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Sonntag, 5. August 2018

[Rezension] Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer


Gut gegen Nordwind
Autor: Daniel Glattauer
Buch erschienen im Goldmann-Verlag, Juli 2008
224 Seiten
Liebesroman
ISBN: 978-3442465866
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Woher: Aus dem Bücherschrank Ettlingen


So fängt es an


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Zusammenfassung


Emmi Rothner möchte per E-Mail ihr Abo der Zeitschrift „Like“ kündigen, doch durch einen Tippfehler landen ihre Nachrichten bei Leo Leike. Als Emmi wieder und wieder E-Mails an die falsche Adresse schickt, klärt Leo sie über den Fehler auf. Es beginnt ein außergewöhnlicher Briefwechsel, wie man ihn nur mit einem Unbekannten führen kann. Auf einem schmalen Grat zwischen totaler Fremdheit und unverbindlicher Intimität kommen sich die beiden immer näher – bis sie sich der unausweichlichen Frage stellen müssen: Werden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja? (Klappentext)



Persönlicher Eindruck


So viele Leute, die ich kenne, waren von diesem Buch begeistert. Ich kann die Begeisterung nicht teilen. Vielleicht liegt es mir einfach nicht, ein Buch zu lesen, dass aus Mails besteht.

Leo und Emmi eiern seitenlang umeinander rum. Sie schreiben sich Mails, die manchmal anmuten wie ein Gespräch unter Kindern (Sag du - nein du - nein du), oft aber sich mit dem anderen beschäftigen und dabei jeden Satz und alle Motive hinterfragen und interpretieren.

Irgendwie verlieben sie sich, aber irgendwie schrecken sie vor einer Begegnung zurück. Ich fand das nicht anrührend oder romantisch, sondern so als würde man auf der Autobahn an dutzenden Autobahnraststätten vorbeifahren, um die beste Toilette zu finden. Höhepunkte sind z.B.ihr Nicht-Treffen in einer Bar (sie sind beide gleichzeitig dort, geben sich aber nicht zu erkennen) oder das Treffen von Leo und Emmis bester Freundin. Der jeweils andere wird ein integraler, aber seltsam abwesend-digitaler Bestandteil ihres Lebens. Es ist eine Mischung aus Nähe und Ferne, die natürlich den Reiz des Buches ausmacht und vermutlich zum Nachdenken über neue Medien anregen soll, aber mich einfach nur aufregt. Get a live, will man ihnen zurufen.

Beide sind mir nicht sonderlich ans Herz gewachsen und auch nicht sympathisch gewesen.

Vom Erzählstil her ist das Buch in Form einer E-Mail-Unterhaltung geschrieben. Ich finde das weder orginell noch sonderlich lesefreundlich. Es fühlt sich wirklich so an, als würde man eine fremde Mailkorrespondenz mitlesen (und warum sollte man das tun?)

Die einzig für mich romantische Szene im Buch ist die, die dem Buch dem Titel gab. Es sei hier erklärt für all diejenigen, die sich fragen, ob "Gut gegen Nordwind" so etwas bedeutet wie "Müller gegen Meier". Also - Emmi kann nicht schlafen, weil Nordwind ist und Leo gibt ihr gute Tipps. Schließlich kann sie einschlafen und lobt ihn, er sei "gut gegen Nordwind".

Das Ende war - okay... Irgendwie passend zum Buch, wenn auch nicht sonderlich befriedigend. Das Buch hat noch eine Fortsetzung, die wohl auf allgemeinen Wunsch entstanden ist, weil viele sich mit dem Ende nicht anfreunden konnten. Die Fortsetzung heißt "Alle sieben Wellen".


Lesen oder nicht?


Ein Buch, ganz gut geeignet, um ein paar tote Stunden zu überbrücken. Wenn man die Seiten überfliegt oder querliest, entgeht einem nicht wirklich etwas. Mich hat das Rumgeeiere zwischen zwei Protagonisten, die sich hin und her schreiben, und der sich dadurch ergebende Erzählstil eher genervt als unterhalten.


Gesamtbewertung: ⭐ Klolektüre




Zitate


Wir werden so lange in Kontakt bleiben, bis einem von uns die Luft ausgeht oder die Lust vergeht. Ich glaube nicht, dass ich es sein werde. [S. 39]

Aber Emmi, Sie dürfen nicht mein Gewissen werden wollen! Um bei einem Ihrer Lieblingsthemen zu bleiben: Es muss Ihnen egal sein, wann ich mit wem wie oft und auf welche Art Sex habe. [S. 77]

Wir steuern auf die große Ernüchterung zu. Wir können nicht das leben, was wir schreiben. Wir können die vielen Bilder nicht ersetzen, die wir uns voneinander ausmalen. [S. 161]



Weitere Meinungen


  • Tausendleben ließ das Buch auch ratlos zurück
  • Mona liest mocht den Schreibstil und die Charaktere
  • Live.Love.Laugh schreibt: dieses Buch ist die schönste und zugleich traurigste und die moralischste, unmoralische Liebesgeschichte dieser Zeit
  • Friedhof der vergessenen Bücher machte einen Re-read und war wie beim ersten Mal berührt und amüsiert 
  • Bücherfantasie bespricht sowohl dieses Buch als auch den Nachfolger "Alle sieben Wellen"



2 Kommentare:

  1. Liebe Daniela,
    es schmerzt mich zu lesen, wie schlecht dieses Buch bei dir wegkommt. Alle in Allem war es wohl das falsche Buch für dich. Eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art, mit viel Tiefe, die irgendwie an dir vorbeigerauscht ist. Du hast dich an der Form gestört und dich als Voyer der geschriebenen Mails gesehen. Wirklich schade, dass du dich nicht darauf hast einlassen können!
    Dieses Buch wurde 2006 erstveröffentlicht, da war es noch nicht Gang und Gäbe, dass man seinen Partern über Mails bzw. das Internet kennenlernt, oder? Zudem haben sie sich ja nicht einmal über eine Partnerbörse kennengelernt, sondern über einen großen Zufall durch einen Schreibfehler. ;-) Das ist dann doch wieder was ganz Außergewöhliches.

    Ich stelle fest, dass ich mit deinem Bewertugnssystem irgendwie ein "Problem" habe. Du hast hier 1,5 Sterne vergeben und schreibst dazu, "Ein Buch mit Schwächen, etwas für nebenher". Das ist mir viel zu Positiv für die Sternenzahl. Ein Buch mit 1,5 Sternen will ich nicht einmal für Zwischendurch. Dazu ist mir meine Zeit viel zu schade. Es gibt weitaus bessere dünne Bücher für Zwischendurch, die 3 Sterne haben. ;-)
    GlG, monerl

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    1. Hi monerl,
      wir haben ja schon drüber gesprochen und dann hab ich versucht, an die Geschichte nochmal anders ranzugehen, aber es packt mich einfach nicht. Das mag an der äußeren Form liegen oder daran, dass es einfach nicht meine Geschichte war. Das ist so wie mit Menschen, manchmal ist einem jemand sympathisch, manchmal jemand auf den ersten Blick unsympathisch.
      Mir muss ja nun auch nicht jedes Buch gefallen.
      Ich vergebe ganz subjektiv die 1,5 Sterne - und "für nebenher" stimmt für mich auch, da ich es in der Mittagspause, eben "nebenher" gelesen habe, und dafür war es okay.

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