichten und Neffen liebte er, förderte sie auch und sie besuchten ihn gern.

Großen Anteil an Tschaikowskys musikalischem Erfolg hat seine Gönnerin, die reiche Witwe Nadeschda von Meck, die es ihm durch eine Rente nicht nur ermöglichte, als freier Künstler zu arbeiten, sondern die sich auch für ihn und seine Musik interessierte. Zahlreiche Briefe schickten sie sich hin und her. Der Autor schreibt, Nadeschda wäre für Tschaikowsky eine Art Mutterersatz gewesen für seine zu früh verstorbene Mutter. Nie hat er Nadeschda leibhaftig getroffen! Überhaupt fällt auf, dass in Tschaikowskys Opern und Balletten charakterliche Frauen dominieren.

Der Autor hat Tschaikowskys Leben in Perioden unterteilt und behandelt neben dem Privaten auch die Musik, die er komponiert hat. Was gab den Auslöser, unter welchen Umständen hat er komponiert, was ist der Inhalt der Musik, wie wurde das Werk vom Publikum aufgenommen. Das fand ich schon sehr interessant, z.B. wie er in der Manfred-Sinfonie die literarische Vorlage verarbeitet hat, das Publikum dieser "neumodischen" Ausarbeitung aber nicht immer folgen konnte.

Der Musikbeschreibung konnte ich leider nicht immer bis ins Detail folgen, da ich mich erst in das Gebiet der klassischen Musik einarbeite, und noch nicht mit jedem Fachwort vertraut bin.





Ich nehme aus dem Buch viel Wissen mit über Tschaikowskys Leben und über sein Werk. Meine Bewunderung für diesen Künstler ist noch gestiegen. Mit Empathie habe ich verfolgt, wie Tschaikowsky an sich selbst gelitten hat, seine Menschenscheuheit, seine Depressionen, seine innere Zerrissenheit und Seelenqualen. Und doch beschrieben ihn Zeitgenossen als angenehmen und charmanten, oft witzigen Gast. Sein Bruder Modest hat mal geschrieben, dass er anderen oft nur eine Maske gezeigt hat. Das hat mich sehr berührt. Ich glaube, der Künstler war oftmals einsam - und er hat doch der Menschheit ein so herausragendes Werk hinterlassen. Mir war es wichtig, den Menschen hinter der Musik zu sehen, und das ist auch gelungen, auch wenn ich glaube, dass letzendlich nur Tschaikowsky selber hinter seine Maske blicken konnte. Der Autor stellt alles sehr differenziert dar!


Eine Zeittafel, ein Werksverzeichnis und ein Personenverzeichnis runden das Werk ab und bieten für später Nachschlaghilfen. Ich fand es interessant, mit welchen anderen Komponisten Tschaikowsky bekannt war.



Lesen oder nicht?


Empfehlenswert für Freunde der klassischen Musik und für Menschen, die gerne Biographien lesen.

Gesamtbewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐

 

Zitate


Der Gedanke zu heiraten beschäftigt Tschaikowsky immer mehr. Dabei hat er schon deutliche Vorstellungen davon, wie die Beziehung auszusehen habe. Was ihm vorschwebt, ist eine Ehe, bei der ihm die Frau bei seiner künstlerischen Tätigkeit nicht stört, auf körperliche Ansprüche verzichtet und auch seine Neigungen akzeptiert. [S. 96]

Der Tagesablauf ist nun streng geregelt. Von halb zehn Uhr bis um eins und nachmittags zwischen fünf und sieben Uhr komponiert er, und dazwischen, auf stundenlangen Spaziergängen, sinnt er über das zu Schaffende nach. [S. 149]

Der Umjubelte findet kaum Zeit für sich, und wenn er für Momente in seinem Hotelzimmer verweilt, so benutzer er sie nur dazu, um zu weinen. [S. 202]





Weitere Meinungen


2 Kommentare:

  1. Liebe Daniela,

    das hört sich interessant an und es freut mich, dass es Dir gefallen hat! In Zeit, in der er lebte, ist ja auch eine sehr spannende.

    Von dem zweiten Band der Sieben Schwestern hatte ich Dir erzählt, oder? Wo es um die Geschichte des Komponisten Edvard Grieg ging? Dessen Musik finde ich auch wunderschön.

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Hi Petrissa,
      ja, genau, ich erinner mich, dass du von der Geschichte um Grieg erzählt hast. Grieg müssen wir noch genauer hören, der steht auf jeden Fall auf der Liste :)

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