Dienstag, 1. Oktober 2019

[Gedanken] E-Bike fahren, CO² sparen


Wer mir auf Instagram folgt oder mich persönlich kennt, der weiß, dass ich gerne und oft Elektrorad fahre. Ich hab es seit etwa zwei Jahren und es hat sich mehr als bezahlt gemacht, in Form von Spaß, mehr Fitness, weniger Speck und weniger Autostrecke. Im Elektrorad sehe ich auch das Potenzial, ein wichtiger Mitspieler in der Energie- und Verkehrswende zu sein. Auch im ländlichen Raum. Dieses Potential sehe ich beim Elektro-Auto nicht.

Dani mit Rad vor der Großen Wiese
Buchvogel auf einer Radtour mit dem Simplon Alulite

Auf dem Land herrscht der Individualverkehr


Seit 2009 wohne ich im nördlichen Schwarzwald. Individualverkehr, und das heißt momentan: das eigene Auto, ist hier auf dem Land unverzichtbar. Ich habe nie ernsthaft in Betracht gezogen, komplett auf das Auto zu verzichten.  Ich weiß, dass das für Städter schwer nachzuvollziehen ist, aber so ist der Fakt. Viele Dinge gehen auf dem Land nur mit dem Auto oder sie sind soviel einfacher, schneller und bequemer wie mit den Öffis, so dass die meisten eben das Auto behalten. Wenn ich in der Stadt wohnen würde, dann hätte ich wahrscheinlich kein Auto. Und wer auf dem Land kein Auto hat, der hat zumindest ein Moped.

Und es gibt noch eine Alternative: das Elektrorad.

Ich stehe hinter meinem Rad
Kein Problem auf steilen Wegen mit dem E-Bike

Zunächst mal - warum ein Rad mit Akku-Unterstützung und kein "normales" Rad?



Im Schwarzwald sind die Berge hoch und die Täler tief und die Wege weit. Als Normalradler kommt man hier einfach nicht weit. Mit einem normalen Rad würde ich einmal die 250 Höhenmeter von meinem Höhenstadtteil runter in den Ort zurücklegen, aber auf eine Wiederholung hätte ich nicht unbedingt Lust. Das gleiche gilt für Freizeittouren, die sich hier in der Gegend schlecht ohne Steigungen machen lassen. No fun! Oder schauen wir uns meinen Weg zur Arbeit an: 460 Höhenmeter und 30 Kilometer von hier nach Karlsruhe. Nein, für mich als normal ausdauernden Radler entweder gar nicht zu schaffen oder nur mit viel Geschiebe, und das dauert Stunden.

Aber mit dem Elektrorad geht es und es macht Spaß! Die 250 Höhenmeter von unserem Höhenort runter in die Kernstadt und wieder zurück? Kein Problem! (Sieht man mal davon ab, dass man mangels gutem Radweg auf der Straße fahren muss, aber der Verkehr hält sich zum Glück in beherrschbaren Grenzen.)

Und die Freizeit wurde völlig revolutioniert. Mit dem Elektrorad konnte ich mir Gegenden erschließen, in die ich früher nur selten kam. Die Gegend hab ich erst durch das Elektrorad so richtig erorbert. Und es macht Spaß! (Dass es mir geholfen hat, 30 Kilo abzunehmen, ist ein anderer Aspekt.)

Ich fahre ein Simplon mit Hinterradmotor von Alber aus Albstadt. Nur so als Tipp: Kauft eBikes mit Hinterradmotor, keine Bosch-Mittelmotoren. Wesentlich mehr Schub, mehr Power, mehr Spaß - und eine Rückgewinnung bei Bergabfahrt gibt es obendrein.

mein Rad in der Sonne
E-Bike von Simplon mit Hinterradantrieb, besser geht's nicht


Durch das Elektrorad habe ich so gut wie alle Freizeit-Autofahrten ersetzt. Oft bin ich mit dem Auto zu einem Punkt X gefahren und von dort gewandert, das gibt es jetzt kaum noch, da es mit dem Elektrorad wesentlich schneller und einfacher geht. Einmal die Woche pendle ich mit dem Elektrorad ins Geschäft. 60 Kilometer pro Woche Autofahrt eingespart. Und auch zu meinen Hobbys, wie Bogenschießen und Klarinette, kann ich mit dem Rad fahren.


