Montag, 14. Oktober 2019

[Rezension] Die Astronautin von S.K. Vaughn

Astronautin
Weihnachten 2067: Auf der Krankenstation eines halb zerstörten Raumschiffs erwacht May Knox aus der Bewusstlosigkeit. Sie scheint die letzte Überlebende einer hoffnungsvollen Mission zu sein und hat doch keine Erinnerungen an einen möglichen Unfall. Bald kämpft sie gegen eine Vielzahl von Gefahren ums Überleben. Ihre einzige Rettung ist die Funkverbindung zur NASA, vor allem zu dem Wissenschaftler Stephen, der Schiff und Auftrag kennt wie kein Zweiter. Doch Stephen ist auch Mays Ex-Mann, dessen Herz sie brach und der ihr und der Nasa den Rücken kehrte. Jetzt ist seine Stimme alles, was ihr noch Hoffnung geben könnte in der Schwärze des Alls ...


Meine Meinung 


Die Astronautin ist für mich die Leseenttäuschung des Jahres, dabei hatte es so verheißungsvoll angefangen:
 May erwacht allein in dem Raumschiff, dessen Commander sie ist. Keiner von der Crew ist aufzufinden und die KI (künstliche Intelligenz) erwacht auch erst mit ihr. Erschwerend kommt hinzu, dass May sich auch die Ereignisse nicht erinnern kann. Wie May damit umgeht, in der riesigen Leere des Alls alleine zu sein, das fand ich spannend.

Die Sache mit der Amnesie entlockte mir schon das erste Stirnrunzeln. Es ist für den Plot einfach zu günstig, dass sich May an nichts erinnern kann. Und die Sache mit der Amnesie wird dann sogar plotentscheidend. Denn nach dem ersten Drittel oder so, das mir gut gefiel, zerfiel die Geschichte in zwei Hauptthemen: Mays Beziehung zu ihrem Ehemann, die in letzter Zeit nicht gut lief, woran sich May aber nur nach und nach erinnert. In ihrer Erinnerung ist die Beziehung noch top und sie und ihr Mann verlieben sich neu ineinander; immer gefährdet durch Mays aufkommende Erinnerung. Das war ein wenig wie Rosamunde Pilcher zu lesen und es hat mich gar nicht fesseln können. Die Sache mit dem Raumschiff erschöpfte sich irgendwann darin, dass es technische Probleme gab, die dann mit viel Techno-Babbel gelöst wurden. So von der Sorte "Explosionen, denen die Protagonistin in letzter Sekunde entkommt". Auch das hat mich nicht fesseln können; die Spannung verliert sich eben nach der dritten Beinahkatastrophe.

Das, was ich mir erwartet hatte; so dieses mehr psychologische Kammerspiel im All, das wurde nach und nach zu einer Aneinanderreihung von technischen und liebestechnischen Rettungsmanövern. Wie praktisch, dass Mays Mann auch bei der NASA angestellt ist und ihr Ex-Liebhaber das einzig andere Raumschiff besitzt.

Mit den Charakteren wurde ich auch nicht so richtig warm, so sehr ich mich auch anstrengte. Und die beziehungstechnischen Katastrophen überzeugten mich nicht. May ist nicht so, wie ich mir einen Commander mit Führungsqualitäten vorstelle. Gut, sie ist in einer Ausnahmesituation, aber sie hat ständig emotionale Zusammenbrüche, bei denen sie sich auch selbst verletzt. Sie kann wohl gut fliegen und hat sich im Griff, wenn es wirklich um etwas geht, aber irgendwie ist sie für mich nicht so die starke Frau, als die der Autor sie sich vorstellt. Wie passend, dass ihr Mann schließlich zu einer Rettungsmission aufbricht, obwohl doch eigentlich sie die Heldin sein soll/will/ist. Aber eine starke Frau muss gerettet werden... Das hat mich wirklich geärgert.

Am sympathischten war noch Eve, die KI.


Zudem [Spoiler]fand ich es unglaubwürdig und wieder nur dem Plot geschuldet, dass May schwanger ist, trotz Pille, und das schon zum zweiten Mal[/Spoiler].

Ich hab mich auch geärgert, dass [Spoiler]May zunächst voll die taffe Frau und talentierte Pilotin ist, und dann wird sie doch von ihrem Ehemann und ihrem Ex-Geliebten gerettet, der praktischerweise im Besitz eines weltraumtauglichen Schiffes ist und sie immer noch mag.[/Spoiler]

Vom Aufbau her haben wir die Haupthandlung - May im All - und zahlreiche unregelmäßige Rückblenden, die jeweils mit dem Datum der Rückblende versehen sind. Trotzdem hat man höllisch aufpassen müssen, sich die ganze Geschichte zusammenzureimen.

Hab ich am Anfang der Geschichte noch gebannt gefolgt, wurde mir nach und nach die Geschichte zu flach und uninteressant, am Ende hab ich die Seiten nur noch überflogen, weil ich wissen wollte, wie alles ausgeht.


