Samstag, 8. Juli 2017

[#mutzurnische] [Gedanken] Wie gehen wir mit der Erde um - Dystopien im Realitätscheck

Mut zur Nische - Bücher abseits des Mainstream

 
Beitrag im Rahmen der Aktion #mutzurnische zum Buch Hope - Unsere einzige Hoffnung.



Cover von Hope zeigt einen weiblichen Cyborg, der auf dem Boden kauert. Neben dem Kindle steht ein Modell der Erde
Cyborgs auf Hope - fern von der Erde
Hope - Unsere einzige Hoffnung
Autor: Christin Thomas
Roman, 424 Seiten
CreateSpace Independent Publishing, November 2014
Genre: Science-Fantasy
ISBN:  978-1503144118
hier das Buch bei Amazon
und hier meine Rezension



Der Roman spielt im Jahr 2723 auf Hope. Die Erde ist durch eigene Schuld unbewohnbar. Die Menschen, die nun auf Hope siedeln, wollen es besser machen, doch es gibt verschiedene Ansichten darüber, auf welche Weise. In diesem Beitrag stelle ich euch zuerst die Dystopie vor, also was der Erde wiederfahren ist. Wir untersuchen, ob diese Annahmen real sind. Dann schauen wir uns die Lösungsvorschläge der auf Hope siedelnden Menschen an und ob sie auf uns übertragbar sind.




Dystopie: Was ist passiert


Wo einst Milliarden Menschen lebten, bleiben nur die Leere und eine langanhaltende Stille zurück. Es ist so ruhig, dass man den Sturm, der einst auf die Erde niederging, nicht mehr erahnen kann. Wir haben uns beinahe selbst vernichtet. Es begann mit dem unaufhörlichen Wunsch nach Wachstum und Konsum. Je zahlreicher wir wurden, desto mehr Rohstoffe benötigten wir. Das führte dazu, dass schon bald ein Mangel an allem anstatt der einstigen Fülle vorherrschte. [Pos. 40]
Im Prolog wird weiter erklärt: Tierarten starben aus, der Müll wurde immer mehr, es herrschte Mangel an Öl, Wasser, Lebensmittel und Medizin. Kriege um die fehlenden Rohstoffe brachen aus, schließlich wurden die ersten Atombomben gezündet.

Es war ein Kampf, den niemand mehr gewinnen konnte. Wir haben alle verloren bis auf die, die unseren Fortbestand durch ihre Flucht sicherten, eine Flucht ins All. [Pos. 40]


Situation heute auf der Erde


Kann das dystopische Szenario tatsächlich passieren? Christin Thomas geht davon aus, dass die steigende Weltbevölkerung in Zusammenhang mit dem Wunsch nach Wachstum alle Rohstoffe aufbraucht. Wachstum auf immer kann nicht funktionieren - das gilt für alle Bereiche. Die drängendsten Probleme unserer Zeit sind durch einen dieser beiden Gründe oder eine Kombination davon verursacht.

Zur Bevölkerungsentwicklung bietet die Stiftung Weltbevölkerung gut aufgearbeitete Grafiken, z.B.
Bevölkerungsprojektionen bis 2100.

Betrachten wir als erstes Beispiel den Klimawandel. Etwas vereinfacht dargestellt wird er durch den Energiehunger der Menschheit verursacht, Abgase vor allem, von Autos, Kohlekraftwerken, etc.

Wieso brauchen wir soviel Energie? Hauptsächlich ist das bedingt durch Konsum, Wachstum, moderne Lebensweise mit Autos, elektrischen Geräten, Mobilität, usw. Die Stromfresser nehmen zu und ebenso die Anzahl der Menschen, die Energie benötigt.

Woher kommt die Energie? Im Wesentlichen gibt es Kohlekraftwerke (direkt schädlich fürs Klima), Kernenergie (an sich gefährlich und lebensvernichtend) sowie erneuerbare wie Windenergie und Solarstrom. Bei den letzteren ist das Problem, dass es immer noch an Speichertechnologien fehlt, jegliche erzeugte Energie also von konventionellen Kraftwerken geglättet werden muss. Wird mehr Energie erzeugt, also verbraucht werden kann, muss der Erzeuger sogar Geld bezahlen, damit irgendjemand ihm den Strom abnimmt. Und in manchen Fällen werden Windanlagen in Gegenden hingestellt, wo sie wegen Schwachwinds keinen Sinn machen, aber dafür die Wälder zerstören, die man ja eigentlich schützen will. (Lohnt sich nicht? Dank Subventionen und Abnahmegarantie lohnt es sich ökonomisch für den Investor.)

