Brite (mit japanischem Namen) plaudert von der britischen Seele |
Was vom Tage übrig blieb
Autor:
Buch erschienen im Heyne Verlag, November 2016
288 Seiten
Gegenwartsliteratur
ISBN: 978-3453421608
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Originaltitel: The Remains of the Day
Veröffentlicht 1989, gewann den Booker-Prize
Übersetzer: Hermann Stiehl
Hörbuchausgabe
Random House Audio, Dezember 2017
8 Stunden und 51 Minuten
ungekürzte Ausgabe
Sprecher: Gert Heidenreich
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Woher: Rezensionsexemplar vom Bloggerportal. Ich danke sehr herzlich für das Vertrauen!
Zusammenfassung
Stevens, Butler in Darlington Hall, unternimmt im England der 50er Jahre eine Autofahrt durch das Land. Dabei lässt er sein Berufsleben Revue passieren. Ein Ziel seiner Reise ist es, Mrs. Kenton zu besuchen, die früher Haushälterin auf Darlington Hall war.
Persönlicher Eindruck
Die Geschichte spielt im England der 20er bis 50er Jahre. Sie wird erzählt von Mr. Stevens, dem Butler von Darlington Hall. Mr. Stevens wird von seinem aktuellen Arbeitgeber, dem Amerikaner Mr. Faraday, dazu aufgefordert, während seiner Abwesenheit eine Autofahrt durch England zu machen. Nach einiger Bedenkzeit willigt Stevens ein. Während der Fahrt führt er eine Art Reisetagebuch, in dem er vergangene Ereignisse Revue passieren lässt. Das sind durchaus Ereignisse von geschichtlichem Rang, wie etwa eine höchst inoffizielle Konferenz, auf der über den Versailler Vertrag und seine Lockerung diskutiert wird. Das sind immer wieder Fragen der Art, was ein "großer Butler" sei. Eine gewisse Würde gehört dazu, reflektiert Stevens. Um zugleich auch zu erklären, was damit gemeint sei.
Das Buch ist im Prinzip Stevens Reisetagebuch, das heißt, dass sich der Butler direkt an uns wendet und uns berichtet, fast schon direkt anspricht. Ein wenig fühlt es sich an, als würde man einem Monolog lauschen. Der Erzählstil ist sehr ausschweifend und detailreich, die Sprache gehoben, fast schon gestelzt britisch - ich empfand es als liebenswert, authentisch und ich hab diesem Stil gerne gelauscht; zumal der Sprecher die britische Zurückhaltung gut rüberbrachte.
Stevens ist stolz auf seine Professionalität, er füllt die Position eines Butlers voll aus und beherrscht, wie alle Engländer, seine Gefühle und Leidenschaften. Ich fand dieses britische Element sehr reizvoll - und eben komplett authentisch. Stevens Ausführungen über die Profession des Butlers waren für mich wie von einer anderen Welt, da ich bisher kaum Wissen über Butler habe. Dabei konzentriert sich Stevens aber oft auf die Bedeutung, die einzelne Aspekte haben. Wie bspw., dass es nicht nur darauf ankommt, seine Arbeit gut zu machen sondern auch darauf, welchem Zweck diese Arbeit dient. Der Butler von Churchill unterstützt mit seiner Arbeit einen großen Mann und dient so auch dem allgemeinen Wohl. Mich hat auch die Geisteshaltung beeindruckt, mit welcher Würde und welcher Stolz dieser Mann seiner Beschäftigung nachgeht.
Doch nach einiger Zeit merkt der Leser immer mehr, wie sehr Stevens Butler ist und wie wenig Privatperson. Wie wenig Zeit er sich nimmt für Privates, wie er immer darauf bedacht ist, in seiner Rolle aufzugehen und sie ganz zu erfüllen. Tatsächlich muss man die privaten Gefühle von Stevens auch zwischen den Zeilen lesen. Und es stellt sich die Frage, was vom Tage übrig bleibt.
Lesen oder nicht?
Empfehlenswert für Leser, die nicht auf Aktion stehen, sondern sich in eine Geschichte hineinfallen lassen wollen:
Eine Geschichte im Geist des Englands Mitte des letzten Jahrhunderts, der Ich-Erzähler, Butler Stevens, berichtet ausschweifend, detailreich und in gehobener Sprache von seiner Profession, geschichtlichen Ereignissen - und von allem, das sonst noch zählt im Leben.
Gesamtbewertung: ⭐⭐⭐⭐ Gute Lektüre
Weitere Meinungen
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Huhu!
AntwortenLöschenIch liebe dieses Buch, auch wenn es schon ewig her ist, dass ich es gelesen habe. Das ist auch eines der wenigen Bücher, bei denen ich die Buchverfilmung absolut gelungen finde. :-)
LG,
Mikka
Ah, ich wusste gar nicht, dass es eine Verfilmung gibt. Da werd ich mal die Augen offen halten. Ich bin gespannt, wie Stevens und die Haushälterin dargestellt wurden. Besonders gut kann ich mir die Schlußszene vorstellen für eine Verfilmung, ein schöner Rahmen für den ganzen Film.
LöschenAnthony Hopkins spielt Stevens und Emma Thompson die Haushälterin, eine richtig gute Wahl. Die Schlussszene des Films ist einfach herzzerreißend...
LöschenSein "Alles, was wir geben mussten" steht auf meiner ewigen Bestenliste!
AntwortenLöschenHi Franzi,
Löschendanke für den Tipp. Ich kannte den Autor bisher gar nicht, der Schreibstil hat mir aber super gefallen.
Liebe Daniela,
AntwortenLöschenich sehe, dass dir das Buch einen Stern besser gefallen hat als mir. Ich weiß nicht warum, aber ich habe irgendwie etwas mehr erwartet. Dafür fand ich die Verfilmung grandios. Eines der wenigen Bücher, bei denen ich die Verfilmung besser finde. :-)
Alles was wir geben mussten fand ich um Klassen besser!
GlG, monerl
Aha, du bist nun die zweite, die mir "Alles, was wir geben mussten" empfiehlt und den Film gut/besser fand. Es schält sich ein Muster heraus, cool!
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