Mittwoch, 29. Mai 2019

[Rezension] ICH ist manchmal ein anderer: Mein Leben mit Schizophrenie von Cordt Winkler

ICH ist ein anderer

Cordt Winkler war Anfang zwanzig, als die Diagnose sein Leben auf den Kopf stellte: paranoide Schizophrenie. Symptome, die er in frühen Kindertagen schon bei seinem Vater beobachtet hatte, entdeckte er nun plötzlich auch an sich selbst: Das unkontrollierbare Abgleiten von Denken und Wahrnehmung, Panikanfälle, Verfolgungswahn, Ohnmacht, freier Fall. Klinikaufenthalte. Ehrlich und mitreißend lakonisch schildert er die Dynamik der psychotischen Krise und führt den Leser tief hinein in seine, von außen betrachtet, phasenweise verrückte Innenwelt. Ein Martyrium für die Betroffenen, ein Rätsel für Angehörige und Freunde und immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Cordt Winkler zeigt, dass es möglich ist, mit der Krankheit zu leben. Gut sogar. [Klappentext]

Persönlicher Eindruck


Dieses Buch hat mich sehr interessiert, weil ich bisher nichts über die Krankheit Schizophrenie wusste. Jedenfalls nichts handfestes. Ich kenne zwei Personen, bei denen Angehörige an Schizophrenie erkrankten, aber keine Medikamente nahmen und das zerstörte dann die Familie. Ich habe diese Menschen aber nicht persönlich gekannt, sondern nur über die (verbitterten) Berichte.

Nun also wollte ich eine Stimme eines persönlich Betroffenen "hören", bzw. lesen. Um so zu erfahren und zu verstehen, was sich hinter Schizophrenie verbirgt. Und dieses Ziel wurde voll erfüllt.


Cordt Winkler hat hier keine Biographie vorgelegt, sondern beschreibt einzelne Episoden aus seinem Leben im Zusammenhang mit der Schizophrenie. Wie es sich anfühlt, wenn das Denken langsam in den Wahn abgleitet; was er dann erlebt hat und wie er wieder aus der psychotischen Phase auftauchte. Klinikaufenthalte, die Arbeit, Stressfaktoren und der Vater, der auch unter Schizophrenie litt, das sind die Themen, die der Autor ehrlich und lakonisch erzählt.

Schizophrenie stellt sich hier als eine Krankheit dar, bei der man die Kontrolle über zielgerichtetes Denken verliert. Stattdessen stellen sich Wahnvorstellungen und Verfolgungswahn ein, gleichzeitig hat es auch etwas sehr kreatives. Ein wenig erinnerte es mich an einen Traumzustand. Cordt Winkler versucht auch, der Krankheit positive Seiten abzugewinnen. Die große Kreativität bspw. (viele Künstler waren auch psychotisch), so ist er der Initiator der "Merkel-Muffins".


Lesen oder nicht?


Empfehlenswert für alle, die sich für die Krankheit Schizophrenie interessieren und was sich dahinter für einen Betroffenen verbirgt. ⭐⭐⭐⭐⭐



Bibliographische Daten

Titel: ICH ist manchmal ein anderer
Untertitel: Mein Leben mit Schizophrenie
Autor: Cordt Winkler

Ausgabe: Taschenbuch
Seitenanzahl: 240
Verlag: Goldmann
Erscheinungsdatum: Februar 2019
ISBN-13: 978-3442159666Schaut's hier: Amazon (Affiliate Link)

6 Kommentare:

  1. Hallo Daniela!
    Dieses Buch hat mir auch unglaublich gut gefallen, es zeigt so persönlich, was diese heimtückische Krankheit mit Menschen anstellt. Cordt Winkler kann man dabei nur mögen,und einige seiner Episoden sind mir noch immer sehr präsent im Kopf.

    Alles Liebe!
    Gabriela vom Buchperlenblog

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    1. Hallo Gabriela,
      das stimmt, und es ist auch überhaupt das erste Mal, das jemand von seinen Episoden "erzählt".

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  2. Hallo Daniela

    Das Buch wäre von Thema was für mich. Das Thema Schizophrenie ist wirklich sehr interessant und für mich ein sehr schönes Thema. Ich denke das Buch werde ich mir auf jeden Fall besorgen.

    Liebe Grüße
    Shelly Fairies World

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  3. Liebe Daniela,

    kennst Du eigentlich Romy von https://travelwithoutmoving.de/. Sie stellt immer wieder Bücher zu dem Thema vor. Sie ist selbst Psychologin.

    Freut mich, dass Dir das Buch gefallen hat!
    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Danke für den Tipp!
      Ich lese ja gerade das Buch über die Intelligenz der Bienen und bin auch hier total fasziniert

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