Donnerstag, 16. Mai 2019

[Rezension] Der erste Kaiser von Uen Chen

der erste Kaiser, Buchvogel liest
Buchvogel im Café
Ein Comic des taiwanesischen Künstlers Uen Chen über einen historischen Stoff: China im Zeitalter der streitenden Reiche. Wie kam es zur Vereinigung der Königreiche? Der Comic berichtet aus der Sicht des Herrschers  Qin Shihuang. Er war der Reichseiniger und der erste Kaiser von China. Vereint hatte er das Land durch blutige Eroberungen.

In dem vorliegenden Band schildert Chen Uen im ersten Teil die Beziehung und Freundschaft Ying Zhengs zum Staatsphilosophen Han Feizi. Im zweiten Teil trifft Ying Zheng bei seinen Eroberungsbestrebungen auf den starken Widerstand des Generals Li Mu des Staates Zhao. Li Mu wird zum wichtigsten Gegenspieler und Kontrahenten von Ying Zheng und seinen Ambitionen. Zwischen den beiden wird sich ein dramatischer Showdown entwickeln, von dessen Ausgang über die weitere Zukunft Chinas entschieden wird.



Persönlicher Eindruck


Geschichte


Die Geschichte empfand ich als spannend. Dass es sich hier um einen historischen Stoff handelt, brachte noch mehr Spannung hinein. Das alles ist so - oder so ähnlich - wirklich geschehen. Wenngleich es wahrscheinlich nach all der Zeit künstlerische Freiheiten geben mag.

Der Charakter des ersten Kaisers, so einsam, machtversessen, aber irgendwie auch im Besten Sinne kaiserlich, hat mich fasziniert und die Kriegsführungen und Motivationen auch; obwohl das sonst nicht mein Ding ist.


Ying Zheng ging unter dem Titel Qin Shihuang als erster Kaiser von China in die chinesische Geschichte ein, er war der erste Herrscher in der chinesischen Geschichte, der sich selbst den Titel eines Kaisers gab. Im Alter von nur 13 Jahren kam er in seinem Heimatstaat Qin auf den Thron, im Alter von 39 Jahren vereinte er China, in dem er sechs Nachbarländer in eine Reihe blutiger Feldzügen eroberte, und errichtete somit die Qin-Dynastie.

Ich kam sehr flott voran und hatte wirklich großen Spaß an diesem Werk. Im ersten Teil geht es um die Freundschaft zu einem Philosophen eines verfeindeten Landes. Im zweiten Teil dann beginnen die Eroberungsfeldzüge und treffen in Gestalt des Generals Li Mu auf erheblichen und dramatischen Widerstand.


Auszug aus Der Erste Kaiser: Qin ist sauer
Interessante Perspektiven

Physische Gestaltung


Ein recht umfangreicher Wälzer, als Taschenbuchausgabe, mit normal dünnen Seiten. Der Comic wird von "hinten" nach "vorn" gelesen, und innerhalb einer Seite von rechts oben nach links unten. In diese für uns ungewohnte Leserichtung kommt man schnell rein. Die Hälfte der Ausgabe ist deutsch, dann kommt der gleiche Comic auf chinesisch. So eignet er sich auch perfekt für Chinesischlerner, es hat auch eine Vokabelliste mit wichtigen Wörtern.


Auszug aus Der Erste Kaiser: Qin und Han Feizi
Man lese von rechts nach links, von oben nach unten

Zeichenstil


Die Gesichter empfand ich als liebevoll gezeichnet und charakterisiert. Vor allem die drei Hauptpersonen: Qin, Han Fei und Li Mu, waren für mich als ästhetisch schöne Menschen gezeichnet worden. Die Generäle hingegen sahen oftmals grobschlächtiger aus, schon vom ganzen Körperbau und in manchen Fällen erinnerten sie mich fast an Außerirdische.

Es gibt viele Perspektivenwechsel in den Zeichnungen. So sind die Personen mal ganz nah, man sieht Details, dann wiederum sieht man die Geschehnisse von oben oder aus ungewöhnlichen Perspektiven. Auch Dynamik vermag der Zeichner auszudrücken. Wie schon monerl hatte ich jedoch das Gefühl, nicht alle zeichnerischen Mittel dechiffrieren zu können. Würde ich mich besser in diesem Kulturkreis auskennen, hätte ich sicherlich noch mehr aus den Zeichnungen lesen können. Nun, es reichte aber dennoch aus, um die Geschichte verstehen zu können.

Das meiste ist in schwarz-weiß gezeichnet, doch gab es auch einige farbige Porträtzeichnungen, die fast schon wie Gemälde wirkten. Ein wirklich feiner Stil.




Auszug aus Der Erste Kaiser: Qin
dieser hübsche Mann ist der Herrscher Qin

Reiheninformationen


Der Comic ist alleinstehend. Vom gleichen Autor gibt es allerdings eine Trilogie namens "Helden der östlichen Zhou-Zeit", in der in Band #1 Qins Kindheit als Geisel in Zhao geschildert wird.


Lesen oder nicht?


Geeignet für: Chinesischlerner, Menschen, die sich für die Geschichte Chinas interessieren und alle, die offen sind für ein völlig neues Genre ⭐⭐⭐⭐



Bibliographische Daten

Titel: Der erste Kaiser
Autor/Zeichner: Uen Chen

Ausgabe: Broschiert, 510 Seiten
Verlag: Chinabooks E. Wolf
Erscheinungsdatum: deutsche Erstauflage März 2019
ISBN-13: 978-3905816822
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Originaltitel: Shihuang
Originalsprache: Chinesisch
Übersetzer: Marc Hermann



Danke an monerl von Monerls bunte Welt für das Ausleihen!

5 Kommentare:

  1. Wie schön, dass du den Comic bereits gelesen und rezensiert hast! Dann kann ich dich gleich mal bei mir verlinken!

    Ist schon interessant, sich der Geschichte auf diese Art zu nähern, gelle!? Bin sehr froh, dass dich das Buch ebenso überzeugen konnte. Vielleicht magst du auch andere Teile lesen... ;-)

    GlG, monerl

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi monerl,
      es macht definitiv Lust auf mehr! Und wie ich jetzt, einige Zeit danach, feststelle, ist die Geschichtsvermittlung auf diese Weise auch sehr prägend; ich hab mir viel behalten. Emotionen und Fakten!
      LG
      Daniela

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  2. Hallo Daniela,

    ich bin schon sehr gespannt auf diesen Teil. Leider habe ich den anderen noch nicht gelesen.
    Aber schon cool, auf dieses Art was über die Geschichte zu erfahren.

    Liebe Grüße
    Petrissa

    AntwortenLöschen

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