Montag, 22. April 2019

[Rezension] Der Wille meines Vaters geschehe: Eine Frau aus Kamerun kämpft um ihre Selbstbestimmung von Mireille Makampé

Makampe Cover

Mireille erwartet ein Kind von Joseph - und dieser freut sich, liebt die beiden. Doch eine Heirat ist nicht drin, denn Joseph kommt aus dem "falschen Dorf", der Vater boykottiert eine Heirat. Als durch Zufall Michel auf Mireille aufmerksam wird und sie heiraten will, stimmt er zu - immerhin stammt dieser aus dem "richtigen Dorf". Doch auch Michel wurde zur Hochzeit genötigt.

Mireille kann ihren künftigen Ehemann zwar nicht ausstehen, muss sich aber dem Willen ihres Vaters beugen. Die Ehe gerät zur Katastrophe und Mireille muss sich auch noch heidnischen Ritualen unterziehen, die sie verabscheut. Wie kann sie in dieser Gesellschaft ihr Glück finden?

Persönlicher Eindruck


Als ich dieses Buch gelesen habe, bin ich fast vom Glauben abgefallen. Was Mireille aus Kamerun berichtet, und worunter sie leidet, ist für mich mittelalterlich. Frauen haben kaum Rechte, Gehorsam zählt alles. Ältere erwarten Gehorsam von Jüngeren, Eltern von Kinder, Arbeitgeber von Beschäftigten und Männer von ihren Ehefrauen. Ein reicher Kindersegen wird erwartet und in der Ehe darf der Mann fast alles. Dass Mireille von ihrem Mann verprügelt wird, finden die Verwandten und Nachbarn zwar nicht toll, andererseits ermuntern sie Mireille zu Gehorsam und dazu, ein Kind zu bekommen, dann werde das schon. 



Die Tradition zählt. Mireille und Michel müssen einander heiraten, obwohl sie sehr verschieden sind und sich nicht ausstehen können. Hier zählt nicht das individuelle Glück, sondern es geht darum, der Familie "keine Schande zu machen" und nicht für Gerede zu sorgen. Das diese Ehe nicht funktioniert, das erstaunt mich nicht. Doch Mireille hat als Frau kaum Möglichkeiten, sich von ihrem Mann zu emanzipieren. Sie versucht es oft, doch scheitert meistens.

Ein weiteres Problem für die Christin Mireille ist, dass in der Familie ihres Mannes kultische Handlungen einen großen Raum einnehmen. Mireille wird zu Ritualen genötigt, die sie schockieren und entsetzen und ihrem christlichen Glauben entgegensprechen.

Die geschilderten Begebenheiten passierten ungefähr zwischen 1990 und 1993 (Mireille ist 1969 geboren); von daher kann es sein, das es jetzt in Kamerun etwas "moderner" und selbstbestimmter zugeht, ich weiß es nicht.


Diese Biographie lebt aus meiner Sicht davon, dass sie dem westlichen Leser einen Einblick in die Lebensrealität einer kamerunischen Frau bietet. Die Erzählweise ist eher spartanisch. Nüchterne Erzählungen, direkt geschildert, mit hölzernen Dialogen: die Schreibweise ist holprig. Leider machte es das manchmal schwer, sich wirklich in die Situation reinzuversetzen. Hier hätte der ursprüngliche Verleger Mireille mit einem Co-Autor zur Seite stehen können.





Lesen oder nicht?

Als Frau in Kamerun: Zumindest 1990 war das ein Kampf um Selbstbestimmung. Das Schicksal lässt mich fassungslos zurück, dafür zwar 5 Sterne; Abzug wegen den hölzernen Dialogen, die das Buch holprig zu lesen liessen. ⭐⭐⭐



Bibliographische Daten

Titel: Der Wille meines Vaters geschehe
Untertitel: Eine Frau aus Kamerun kämpft um ihre Selbstbestimmung
Autor: Mireille Makampé
Sprache: Deutsch
Genre: Autobiographie

Originalsprache: Französisch
Übersetzerin: Ursula Krebs

Taschenbuch, 255 Seiten
Bastei Lübbe, November 2002
ISBN-13: 3-404-61510-7

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Dieses Buch habe ich vom Bücherschrank in Asperg mitgenommen, weil mich Cover und Titel interessiert haben.

2 Kommentare:

  1. Es ist einfach nur schrecklich und ungerecht, dass Frauen weltweit und immer noch um ihre Freiheit kämpfen müssen! Die Patriarchen dieser Welt, sie fürchten sich so sehr gegen ihren Machtverlust, sodass sie sich ein Neben- und Miteinader mit Frauen nicht vorstellen können. Es ist ein Armutszeugnis, dass wir Frauen sogar im Westen in 2019 noch immer um Gleichbehandlung kämpfen müssen.

    Schade, dass das Buch nicht ganz so flüssig zu lesen war, aber inhaltlich ist es lesenswert, denn ich denke, dass sich bis heute nicht wirklich viel in Kamerun geändert hat...
    GlG, monerl

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    1. Hi monerl,
      ich befürchte fast auch, das sich nicht viel geändert hat, aber wollte das nicht einfach so behaupten.
      Wir ham ja drüber geredet, wie oft Frauen auch in unserer Gesellschaft benachteiligt werden und in meinen Augen sind das eben oft strukturelle Benachteiligungen. Bspw. was als erstattungswürdige Krankheitskosten gilt, da wird man als Frau oft einfach diskriminiert. :(
      LG
      Daniela

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