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Mittwoch, 22. August 2018

[Rezension] Wunder von Raquel J. Palacio

der kleine Auggie mit Astronautenhelm
Wunder - als Hörbuch gelesen

Wunder (Sieh mich nicht an)
Autor:  Raquel J. Palacio
Buch erschienen bei dtv, Januar 2015
448 Seiten
Kinder- und Jugendbuch, Gegenwartsliteratur
ISBN:  978-3423625890
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Hörbuchausgabe
Carl Hanser Verlag
4 Stunden und 47 Minuten
(leider eine gekürzte Ausgabe)
Sprecher: Andreas Steinhöfel und Nina Petri
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Woher: Auswahl im Buchclub von Emma von Ge(h)schichten



Zusammenfassung


August Pullmann ist 10 Jahre alt - und hat ein entstelltes Gesicht. Bisher wurde er wegen seiner vielen Operationen zu Hause unterrichtet, doch nun soll er zum ersten Mal in seinem Leben in die Schule gehen, in die 5. Klasse der Middle School.

Man kann sich vorstellen, dass das für den armen Auggie nicht einfach ist - er findet Freunde, verliert Freunde, wird gemobbt und erlebt Wunder. Wir begleiten ihn und die Menschen um ihn herum im Lauf dieses Schuljahres.

Im klassischen Storyplot ist diese Geschichte wohl als Reifeprüfung anzusiedeln - wir lernen uns besser kennen, überwinden Hindernisse und werden schließlich ein wenig erwachsener.


Persönlicher Eindruck


Wunder ist ein ganz anrührendes Buch, Augusts Geschichte ging mir ans Herz.  Wie schon geschrieben, ist die Geschichte eine klassische "Held überwindet Schwierigkeiten und reift daran"-Geschichte.

August kam mit mehreren Syndromen zur Welt, die aus seinem Gesicht "ein Schlachtfeld" machten. Operationen verhalfen ihn z.B. zu einem Kinn, trotzdem ist sein Gesicht weit davon entfernt, normal zu sein. Wie August zu Beginn selbst sagt, er will es nicht beschreiben, "denn was immer ihr euch vorstellt, es ist schlimmer". August fühlt sich selbst eigentlich ganz normal, aber er weiß, dass er nicht normal ist - denn normale Leute bringen andere normale Leute nicht dazu, schreiend wegzurennen.

Nun also soll August in eine ganz normale Schule gehen, zum ersten Mal in seinem Leben. Der Schulleiter ist sehr bemüht um August, organisiert sogar "Willkommenskumpel". Und doch reagieren die anderen Kinder erstmal geschockt. "Was ist das mit deinem Gesicht?" fragt einer. Sie setzen sich nicht neben ihn, starren ihn an. Aber es gibt auch Lichtblicke. Summer z.B., sie setzt sich in der Mittagspause aus Mitleid zu ihm - und bleibt, weil er so witzig und klug ist. Auch mit Jack Will freundet sich August an, zumindest so irgendwie.

Die Geschichte wird zunächst aus der Sicht von Auggie erzählt. Der Sprecher ist Andreas Steinhöfel und er spricht absolut genial, hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Der Anfang hat mich trotzdem die Augen rollen lassen. Zunächst eine Geschichte über eine furzende Hebamme und dann ein Schulleiter, der Pomann heißt (kicher, kicher), aber das finden 10-jährige eben witzig. Zum Glück hat dann dieser Humor aber aufgehört.

Neben Auggie kommen auch noch Summer, Jack Will, Auggies Schwester Via, ihr Freund Justin und ihre Freundin Miranda zu Wort. (Ich hoff, ich hab keinen vergessen.) Jeder hat seine eigene Sichtweise auf Auggie. Mal spielt August eine zentrale Rolle in den Geschichten der anderen, mal eine wesentliche, mal ist er einfach Teil des "Hintergrunds" der Person. Im Hörbuch werden diese Passagen auch immer von unterschiedlichen Sprechern erzählt, das brachte auch jeweils eine andere Färbung hinein, was ich gut fand.

Via bspw. berichtet davon, wie es ist, die Schwester eines Kinds zu sein, das besondere Aufmerksamkeit braucht, schon allein durch die vielen Operationen. Sie ist ein nettes Kind, steckt oft freiwillig zurück - und sie liebt ihren Bruder über alles. Und doch ist es für sie in der neuen High School auch ganz toll, einmal einfach sie selbst zu sein und dass niemand von Auggie weiß.

Augusts Familie hat mir gut gefallen, alle sind sehr liebevoll, seine Schwester, seine Mutter und sein Vater. Sehr berührt hat mich eine Passage, als Auggies Vater - sinngemäß - zu ihm sagt, er wisse, dass er oft Probleme mit seinem Gesicht hat, aber er würde dieses Gesicht von ganzem Herzen lieben.