Noch ein Wort zum Cover: May ist zur Hälfte schwarz, zur Hälfte weiß, und auf dem Cover der originalen US-Ausgabe sieht man das deutlich. Auf dem Cover der deutschen Ausgabe ist sie aber deutlich aufgehellt, vielleicht eher "ethisch neutral". Eine Konzession an deutsche Käufer? Auf jeden Fall eine interessante Beobachtung am Rande.


Lesen oder nicht?


Empfehlenswert für alle, die Rosamunde Pilcher mal im Weltraum lesen wollen. Ich war enttäuscht.     ⭐⭐


Andere Meinungen

  • Readbooksandfallinlove: vergibt eine große Leseempfehlung - "Hinter dieser Story steckt so viel mehr als man zu Anfangs erwartet. Man findet nicht nur eine Liebesgeschichte darin, sondern auch den Mut einer jungen Astronautin, die über sich hinaus wächst, ein Mutter-Tochter Geschichte sowie eine Story über eine tiefe Freundschaft" ⭐⭐⭐⭐⭐
  • Powerschnute war "einfach nur frustriert und [Die Astronautin] war absolut kein Buch, an dem ich Freude hatte. Es begann stark, aber ließ dann einfach auch genauso schnell nach." ⭐⭐

Bibliographische Daten


Titel: Die Astronautin
Untertitel: In der Dunkelheit wird deine Stimme mich retten
Autor: S. K. Vaughn

Ausgabe: Print
Seitenzahl: 543
Verlag: Goldmann
Juli 2019
ISBN-13: 978-3442205721
Affiliate-Link zu Amazon
 
Originaltitel: Across the Void
Originalsprache: US-Englisch
Übersetzer: Thomas Bauer


Ich danke sehr herzlich dem Bloggerportal, die mir das Buch im Tausch für meine ehrliche Meinung überließen.

6 Kommentare:

  1. Hallo Daniela,
    das ist schade! Ich hatte die Leseprobe gelesen und fand die wirklich gut. Ich habe mich dann aber nicht beworben (gab es bei LB), weil ich ja eigentlich kein Sci-Fi lese und mir das dann doch zu ungewiss war. Aber ich hatte das Buch jetzt noch auf der Wunschliste....jetzt nicht mehr.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hi Martina,
      es ist eigentlich nur deshalb Sci-Fi, weil es im Weltall spielt; für mich ist es mehr eine Liebes-/Beziehungsgeschichte. In meiner Buchhandlung würde ich es dort einsortieren :)
      LG
      Daniela

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  2. Liebe Daniela,
    ich musste so über deine Rezi schmuneln! Es ist zu spüren, wie sehr du dich geärgert hast! Wirklich schade. Ich lese hin und wieder auch total gerne Sci-Fi aber das wäre mich auch zu sehr ein Liebesbuch gewesen.
    Ich bin deinem Link zum Cover gefolgt und interssanterweise ist es so, wenn man sich dann die Leseprobe öffnet, gibt es wieder ein andres Cover mit einer Frau, die auch nicht nach dunklerem Hauttyp aussieht. Nur die eBook-Version hat das Originalcover. Auch wieder schade.
    GlG, monerl.

    PS.: Freue mich, dass du mit diesem Flop bei der LinkPARTY Oktober mitgemacht hast.

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    1. Hi monerl,
      das mit dem Cover ist ja tatsächlich merkwürdig. Ich mochte die Protagonistin zwar nicht, aber sie so "weißzuwaschen" ist auch nicht fair.

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  3. Hallo Daniela,

    vielen Dank für diese gute Rezension! Das Buch hatte ich schon im Blick und bin nun sehr froh, es mir nicht gekauft zu haben.
    Das mit ihrem Ex-Mann und ihrem Freund ist ja wohl mehr als dämlich!
    Amnesien kann ich in Büchern meistens auch nicht leiden. Für mich sind sie oft ein Zeichen dafür, dass die Autoren einfach zu faul waren, sich was Gescheites auszudenken. Auch bei Deinen Spoilern gebe ich Dir recht. Beim ersten denke ich: Warum muss man das jetzt noch drauf setzen? Und beim zweiten bin ich ganz bei Dir. Sehr schade!
    Auch das mit dem Cover. Zumal ich die schwarze Frau viel schöner finde.

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Ja, das mit den Amnesien war einfach zu günstig. Auch ein Zeichen dafür, dass die eigentliche Story einfach zu dünn war.

      Schön finde ich beide Coverversionen. Nur dass die weißere Frau eben nicht zu der Beschreibung der Frau im Buch paßt. In dem Fall war das wirklich auffällig, denn natürlich hab ich mir May so vorgestellt, wie die Frau auf dem Titel. Als dann gesagt wurde, ihr Vater war weiß und die Mutter schwarz, hab ich echt an mir gezweifelt und nochmal das Bild angeschaut, dachte, dass ich zu blöd bin, es richtig zu interpretieren.

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