Kurz: Im ländlichen Schwarzwald ist das Auto oft unverzichtbar, meiner Erfahrung nach können aber einige der Strecken mit einem Elektrorad zurückgelegt werden. 

Simplonrad
Gerne mit dem Rad unterwegs


Nutzen aus Umweltgesichtspunkten


Das Elektrorad hat gegenüber dem Elektroauto wesentliche Vorteile. Elektroräder sind viel effizienter wie Elektroautos und der Stromverbrauch ist minimal. Eine volle Akkuladung braucht 0,6 kWh und damit komme ich zwischen 60 Kilometer im Mittelgebirge und in der Ebene wahrscheinlich 120 Kilometer weit. Bedeutet: 100 Kilometer Elektrorad brauchen 0,5-1 kWh. Ein Elektroauto benötigt für die gleiche Distanz 20 kWh. Und während ein Elektrorad mit einer Akkuladung gute 100 Kilometer weiter kommt (jetzt mal als vereinfachten Mittelwert), dann reicht eine Akkuladung mit dem Tesla 500 Kilometer - aber beim Testla sind ca. 50 Akkus verbaut. Ein Elektroauto benötigt also die 20-30fache Energie eines Elektrorades.

(Das dürfte vor allem daran liegen, dass man auf dem Rad selbst noch Energie aufwenden muss und das Rad weniger wiegt.)

Für das Elektro-Rad wird zudem keine neue Lade-Infrastruktur benötigt und auch keine Starkstromleitungen. Man lädt es bei sich in der Wohnung an der Steckdose. Einmal komplett aufladen kostet mich 20 Cent (Ökostrom von Greenpeace Energy). Diesselbe Strecke mit einem Diesel gefahren würde so 6 Euro kosten.

Das Rad ist auch kleiner, es benötigt weniger an Parkfläche und weniger an Straße.

Ja, nicht immer und überall kann man mit einem Rad fahren. Vielleicht ist der Weg zu weit oder es regnet Bindfäden oder schneit. Klar, es geht nicht immer und nicht überall. Aber dennoch gibt es viele Wege, die man mit dem Rad machen kann. 



Potential oder: Was braucht es, damit mehr Menschen Rad fahren



Ja, soviel zu den Vorzügen des Elektrorades. Doch was braucht es, damit mehr Menschen Rad fahren? Ich habe nun genügend Radfahrerfahrung, um die großen Probleme zu erkennen:

- Die Radwege sind mies
- Es gibt kein durchgängiges Wegekonzept
- Es gibt keine sicheren Abstellmöglichkeiten

So viele Radwege sind einfach nur schlecht. Grober Schotter, zentimeterdicker Kies und Schlaglöcher lassen den Fahrspaß in den Hintergrund treten und das Radeln als Kampf erscheinen.

schlechte Straße
Auf solchen Wegen macht das Radfahren wenig Spaß

 Von Herrenalb über Marxzell und Fischweier nach Ettlingen und dann weiter nach Karlsruhe, links der Alb, das ist eine Strecke, die sich zum Radpendeln sehr anbietet. Es ist so gut wie eben, nur wenige Fahrstraßen werden gekreuzt und viele der Herrenalber arbeiten in Karlsruhe und wollen dem Autostau entgehen. Aber der Weg ist geschottert mit einigen wirklich gefährlichen Stellen (grober Schotter, Rinnen, Kiessenken, Schlaglöcher). Da ist soviel ungenutztes Potential: Diese Strecke sollte als Radfernpendelweg ausgebaut und asphaltiert werden. Dann im Winter asphaltieren, so dass man es ganzjährig nutzen kann. Ja, ich weiß, dass rechts der Alb ein Radweg ausgewiesen ist und auch zum Teil asphaltiert, aber erstens ist auch dieser Weg voller Schlaglöcher und quert mir zweitens zu oft eine Autostraße, und bei Busenbach muss man dann noch über die Gleise. Der Weg links der Alb eignet sich viel besser.