Ich denke, am Schluß des Schuljahres haben alle etwas gelernt, haben sich weiterentwickelt. Ich war ergriffen vom Ende (auch wenn es sehr pathetisch war) und habe mir für einige Zeit sogar gewünscht, ich selbst hätte auch einen Sohn wie August! Wenn ein Buch sowas auslösen kann, hat es alles richtig gemacht. Ich hab mich auch gedanklich in August' Lage versetzt und in die seiner Mitschüler. Wie würde ich mich mit so einem Geburtsfehler fühlen? Was, wenn es mein Bruder, mein Sohn, mein Mitschüler, mein Schüler wäre? Könnte ich sein Inneres sehen, den kleinen Jungen, der so tapfer, witzig, warmherzig und klug ist - oder würde ich immer nur das entstellte Äußere sehen? Da regt das Buch wunderbar zum Nachdenken an, grad auch durch die unterschiedlichen Perspektiven!


Die Geschichte wurde auch verfilmt mit einem sehr niedlichen kleinen Jungen in der Rolle des August. Ich hab nur Fotos davon gesehen, mir persönlich ist diese August-Ausgabe aber zu hübsch, das Treacher-Collins-Syndrom, das August u.a. hat, hat der Film-August nicht - er sieht zu normal aus, um die teilweise extremen Reaktionen nachzuvollziehen.


Lesen oder nicht?


Ein Buch über einen ganz besonderen Jungen, dessen Gesicht entstellt ist, und sein erstes Jahr an einer öffentlichen Schule. Mut, Feigheit, Verrat, Freundschaft und persönliche Reifeerlebnisse, all das finden wir in diesem Buch. Unterschiedliche Perspektiven zwingen auch den Leser dazu, ein Geschehen aus allen möglichen Blickwinkeln zu sehen.

Gesamtbewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐  Sehr gutes, bzw. überragendes Buch




Weitere Meinungen


  • Buchstabengeflüster sagt: "ein wundervolles Buch über Freundschaft, Liebe, Freundlichkeit und Empathie"
  • Letterheart fand es, nach einer anfänglichen Traurigkeit, wichtig, dass aus unterschiedlichen Perspektiven berichtet wird
  • Buchsensibel philosophiert "Manchmal wollen wir nicht gesehen werden und verstecken uns hinter einer Maske (wenn wir es denn können). Und manchmal wünschen wir uns gesehen zu werden, so wie wir wirklich sind. Manchmal wird man zwar angeschaut, aber trotzdem nicht gesehen."
  • Büchersüchtiges Herz3: Interview mit der Autorin!

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9 Kommentare:

  1. Huhu :D

    Ich fand dieses Buch auch wundervoll, hab damals echt sehr oft geweint, aber auch weil es echt eine schöne Botschaft und so viele herzerwärmende Charaktere besitzt!

    Eine schöne und treffende Rezension!

    Liebe Grüße
    Jessi

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  2. Hey =)

    mich konnte das Buch richtig begeistern und ich habe es seither schon einiges Freunden weiterempfohlen, die ebenfalls sehr begeistert waren. Den Film habe ich im Kino geschaut und diese Umsetzung hat mir zur Abwechslung mal richtig gut gefallen. Absolut sehens- /lesens- und scheinbar auch hörenswert =)

    LG
    Anja

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    1. Hallo Anja,
      die Vorschauschnipsel fand ich wirklich toll, mich hat nur das "gute" Aussehen des Jungen irritiert, als ich nach dem Treacher-Collins-Syndrom gegoogelt habe, war der Unterschied nach auffälliger. Ich fand schade, dass die Filmemacher sich offensichtlich nicht getraut haben, Auggie authentisch entstellt zu machen.

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  3. Liebe Daniela,
    das Buch habe ich vor einigen Jahren gelesen und war auch sehr, sehr begeistert, Es ist so speziell, so emotional und berührend. Vor Kurzem habe ich sogar die Verfilmung mit Julia Roberts gesehen und ich muss sagen, dass ist wieder einer der wenigen Filme, die toll sind und dem Buch das Wasser reichen können. Am Ende habe ich so geweint. Es war so herrlich! Ich empfehle dir, auch wenn der Film-August hübscher ist, als er sein sollte, dir den Film zu gönnen!
    Zum Buch habe ich damals keine Rezi geschrieben, hatte Blogpause, da es während meiner Schwangerschaft / Elternzeit war... ;-)
    GlG, monerl

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    1. Hi monerl,
      ja, es ist total berührend! Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werd ich deinem Rat folgen und den Film ansehen!

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  4. Ich muss dir zustimmen.
    Ich fand es toll. Ein sehr herzerwärmendes Buch mit tollen Charakteren.
    Ich bin sehr froh darüber, es gelesen zu haben, da es für mich, auch wenn es mich teilweise doch echt traurig gemacht hat, ein Herzensbuch geworden ist.
    Liebe Grüße
    Kathrin

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    1. Hi Kathrin,
      ich glaub, Herzensbuch ist das richtige Wort. Das ist es. Es ist definitiv eines der Highlights des Jahres.

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  5. Hallo liebe Daniela

    ich wollte das Buch schon lange einmal lesen und habe es dann doch nicht gekauft. Es steht aber immer noch auf der Wunschliste und ich hoffe, dass ich es bald bei mir einziehen lassen darf ;-)

    Alles Liebe dir
    Livia

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