Ihr seht, dass mich derzeit keine unserer Energie-Erzeugungen voll und ganz überzeugt. Die Lösung wäre, den Energiebedarf zu drosseln. Doch nun wird auch noch die Elektromobilität prosperiert. Wo soll die zusätzliche Energie eigentlich herkommen? Ist es wirklich soviel besser, Elektroautos zu fahren wie Verbrenner?

Ein weiteres Beispiel ist die Umweltzerstörung, Bodenversiegelung und Abholzung: auch hier - viele Menschen brauchen viel Platz und viele Ressourcen. Deutschland ist eins der dicht besiedelsten Länder der Welt (ein unrühmlicher Platz 18 lt. Länderdaten, 226,1 Einwohner pro km²).  Wo ist denn bei uns noch Platz für Natur? Zwischen Siedlungsflächen, Straßen, Gewerbebetrieben und verdichteten Flächen, zwischen Ackerbau und Fichtenforsten? Beispielhaft beschreibt Die Welt  in diesem tollen Artikel, warum eine niedrige Geburtenrate ein großer Gewinn ist.

Und der Wunsch nach Wachstum und Konsum? Ein weiteres Problem. Der Handel bietet auch Dinge an, die an den Bedürfnissen der Käufer vorbeigehen. Von wegen "Macht des Käufers", oft hat man gar keine andere Wahl. Um nur einige Beispiele zu nennen: Warum sind heute alle Autos 2m breit? Warum werden uns Dinge verkauft, die bauartbedingt nach kurzer Zeit kaputtgehen (Drucker z.B.)? Die Gier nach Wachstum generiert nur weitere Gier. Und natürlich trägt auch der Käufer dazu bei, in dem er immer neuen Konsumwünschen nachgeht.


Wären wir nicht soviele oder würden auf dem Niveau von z.B. den 70er Jahren leben, so wären unsere Probleme nicht so groß und wir würden nicht auf Thomas' Dystopie zusteuern.



Lösungsansätze auf Hope


Die zwei menschlichen Parteien auf Hope, die Techniker und Jäger, haben unterschiedliche Ansichten, wie man gut und nachhaltig leben kann:

Techniker


Doch er wusste, dass die Techniker wesentlich bedachter mit den Rohstoffen dieses Planeten umgingen und dass sie ihre Fortschritte nicht nur für den Kampf einsetzten. Sie erarbeiteten auch immer neue Möglichkeiten, um Hopes Ressourcen schonen zu können und selbst Materialien zu entwickeln, die wachsen konnten und die für Nachhaltigkeit sorgten. [Pos. 423]

Hope hielt eine Vielzahl an Nahrungsmitteln bereit, doch in Cyron und den anderen großen Städten gab es längst nur noch eine Form der Lebensmittelaufnahme: Energiegetränke, die mit verschiedenen Zutaten gemischt wurden, um ihren Geschmack zu verändern. Das war schon alles, was man als sogenanntes Kochen bezeichnen konnte. Doch es war nachhaltig, weil nur wenige Zutaten vom Planeten selbst stammten. Der Rest wurde rein künstlich erzeugt, dafür wurde nur wenig Wasser verwendet und das Ergebnis schmeckte ausreichend gut. [Pos. 428]

Jäger


Einige Verfechter des einfachen Lebens stellten sich auf die Seite der Magier und gaben jegliche technische Errungenschaft auf. Auf Hope nannte man sie seither die Jäger, weil sie wie zu Urzeiten auf die Jagd gingen, Früchte sammelten und Gemüse ernteten.
[...] Verbreiteten sich die Jäger durch vielfache Fortpflanzung, würden sie diesem Planeten weit mehr schaden, als [den Technikern] selbst vorgeworfen wurde. [Pos. 428]





Sind die Lösungsansätze auf uns übertragbar?


