#writingfriday |
Maja sagt (nicht) die Wahrheit
Schreibe den Anfang einer Geschichte, die mit dem Satz beginnt: Natürlich hätte man längst wissen können, dass Maja nicht die Wahrheit sagte.
Natürlich hätte man längst wissen können, dass Maja nicht die Wahrheit sagte. Im Nachhinein klang ihre Geschichte zu fabelhaft, um wahr zu sein. Man hätte die Fakten nachprüfen können, angefangen mit einer Abfrage, ob eine Maja Sword, geboren 2248 auf Bortal, überhaupt existierte. Andererseits hatten Majas Vorgesetzte sie mit einer Scheinidentität versehen, dessen Datengrundlage gut gefälscht war. Da musste man schon genau hinsehen, um die Lücken zu erkennen.
Und Maja war eine geübte Lügnerin. Obwohl - vielleicht ist Lügnerin nicht das richtige Wort, denn Maja glaubte in dem Moment selbst an ihre Lügen. Für sie war es in diesem Augenblick die Wahrheit. Aus diesem Grund war sie auch so erfolgreich als Doppelagentin, sie beherrschte mühelos das Spiel mit doppelten Identitäten, einander überlappenden Lebensläufen, mit Lüge, Wahrheit und den Graustufen dazwischen. Dazu wirkte sie absolut harmlos, fast schon naiv, und die Leute wollten ihr auch einfach glauben.
Gerade hatte Maja, in ihrer Rolle als Aleina Krom, dem cardassianischen Geheimdienst berichtet. Die Cardassianer waren recht zufrieden gewesen mit den Informationen über politische Pläne, Transportrouten von waffenfähiger Antimaterie und weiterem. Der Geheimdienst der Sternenflotte sorgte dafür, dass es zwar korrekte Informationen waren, aber zum Großteil von geringem Wert. Doch natürlich konnte Maja nicht nur nutzlose Informationen nach Cardassia weitergehen, denn dann hätte sie sich selbst als nutzlos und entbehrlich gekennzeichnet und hätte keine Informationen zurückschmuggeln können, die von Nutzen für die Sternenflotte. Ein paar der Informationen mussten also tatsächlich den Cardassianern nutzen. In schwachen Momenten dachte Maja, dass beiden Mächten mit einer offenen Politik besser gedient wäre als mit dieser ganzen Spioniererei.
Doppelagenten leben gefährlich, das wusste Maja, und oft schon hatte sie sich gefragt, wie lang sie dieses Leben noch führen würde. Ihre Vorgesetzten bei der Sternenflotte hatten natürlich längst für diesen Fall vorgesorgt. Ein sicherer Weg aus dem Cardassianischen Raum heraus, eine neue Tarnidentität, ein Häuschen nach ihrer Wahl in einem sicheren Gebiet - wenn sich Maja entschied, die Spionagetätigkeit an den Nagel zu hängen, konnte sie sicher sein, ein gutes Leben zu führen. Wenn, ja wenn sie dann in den Raum der Föderation zurückkehrte.
Maja seufzte. "Na", sagte Gebor zärtlich und kam auf sie zu. An seine Schulter schmiegte sich verschlafen ein kleines Mädchen, seine Tochter und Majas Adoptivtochter. Maja gab ihr einen Kuss auf ihre roten Wangen und Gebor streichelte ihr sanft über das Haar. "Ich bin froh, dass du wieder da bist, du warst diesmal lange fort." "Ja,", sagte Maja und schluckte "aber nun bin ich erstmal wieder da." Nein, die Dinge standen beileibe nicht so einfach für sie, wie ihre Vorgesetzen das glauben mochten.
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Heute wollte ich erneut eine Geschichte schreiben, die im Star-Trek-Universum spielt. Dennoch funktioniert sie auch so, denke ich. Und die Ereignisse der jüngsten Zeit, sprich: vergifteter russischer Doppelagent, haben mich auch inspiriert. Bei dieser Aufgabe muss ich aber gestehen, dass ich lange keinen Plan hatte. Mit diesem letzten #WritingFriday im März hab ich auch alle Aufgaben erfüllt!
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Den #WritingFriday hat Elizzy von Readbooksandfallinlove ins Leben gerufen, um das kreative Schreiben zu fördern. Jeden Monat gibt es verschiedene Themen, aus denen man wählen kann. Eine Geschichte, ein paar Zeilen, ein Gedicht, ausgedacht oder selbst erlebt - egal, Hauptsache, man übt das kreative Schreiben. Ich bin schon gespannt, wie euch meine literarischen Gehversuche gefallen. Konstruktive Kritik und auch Lob sind gern gesehen.
Die Themen für den März:
- Ferdinand Friedrich läuft im Jahr 2073 über die Frankfurter Buchmesse und schreibt von dort seiner Frau Martha eine Postkarte
- Du lebst als Obdachloser auf der Strasse. Beschreibe deinen Blick auf die Menschen, die vorbeigehen.
- Beschreibe Gesicht und Gestik eines Menschen, den du liebst.
- Schreibe den Anfang einer Geschichte, die mit dem Satz beginnt: Natürlich hätte man längst wissen können, dass Maja nicht die Wahrheit sagte.
- Schreibe eine Liebeserklärung an dein erstes Fahrrad / Auto.