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Donnerstag, 16. August 2018

[Rezension] Hildegard von Bingen - die mächtigste Nonne des Mittelalters - von Maria Regina Kaiser

Hildegard in Nonnentracht
Hildegard

Hildegard von Bingen - Die mächtigste Nonne des Mittelalters
Autor: Maria Regina Kaiser
Buch erschienen bei Herder, Juli 2018
256 Seiten
Biographie, Religion
ISBN:  978-3451382390
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Woher: Rezensionsexemplar von Grützner Literaturtest, dem ich herzlich danke

So fängt es an


Ein kalter Windstoß blies über die felsige Anhöhe, auf der das Kloster mit seinen Türmen und Mauern in den blauen Oktoberhimmel ragte.


Zusammenfassung


Hildegard von Bingen - sie war eine Äbtissin, Heilkundige, ein Sprachrohr Gottes, hatte Schauen und leitete trotz kränklicher Konstitution ein Kloster.



Persönlicher Eindruck


Die Romanbiografie von Hildegard von Bingen ist Teil einer Serie von "Romanbiografien mutiger Frauen". Neben Hildegard von Bingen sind das zu Beginn noch Gabriele Münter (meine Rezi folgt) und Coco Chanel.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert:
  • Die Jahre mit Jutta
  • Magistra auf Disibodenberg
  • Auf diesen Felsen
  • Anhang - Grundlagen der Romanbiografie
Als zehntes Kind ihrer Eltern war Hildegard von Anfang an für das Klosterleben bestimmt (den 10. Teil Gott geben), jedoch hätten ihre Eltern die Tochter wohl auch so ins Kloster gegeben. Ein Kloster war damals ein Schutzraum für Menschen wie Hildegard, die schwer krank war, Visionen hatte und für ein Leben außerhalb der Klostermauern nicht geeignet erschien.

Die ersten Jahre als Klausnerin fand ich schwer nachvollziehen; in einer Klause zu leben, diese niemals zu verlassen erscheint mir nicht erstrebenswert. Und doch hatte das Kloster Zulauf von adeligen Töchtern, die gerne dort leben wollten.

Bemerkenswert erscheint mir auch, dass Hildegard als Äbtission fast ausschließlich Adelige aufnahm, sie hielt nichts davon, die Stände zu mischen. Der Anhang erklärt, dass sie als Nonne unter Jutta von Sponheim genügend Streitigkeiten zwischen Nonnen verschiedener Herkunft mitbekam, so dass sie als Äbtissin das eben anders handhabte.

In der Biografie selber kommt Hildegard eher etwas weinerlich rüber - der Anhang relativiert das dann etwas, Hildegard muss wohl eine knallharte Verhandlungspartnerin gewesen sein - und weinte dennoch über Schicksalsschläge. Auch dass sie immer Dinge sagt wie "ich bin nur eine erbärmliche, schwache Frau", bevor sie von ihren Visionen berichtet, hat mich beim Lesen aufgeregt - doch auch hier erläutert der Anhang, warum das so war.

Schwere Krankheitsschübe zwingen Hildegard immer für Wochen darnieder. Sie kommen oft dann, wenn ihr etwas verwehrt bleibt, dass das lebendige Licht ihr befohlen hat, wie bspw. den Bau des neuen Klosters auf dem Ruprechtsberg. Wenn sie dem Willen Gottes folgen kann, geht es ihr oft schnell wieder besser.

Im Anhang wird berichtet, dass es wohl eine MS-Form gewesen ist, die bei ihr schon in Kindheitstagen einsetzte. Auch könnte sie Synästhetikerin gewesen sein.

Die Romanbiografie fokussierte auf die Visionen Hildegards, ihre theologischen Aussagen, auf ihr Klosterleben und ihr Amt als Äbtissin. Nur kurz erwähnt sind ihre Besuche bei Kranken, hier hätte ich gern noch mehr erfahren, denn im Buch kommt nicht raus, wieso Hildegard als Heilkundige galt. Dasselbe gilt für ihre Korrespodenzen mit den führenden Köpfen ihrer Zeit.


Die Biografie ist gut geschrieben, allerdings muss ich gestehen, dass ich den Anhang fast als interessanter empfand, denn er erklärt einiges, was mich beim Lesen der ersten drei Teile verwirrt hat und setzt nochmal andere Schwerpunkte. Ich konnte leider zu der Protagonistin Hildegard keine Bindung aufbauen.


Gestaltet ist das Buch wirklich schön. Ein Hardcover mit grünem Innenumschlag, diese Farbe wird auch für die Abgrenzung der einzelnen Teile verwendet und für die Kapitalen am Anfang eines Kapitels. Stiche und Abbildungen ergänzen das Werk.

Hildegard als Nonne
schön gestaltetes Innenleben des Buches


Lesen oder nicht?


Die Romanbiografie bringt uns Hildegard als religiöse Person mit heiligen Visionen und als Klosterleiterin näher, weniger wird auf Hildegard als Heilkundige eingegangen. Der Anhang ergänzt die drei Romanteile integral. Seltsamerweise blieb ich im Romanteil Hildegard gegenüber eher neutral und empfand den Anhang als interessanter. Für mich ein solides Werk, daher:

Gesamtbewertung: ⭐⭐⭐




Zitate


Alle waren sie sich einig: Jutta war ganz anders als die Kleine, für die das Kloster der einzige Weg war. Das Klosterleben war für Kinder wie sie ein Schutz. Ehe und Mutterschaft wären zu schwer für sie gewesen. [S. 37]

War Gerechtigkeit nicht eher, zu unterscheiden? [S. 109]

"Doch die Menschen können nicht ausschließlich rein und jungfräulich sein, selbst wenn sie es gelobt haben. Sie alle Adams und Evas Kinder, in Sünde erzeugt. Deshalb wird es immer wieder dazu kommen, dass der Körper in Sünde verfällt." Hildegard bemühte sich, in einfachen Formulierungen zu ihrer Schülerin zu sprechen. [S 123]

5 Kommentare:

  1. Hallöchen,

    diese Buchreihe gefällt mir ebenfalls sehr gut. Ich habe die Biografie von Gabriele Münter gelesen und rezensiert.
    Vielleicht möchtest du mal reinschauen.
    https://sommerlese.blogspot.com/2018/08/gabriele-munter-stefanie-schroder.html

    LG Barbara

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    1. Hi Barbara
      das ist das nächste Buch auf der Liste, bin schon gespannt! Besuche dich gerne

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  2. Liebe Daniela,
    komm uns hier in Hessen besuchen und wir fahren dann gemeinam nach Bingen! Eine wirklich schöne Stadt, mir hat sie sehr gut gefallen. :-) Dann können wir uns auf historische Wurzelsuche von Hildegard begeben.hihi
    GlG, monerl

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  3. Schade, dass Dir die nicht so gefallen hat oder was das noch Deine alte Bewertung?
    Die Cover sind ja auch einmalig.
    Und ja, Bingen ist wirklich wunderschön!

    LG

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    1. Hi Petrissa,
      3,5 Sterne könnte man auch noch geben; ich bin aber mit dem Stil nicht so ganz warm und glücklich geworden; fand den Anhang zur Romanbiografie viel interessanter als den Roman an sich :D

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