 Der Lösungsansatz der Jäger ist, auf moderne Errungenschaften wie Medizin und Technik komplett zu verzichten, ist eine radikale und in letzter Konsequenz auch inhumane Lösung. Und auch sie funktioniert nur, wenn es keine Überbevölkerung der Menschen gibt.

Der Lösungsansatz der Techniker ist technisch. Sie nutzen erneuerbare und nachhaltige Ressourcen auch wenn das mit großen persönlichen Einsätzen einhergeht, wie nur noch Energiegetränke zu konsumieren. Die einzige Möglichkeit, die uns realistisch gesehen bleibt:

  • nachhaltige Ressourcennutzung  plus
  • Einsicht und Bereitschaft Opfer zu bringen plus
  • eine stagnierende oder sinkende Weltbevölkerung.


Hier ein Beispiel, wie Wissenschaft, Forschung, Technik und Regierungen zusammenarbeiteten, um eine globale Katastrophe zu verhindern:


In den 80er Jahren stand es schlecht um die Wälder, vor allem in Tschechien, Polen oder der Lausitz war so gut wie jeder Baum krank. Schwefel im Benzin und Schwefeldioxid in den Industrieabgasen machte den Regen sauer und das schädigte die Böden der Wälder. Die Wissenschaft wies Schwefelpartikel aus Kanada noch in Norwegen nach, es war also ein globales Problem. Schwefelarmes Benzin, Katalysatoren und Filter wurden von Forschern entwickelt und von Regierungen vorgeschrieben. Die Böden sind auch heute noch versauert, aber die Versauerung ist gerade rechtzeitig zum Stillstand gekommen, um das Waldsterben zu verhindern.
Dieses Beispiel stimmt zuversichtlich, dass wir entsprechende Lösungen erarbeiten können und ich bin auch zuversichtlich, was die Einsicht der Menschen angeht, würde aber einen sanften Zwang von Regierungsseite aus auch begrüßen. So wäre der Lösungsansatz der Techniker machbar!

Was im Moment bei den Klimaschutzverhandlungen passiert oder auch nicht passiert, das stimmt dann wiederum bedenklich.

Dennoch denke ich, das Potential ist da im Menschen. Und nun kommt es auf die konkrete Ausgestaltung an, hier mal ein paar Dinge, die mir eingefallen sind:

  • Bewußtseinswandel: Der Roman und dieser Beitrag sind da ein klitzekleiner Baustein. Macht eure Meinung kund, in Leserbriefen, Kommentaren und in der persönlichen Diskussion. Nehmt Einfluß auf Politik und Industrie.
  • Nachhaltige Ressourcennutzung: Unterstützt entsprechende Forschungen, lebt lokal und denkt global. Bsp: Solaranlage "Simon" für den Balkon von Greenpeace
  • Überbevölkerung: Laut Stiftung Weltbevölkerung findet das stärkste Bevölkerungswachstum fast nur noch in den ärmeren Ländern statt, hier vor allem in Afrika (Vervierfachung der Bevölkerung bis 2100), entsprechende Initiativen gibt es, aber die Bevölkerung in den betroffenen Ländern muss hier selber aufwachen. Hier in Deutschland muss bspw. die Rente umgestaltet werden, die im Moment auf einer wachsenden Zahl an Beitragszahlern beruht. Schreibt Abgeordnete an und macht das Problem bewusst.

Wir heißen euch hoffen



Blogtour

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Komplette Tour:
  1. Rezension und Erklärung der Aktion - Sandy Nuernberger von Sandys Welt
  2. Coverbesprechung (Link führt auf Facebook)  - Saskia Heile von Sasses Reich der Bücher
  3. Interview mit der Autorin  - Alexandra Schäfer von Aretis & Yunikas Bücherwelt
  4. Kontroverse "Maschine mit Gefühlen" sowie Rezension - Nadja Bickhardt von Bookwormdreamers
  5. Wie gehen wir mit der Erde um - Dystopien im Realitätscheck- aktueller Beitrag
  6. Rezension  - Buchvogel / auf diesem Blog
  7. Zusammenfassung aller Beiträge und Das Genre "Science Fiction" in der Literatur - Sandra Florean


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