Dienstag, 14. August 2018

[Rezension] Scythe 2 - Der Zorn der Gerechten von Neal Shusterman

Scythe 2
Das soll wohl Scythe Anastasia sein

Scythe - Der Zorn der Gerechten
Band 2 von 3
Neal Shusterman
Buch erschienen bei FISCHER Sauerländer, März 2018
544 Seiten
Fantasy, Sciene-Fiction, Jugendbuch
ISBN: 978-3737355070
Affiliate Link zu Amazon
Original: Thunderhead - arc of a Scythe
Übersetzer: Kristian Lutze und Pauline Kurbasik

Hörbuch 
argon Verlag
Laufzeit: 14:23
Sprecher: Torsten Michaelis und weitere


Woher: Gekauft, weil Band 1 so fesselnd war



Zusammenfassung


Scythe Anastasia rüttelt mit ihrer ausgefallenen Nachlesemethode das Scythetum auf, genauso wie Rowan alias Scythe Lucifer, der unehrenhafte Scythe nachliest. Greyson Tolliver hingegen ist ein unscheinbarer Junge, ein normaler Mensch - und doch vollbringt auch er heldenhaftes.
Der Thunderhead, die Scythe, Widerlinge und Tonisten - sie alle sind Teil dieser perfekten Welt und wir erfahren mehr darüber. Vor allem gibt es Einblick in die Gedankenwelt des Thunderhead, einer gottgleichen Maschine, die diese Welt regiert.




Persönlicher Eindruck


Ging es in Band 1 um die Scythe-Lehrlinge Citra und Rowan und die Kunst und Moral des Tötens, so weitet sich in Band 2 der Blick, zum einen auf die komplette Gesellschaft, zum anderen auf weitere Protagonisten.

Das Scythetum ist weltweit in zwei Lager gespalten. Da ist die alte Garde, die ihre Nachlesen mit Mitgefühl und Respekt durchführt. Und die neue Ordnung, die Freude am Nachlesen hat. Warum - so fragen sie, sollten sie auch nicht das lieben dürfen, was sie tun? Die alte Garde aber hält an der moralischen Einstellung der Gründerscythe fest.

Citra ist jetzt eine Scythe. Sie nennt sich Scythe Anastasia und lebt als Junior-Scythe bei Scythe Curie. Die warmherzige und weise Scythe ist eine Mischung aus Mutter und Freundin für Anastasia. Anastasia hat sich für eine ganz besondere Art der Nachlese entschieden, die das Scythetum aufwühlt: *Spoiler-Anfang: Sie legt den Schwerpunkt nicht auf das Töten, sondern auf das Sterben. Ihren zur Nachlese ausgewählten Menschen gibt sie einen Monat Zeit, ihre Angelegenheiten zu regeln. Zudem können sie Ort, Zeit und Art der Nachlese frei wählen *Spoiler-Ende

Rowan hingegen ist vom Schicksal gebeutelt. Er fühlt in sich eine Berufung, als Scythe tätig zu werden. Er wird Scythe Lucifer und liest unehrenhafte Scythe nach, in schwarzer Robe, der verbotenen Farbe. Als Scythe Lucifer will er das Licht zurückbringen. Rowan ist klug und clever, aber das Scythetum jagt ihn - offiziell und inoffiziell.
*Spoiler-Anfang: Das seine gute Tat gegenüber Scythe Brahms solche negativen Auswirkungen haben wird, ist typisch Neal Shusterman. Hat Rowan mit seinem Mitgefühl also falsch gehandelt? Wieder wirft Shusterman Fragen über Fragen auf *Spoiler-Ende

Und ein weiterer Spoiler beschäftigt sich mit einer unerwarteten Wendung, die das Buch aber in der zweiten Hälfte dominiert: *Spoiler-Anfang Das und wie Scythe Goddard von den Toten aufersteht, hat mich einfach komplett umgehauen. *Spoiler-Ende


