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Dienstag, 22. Januar 2019

[Rezension] Die seltensten Bienen der Welt - ein Reisebericht von Dave Goulson


Bienen

Dave Goulson bericht von seinen Reisen und Exkursionen, bei denen er sich auf die Suche nach seltenen Bienen- und Hummelarten begeben hat. Dabei beschreibt er nicht nur die Bienen sondern deckt auch die Gründe für ihr Verschwinden oder die Auflebung der Artenvielfalt auf. Kompetent, unterhaltsam, bewegend!


Persönlicher Eindruck



Von Dave Goulson hatte ich schon zwei Bücher gelesen: Und sie fliegt doch - eine kurze Geschichte der Hummel und Wenn der Nagekäfer zweimal klopft - das geheimnisvolle Leben der Insekten, von daher kannte ich den Autor schon. Ein ausgewiesener Hummelexperte, ein leidenschaftlicher Naturschützer und ein Autor, der unterhaltsam schreibt, humorvoll und spannend. All das fand sich auch in "Die seltensten Bienen der Welt".



Nach einer kurzen Rückblende auf seine experimentierfreudige und naturnahe Kindheit begibt sich der heutige Professor also auf die Suche nach seltenen Bienen, wozu auch Hummel gehören. Für alle, die sich unter einer Exkursion nicht mehr vorstellen können, als das man von Punkt A nach Punkt B gehört, sind die Reisebeschreibungen erhellend. Die Schwierigkeiten, an abgelegene Orte zu gelangen, die Logistik oder die Techniken, um Insekten aufzuspüren, sind interessant.

Wie immer gab es einige Denkanstöße. Goulsons Enthusiasmus für den Naturschutz ist ansteckend. Ich habe viel gelernt, z.B. folgendes:

  • Männliche Distelhummeln in Polen weisen ein variables Farbmuster auf - und keiner weiß, warum. Goulson spekuliert: "Vielleicht haben polnische Weibchen einen sehr eklektischen Geschmack..." (S. 104)
  • Für 76 Milliarden Dollar jährlich könnte man ein weltweites Netz aus Reservaten einrichten, dass alle gefährdeten Vogelarten schützen könnte - das sind 20% der Summe, die jährlich für Sprudel und Limo ausgegeben wird; also etwa jede fünfte Coladose könnten wir für den Umweltschutz aufbringen
  • Industriebrachen sind oft reich an wildem Leben und von großer Artenvielfalt. Wildblumen gedeihen nämlich auf nährstoffarmen Flächen, wie z.B. alter Industrieschlacke und Asche, bestens. Und mit ihnen kommen die Insekten zurück. Goulson sinniert: "Unsere zunehmend urbane Bevölkerung hat nur so selten Gelegenheit, dem wilden Leben zu begegnen; dabei bieten manche Industriebrachen sie direkt vor der Haustür. Auch wenn sie einst durch Menschenhand geschaffen wurden, sind es inzwischen natürliche Standorte..." [S. 249]

Besonders gut gefallen, und nachahmenswert, fand ich den Bericht von Knepp Castle. Der derzeitige Besitzer, Sir Charles - oder kurz Charlie, überlässt hier die Natur ganz sich selber. Der Fachbegriff lautet "Rewilding". Das hat erstaunliche Konsequenzen, die vorher nicht für möglich gehalten wurden, z.B. sind die Kuckucke zurückgekehrt. "Charlie hat kein bestimmtes Ziel, ihm ist egal, was auf seinem Anwesen passiert, er möchte nur sehen, was passiert." (S. 268) Ganz natürlich ist Knepp Castle nicht, den es ist nicht groß genug, um z.B. ein Rudel Wölfe zu ernähren, es würde nur für einen halben Beutegreifer reichen. Und so muss hier der Mensch die Stelle des obersten Beutegreifers einnehmen und ab und an die ausgewilderten Hirsche jagen. Das Fleisch dieser Tiere wird an Feinschmecker verkauft - und ist einer der Stützpfeiler von Knepp Castle.


Lesen oder nicht?


Empfehlenswert! Danach begegnet man unseren kleinsten Insekten mit mehr Respekt; und man hat ein besseres Verständnis dafür, was ihrem Lebensraum schadet und was ihm nützt!

⭐⭐⭐⭐⭐


Andere Meinungen

  • ForestFinance (Investments in ökologische Waldbewirtschaftung; interessantes Konzept von dem ich aber noch keinen Überblick habe)
  • Borromäusverein
  • ... 



Bibliographische Daten


Titel: Die seltensten Bienen der Welt: Ein Reisebericht
Autor: Dave Goulson
Genre: populärwissenschaftliches Sachbuch, Reisebericht, Umwelt & Natur

Taschenbuch, 303 Seiten
Verlag: ullstein
Erscheinungsjahr/Ausgabe: September 2018
Erstausgabe: 2017
ISBN-13: 978-3-548-37799-5

Originaltitel: Bee Quest. In Search of Rare Bees
Originalsprache: Englisch
Übersetzer: Elsbeth Ranke


Das Buch bei Amazon*


4 Kommentare:

  1. Hallo Daniela,
    von Dave Goulson liegt ein Buch auf meinem SuB und bisher habe ich nur gutes über seine Bücher gelesen. Das von dir hier vorgestellte Buch klingt interessant, ich mag diese Art von "Reiseberichten" (normalerweise).
    Ich hab das mal auf meine Wunschliste gesetzt.
    LG
    Martin

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    1. Hallo Martin,
      würde mich tatsächlich interessieren, wie dir seine Bücher gefallen. Ich kann mir vorstellen, dass es dir sehr liegt.
      LG
      Daniela

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  2. Liebe Daniela,

    ich glaube, für mich selbst wäre ein ganzes Buch über Bienen/Hummeln... nichts, aber ich lese immer wieder super gerne, was Du dazu schreibst!
    Nächste Monat kommt übrgens bei Random House auch ein Buch über Bienen oder Hummeln raus. Vielleicht interessiert Dichd as ja.

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Hi Petrissa,
      ich glaube sogar, dass es dir gefallen könnte. Grad dieses hier, weil er eben auch noch die Umstände beschreibt, die geographischen und geopolitischen Lagen, unter denen die Bienen leiden. Und es auch Sachbuchcharakter hat.
      Das neue Buch von Random House schau ich mir gerne mal an, danke für den Tipp.
      LG
      Daniela

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