Sonntag, 26. August 2018

[Rezension] Mehr als Ja und Amen - Doch, wir können die Welt verbessern von Margot Käßmann

das Cover zeigt Frau Käßmann, sie lächelt
Käßmann ist ein Tausendsassa

biografischer Ratgeber, 272 Seiten
adeo, April 2013
Genre: Ratgeber, religiöser Erfahrungsbericht
ISBN:  978-3942208772
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Woher: Aus dem Bücherschrank Bad Herrenalb



So fängt es an

Im Anschluss an den Kirchentag in Dresden war ich am 19. Juni 2011 in die Talkshow "Anne Will" eingeladen; das Thema war "Gutmenschen". Ich habe die Einladung angenommen, weil mich schon lange beschäftigt, dass Begriffe wie "Gutmenschen" und "Weltverbesserer" so abschätzig verwendet werden. Ja, sollen wir denn alle "Bösmenschen" und "Weltverschlechterer" werden oder neudeutsch: Realisten?


Zusammenfassung


Margot Käßmann legt in diesem Buch in 10 Kapiteln dar, wie der Christ in der modernen Welt handeln kann und soll. Nur "Ja und Amen" sagen und zu sagen, dass einem als Christ die Welt außerhalb der Kirche nichts angeht, das sei nicht genug. Man müsse Präsenz zeigen in dieser Welt und zu seinen Überzeugungen stehen.



Persönlicher Eindruck


Margot Käßmann setzt sich damit auseinander, wie Christen ihre christlichen Überzeugungen in einer modernen Welt leben können und was überhaupt das Christentum zu modernen Fragestellungen zu sagen hat. Käßmanns Überlegungen zu Themen wie "Von der Last der Ewartungen", "Gerechtigkeit als Leitbild" oder "Von der Würde des Sterbens" sind dabei auch für nicht religiös-gebundene Menschen wie ich es bin, interessant.

Von meinem religiösen Hintergrund her bin/war ich evangelisch und von daher in der Ansicht geprägt, dass jeder Mensch selbst seinen Weg zu Gott finden muss. Käßmann hat einen ähnlichen Ansatz - zumindest spüre ich das in ihrem Text. Ihre Überlegungen gründen auf tiefem Mitgefühl, auf Menschlichkeit und Respekt vor dem anderen. Es sind viele sehr überzeugende Aussagen dabei, viele wirklich gute Ansätze. Ich wünsche mir, unsere Gesellschaft würde wieder menschlicher werden im Sinne einer Käßmann'schen Vision.

Was mir auch gut gefallen hat ist, dass Käßmann zu ihrer christlichen Überzeugung steht, aber sie in keiner Weise missioniert. Sie lebt ganz einfach ihre Werte, und das finde ich sehr vorbildhaft. Mich hat das Buch dazu angeregt, mich selbst wieder auf meine Werte zu besinnen. Dazu muss ich sagen, dass diese ähnlich sind wie Käßmanns - nur leite ich diese von einer Warte allgemeiner Humanität und Freundlichkeit her und nicht aus der Bibel. (Die Frage, woher Werte stammen, ist eine, die mich generell sehr bewegt und zu der ich leidenschaftliche Ansichten haben, das soll aber nicht Gegenstand dieser Rezension sein.)

Käßmanns Fazit: Nur Ja und Amen sagen, sich nicht um die Welt außerhalb der Kirche kümmern, das ist zu wenig für jemand, der sich als Christ versteht. "Da mutet uns das Evangelium mehr zu."

So umfassend das Buch aktuelle Fragen aufwirft, so wenig kann man es in einem Rutsch lesen. Es ist eher als eine Ansammlung von Predigten zu sehen, die man peu a peu lesen kann.

Lesen oder nicht?


Käßmann legt den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft und auf dringende gesellschaftliche Fragen und gibt Anregungen, wie Christen in dieser Welt handeln können. Dieses Buch kann man nicht an einem Stück lesen, sondern sollte es besser wie eine Sammlung von Predigten behandeln.

Gesamtbewertung:  ⭐⭐⭐⭐ Gutes Buch



Zitate


[Menschen im Aktivitätsrausch] merken gar nicht, wie die eigene Lebenszeit ihnen durch die Hände rinnt, sie die wichtigsten Dinge im Leben, die sich eben nicht kaufen lassen, verlieren: Beziehungen, Liebe, Zuwendung, Vertrauen. [Wir] verlieren den Rhythmus zwischen Schaffen und Ruhen. Genau diesen Rhythmus hat das dritte biblische Gebot im Sinne. "Du sollst den Feiertag heiligen." [S. 57]

Als Christin sehe ich: Die Lebenssituation der Armen hat Auswirkungen auf den gesamten Gesellschaftskörper. Ein Christ, eine Christin kann nicht glücklich und zufrieden sein, wenn um ihn, um sie herum Menschen im Elend versinken. [S. 125]

Krieg ist für mich nicht Ultima Ratio, weil Ratio Vernunft heißt. [S. 147]





Ich freue mich über eure Kommentare.

1 Kommentar:

  1. Liebe Daniela

    Vielen Dank für den Buchtipp, das klingt wirklich nach einer spannenden und anregenden Lektüre.

    Alles Liebe dir
    Livia

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