Doch E.S. Anatasia und Rowan nehmen keinen so großen Anteil im Buch mehr ein, andere Protagonisten werden aufgebaut.Vor allem ist das Greyson Tolliver. Greyson hat mich ein wenig an Rowan erinnert oder auch an Tyger. Greyson hat Eltern, die "die Idee einer Familie mehr schätzen wie die Ausführung", wie Tyger ist auch Greyson ein Mündel des Thunderhead. Dieser hat ihn großgezogen, war immer für ihn da. Greyson möchte dem Thunderhead etwas zurückgeben und ein Agent des Thunderhead werden. Das wird er auch, allerdings anders als geplant.


Im ersten Band gab es diese Zwischenstücke zwischen den Kapiteln mit Auszügen aus den Tagebüchern der Scythe. In diesem Band werden die Zwischenstücke vom Thunderhead gesprochen. Der Thunderhead ist diese sich-seiner-selbst bewusste Intelligenz, die die Erde regiert, mit beinahe Allmacht, beinahe Allwissenheit und einer sehr verzeihenden, verstehenden und liebenden Präsenz.

Das erinnert schon sehr an die Vorstellung von Gott und es ist interessant, die Gedanken des Thunderhead zu allen möglichen Dingen zu erfahren. Wer hätte gedacht, dass er sich manchmal allein fühlt? Sich danach sehnt, in das All aufzubrechen? Über seine eigenen Grenzen philosophiert? Sich Gedanken darüber macht, wie es mit der unsterblichen, aber sich weiterhin vermehrenden Menschheit weitergehen soll? Denn die Nachlesen der Scythe dämpfen nur die Spitzen des Wachstums ab, aber verhindern es nicht. Das bedeutet ein gewaltiges Konfliktpotential, dass da in der Zukunft lauert.

Der Thunderhead scheint die Menschen sehr fähig zu regieren, dennoch finde ich es bedenklich, ein System ohne Rückversicherung zu installieren. Oder haben die Menschen dieses eingebaut?


Wir erfahren auch noch mehr über die Gesellschaft. Scythe und Thunderhead sind bspw. strikt voneinander getrennt, der Thunderhead darf sich nicht in Scythe-Angelegenheiten einmischen. Und es gibt noch eine weitere Gruppe, mit denen er nicht kommuniziert bzw. kommunizieren darf: die Widerlinge. Eine Gruppe von Menschen, die rebellieren wollen, die das System hassen wollen. Der Thunderhead gibt ihnen, was sie begehren.


Ich wurde sehr nachdenklich, wie die Menschen in dieser perfekten Welt leben. Es wird als perfekte Welt angepriesen, aber ist es das wirklich? Es kommt mir ein bisschen vor wie in einem Zoo. Die Menschen werden in perfekten Bedingungen "gehalten", sogar das Ausleben "widerlicher Tendenzen" ist möglich, jeder kann sich selbst verwirklichen. Und doch, irgendwie erscheint es mir auch leer, ohne Ziel und vielleicht auch ohne Sinn. Unsterblichkeit, ist das tatsächlich ein Segen?


Der Großteil des Buches bestimmen Intrigen, Machtspiele, ist von der Balance zwischen Scythe, Thunderhead und den anderen gesellschaftlichen Gruppen bestimmt. Und da kommt tatsächlich Bewegung und Aufregung in diese Gesellschaft.


Auch die Tonisten kommen wieder im Buch vor, wir erfahren ein wenig mehr über ihren Glauben.


Wie schon im ersten Teil gibt es einige irre Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Das ganze Buch hab ich fast atemlos gehört, es hat mich irre gefesselt. Die Sprecherstimme vermag eine unglaubliche Atmosphäre zu vermitteln. Die Stimme des Thunderhead wurde mit einem Effekt unterlegt, den ich als eine Art inverses Echo beschreiben möchte, es erzeugt den Eindruck, dass da jemand "aus den Wolken" zu einen spricht, aber etwas roboterhaft - die Essenz des Thunderhead also perfekt eingefangen. Die Stimme klingt sanft, aber hätte noch etwas weiser klingen können.

