[Rezension] Das Rosie-Projekt von Graeme Simsion

Liebenswerter Genetik-Nerd mit Aspergersyndrom trifft auf chaotisch verschrobene Barfrau, die ihren Vater sucht.

Don Tillman will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: Mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik.

Persönlicher Eindruck

Der anerkannte Professor für Genetik, Don Tillmann, ist ein Nerd mit Asperger-Syndrom. Oder, wie er es ausdrückt, sein Gehirn ist anders konfiguriert. Soziale Beziehungen sind schwierig für ihn und er führt sein Leben nach einem strikten Terminplaner inklusive Standard-Mahlzeitenmodell. Für seine Suche nach einer weiblichen Lebenspartnerin, dem "Projekt Ehefrau", entwirft er einen 16-seitigen Fragebogen, um ungeeignete Kandidatinnen rasch zu eliminieren.
Doch dann tritt Rosie in sein Leben, die augenscheinlich völlig ungeeignet ist: Sie raucht, hat anstrengende Essgewohnheiten (kein Fleisch, aber nachhaltig produzierter Fisch und Meeresfrüchte sind okay), kommt immer zu spät und ist sehr spontan. Rosi ist "verkorkst", so sagt sie selber, und auf der Suche nach ihrem biologischen Vater. Don bietet seine Hilfe an, ohne genau ergründen zu können, warum er helfen möchte.





Don Tillmann ist anders als andere Menschen. Offensichtlich liegt er irgendwo auf dem Asperger-Spektrum. Er erzählt hier selber seine Geschichte. Er betrachtet die Dinge meist sehr technisch, inklusive der Aufzählung und Bewältigung seiner Emotionen. Wir sehen die Welt aus Dons Augen, der manchmal verständnislos auf die Menschen um ihn herum blickt, da er nicht gut daran ist, Gesichtsausdrücke zu deuten. Doch wir Leser verstehen ziemlich gut, was um Don herum abläuft, während er selbst ahnungslos bleibt.

Don ist ein sehr sympathischer Charakter. Die Beziehungen zu anderen Menschen fallen ihm nicht leicht, doch mir gefiel die große Ernsthaftigkeit gegenüber seiner Partner und die oft völlige Schmerzbefreitheit in peinlichen Situation.

Dieser Liebesroman lässt uns hier die Welt durch die Augen von Don sehen, und das habe ich besonders genossen. Einige Dinge sind etwas vorhersehbar, das machte aber gar nichts. Mir gefiel die Mischung aus Ernsthaftigkeit und verschrobenen Situationen wie dem Cocktail-Abend, bei dem ich laut lachen musste.

Der Hörbuchsprecher hat für mich die perfekte Don-Stimme; hat wirklich gut gepaßt.

Lesen oder nicht?

Verschrobene Situationen und verschrobene Situationen treffen aufeinander - und überzeugen durch ihre Authentizität. Ein Roman, der gute Laune macht und keine Sekunde langweilig war, und dass das gewisse "Big-Bang-Theory"-Feeling hatte. ⭐⭐⭐⭐⭐

Bibliographische Daten

Titel: Das Rosie-Projekt
Autor: Graeme Simsion

Ausgabe: Hörbuch
Ungekürzte Ausgabe, 8' 9''
Verlag: argon Hörbuch
Erscheinungsdatum: Dezember 2013
Sprecher: Robert Stadlober
ASIN: B00GXGNHYG
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Originaltitel: The Rosie Project
Originalsprache: Englisch