open street map karte
Von Marxzell aus Richtung Ettlingen, links der Alb


Mit durchgängigem Wegekonzept meine ich folgendes: Als Radfahrer muss man manchmal auf der Straße fahren zwischen den Autos. Dann biegt der Radweg auf einen Bürgersteig in eine Park, und man ist wie ein Fußgänger. Dann geht es wieder auf eine Fahrstraße, und so weiter. Das alles ist äußerst verwirrend und ein Symptom dafür, dass die Verkehrsplaner das Rad oft nur wie Spielzeug betrachten und nicht als ernsthaftes Verkehrsmittel. Das muss aufhören. Das Rad muss als gleichwertiges oder sogar prioritäres Fortbewegungsmittel gedacht werden.

Wer mit einem teuren Elektrorad unterwegs ist, der will es nicht offen auf der Straße oder gar an einem Bahnhof stehen lassen. Hier in Herrenalb gibt es leider noch keine sicheren Abstellmöglichkeiten und auch in KA kenne ich nur zwei Radboxen, in der man sein Rad unterbringen kann. Und in der einen Radboxen muss man sich zuvor über das Internet und eine App registrieren; also nichts mit spontan abstellen (einfach nur einen Euro einzuwerfen, das wäre zu einfach gewesen...)

Es gibt noch zu tun, wenn mehr Menschen Rad fahren sollen!


Und ihr? Fahrt ihr Rad? Auch ein Elektrorad und welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

3 Kommentare:

  1. Hallo Daniela,

    das ist ein interessanter Post und mal etwas anderes als immer nur Bücher. :-)
    Ich glaube auch, dass E-Bikes einiges vom Individual-Autoverkehr wegnehmen könnten. Das Auto nutze ich gerne bei Großeinkäufen oder für Besuche meiner Mutter, eine Entfernung von 75 km ist eben für eine Radtour doch zu weit.

    Ein schöner Post, vielen Dank, ich habe auch deine Fotos genossen.

    Liebe Grüße
    Barbara

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    Antworten
    1. Hallo Barbara,
      ja, es war mir irgendwie ein Anliegen, nachdem ich schon über die FFF-Demo schrieb, auch einen Artikel zum E-Bike zu bringen.
      Ja, 75 Kilometer sind definitiv zu weit, und der Großeinkauf lässt sich auch schlecht transportieren. Ergänzende Einkäufe allerdings lassen sich gut mit dem Rad machen.
      LG
      Daniel

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  2. Hallo Daniela.
    E-Bike und Elektroauto. Da würde ich hellhörig. Ich fahre beides. E-Bike schon ein klein wenig länger als das Elektroauto. Aber das Rad hat mich erst zum Elektroauto gebracht. Ich pendle, zumindest einmal die Woche mit dem E-Bike. Hin und zurück insgesamt 55 km. Die restlichen Tage mit dem E-Auto. Es gibt für beide Verkehrsmittel die Daseins Berechtigung. Ja ich würde sogar sagen sie ergänzen sich perfekt. Vielleicht hast du Interesse etwas in die Welt der Elektroautos rein zu schnubbern. Damit der Einstieg leichter fällt, vielleicht ein Blog Beitrag über meinen letzten E-Bike Urlaub unter
    https://www.way-to-emobility.de/2019/09/e-mobilitat-auf-zwei-raedern/
    Liebe Grüsse
    Heinz

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