Ich bin schon irre gespannt auf den dritten Teil - der Cliffhanger ist wirklich gemein :D


Kritik hab ich am Klappentext, der weder den Schwerpunkt der Geschichte wiedergibt, noch überhaupt stimmt (Citra und Rowan arbeiten NICHT zusammen), und auch das Cover stimmt nicht - offenbar soll es Anastasia darstellen, aber ihre Robe ist türkis, nicht schwarz. Schwarz ist eine verbotene Farbe, daher trägt Scythe Lucifer ja schwarz.


Lesen oder nicht?


Wer Band 1 mochte, wird diesen Band lesen wollen. Es lohnt sich. Er hat andere Schwerpunkte, ich empfinde ihn aber als genauso genial, vielleicht wirkt er "erwachsener". Leseempfehlung.

Gesamtbewertung:  Hammer, herausragende Literatur ⭐⭐⭐⭐⭐




Weitere Meinungen

  • Weltenwanderer meint: "Alleine die ganzen Gedankenkonstrukte, die Neal Shusterman dem Thunderhead angedichtet hat, sind es wert dieses Buch zu lesen,"
  • Book-Walk fand die Gesamthandlung spannend und das Ende unvorhersehbar, die Geschichte kaum langatmig
  • Book Nerds by Kerstin reflektiert: "Im Scythetum existiert all das, was der Thunderhead für die Menschheit abgeschafft hat: Gefühle, Hab- und Machtgier, Intrigen, Verschwörungen und natürlich die Nachlese"
  • Buchbahnhof empfand, dass in den 14 Stunden Lesezeit sehr viel passiert ist, eine dichte Geschichte
  • Laura von Eden fand, dass die Story hin und wieder seine Längen hatte, in denen nicht viel passiert
  • Hundertmorgenwald fand es genial, den Spannungsbogen hoch und die Charaktere sympathisch. (Das Cover bemängelt sie, dass es wie von Heidi Klum gestaltet aussieht und ich muss ihr da Recht geben.)

6 Kommentare:

  1. Guten Morgen Daniela!

    Ja, das Buch bzw. die Reihe ist wieder sehr genial! Ich hab aber ehrlich gesagt nach "Vollendet" auch nichts anderes erwartet *lach* Er kann das schon richtig gut und die Ideen sind einfach der Hammer!

    Vielen Dank fürs Verlinken!
    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. HI Aleshanee,
      Vollendet kenn ich gar nicht, vielleicht wird das mein Hörbuch nach dem Urlaub. Ich hab wirklich erst jetzt Hörbucher für mich entdeckt :D, daran ist Scythe "schuld"
      LG
      Daniela

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  2. Hallo Daniela,

    schön, dass dir der zweite Band ebenso gefallen hat. Ich fand diesen sogar noch ein wenig besser, als der erste. Das Ende fand ich mehr als fies und habe so gar keinen Plan, wie alles enden wird. Leider müssen wir uns auf den finalen Band noch etwas länger gedulden.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hi Uwe,
      irgendwo hab ich gelesen, dass Band 3 10 Jahre später spielen soll. Ich bin gespannt, wer alles (wieder) am Leben ist.
      Und welche Rolle der Thunderhead für Greyson vorgesehen hat!

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  3. Huhu Daniela :D

    Ich liebe diese Reihe ja und kann den nächsten Band kaum abwarten. Bei Reihen finde ich ja meistens den Mittelband am schwächsten, aber hier hat mich Band 2 echt umgehauen! :D

    Liebe Grüße
    Jessi

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    1. Hi Jessi,
      meinst du, bei Trilogien? Ich hab leider nicht genügend gelesen, um darüber eine Aussage machen zu können, hab es aber auch schon von anderen Leuten gehört.

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