Montag, 10. Dezember 2018

[Rezension] Prinzessin Insomnia von Walter Moers

Insomina


Prinzessin Dylia hat die seltenste Krankheit Zamoniens. Sie leidet unter Schlaflosigkeit, ihr Rekord sind 22 Tage. Da begegnet ihr in einer Nacht der albtraumfarbene Nachtmahr. Sein Auftrag ist es, sie in den Wahnsinn zu treiben und dazu nimmt er sie mit auf eine Reise in ihr eigenes Gehirn.


Persönlicher Eindruck



Dieser Moers kommt für mich ernsthafter daher als seine Vorgänger. Das mag an Dylias Krankheit liegen, die zunächst ausführlich beschrieben wird. Für mich ist Dylia eine besondere Heldin. Sie leidet unter der wohl seltensten Krankheit Zamoniens, unter Schlaflosigkeit, die noch zahlreiche andere Begleitsymptome hat. Übelkeit, Schwindel, Durchfall, Muskelschmerzen usw. Doch Dylia hat einige Strategien, um mit ihrer Krankheit umzugehen. Sie stellt sich z.B. vor, dass sie ungeliebte Verwandte sind, die zu Besuch kommen. Sie bleibt höflich und ruhig, und irgendwann gehen die Gestalten dann wieder weg.
Und natürlich waren da die bösartigen und unerzogenen, fettleibigen und pickeligen Cousins Cephalargia und Tinnitus, die garantiert wieder in ihrem Schädel randalierten, bis er beinah platze. Auf diese Verwandtschaft des Grauens war Verlass. [S. 54]



Eine andere Strategie ist, die Symptome mit lustigen Namen zu benennen oder alles ganz gewählt auszudrücken. Überhaupt ist Dylia sehr klug und kann gut mit Wörtern umgehen. Ihre Gedanken sind ihre Freunde. Ihr ist niemals langweilig, in ihrem Gehirn kann sie sich die wunderbarsten Sachen ausdenken. Z.B. Regenbogenerfindungen wie der Regenbogentornado oder neue Sprachen. Und sie ist wunderbar selbstreflektierend und kann über sich selbst lachen.

Regenbogentornado
Regenbogentornado

Dylia wurde inspiriert von der Illustratorin Lydia; (Dylia - Lydia). Sie leidet unter dem Chronischen Fatiguesyndrom; dazu gehören u.a. krankhafte Erschöpfung, ausgeprägte Schmerzen, Schwindelattackten etc. Lydia helfen die Zamonienromane, mit der Schlaflosigkeit, die bei ihr zu CFS gehört, umzugehen. Für Walter Moers und Lydia Rode war ihre Krankheit die Quelle der Inspiration für diesen Roman.
Sollte man mit dem Leben aufhören, nur weil man daran sterben konnte? [S. 307]

Havarius Opal ist der zweite Held dieser Geschichte. Er ist ein Nachtmahr und hat die Aufgabe, die Prinzessin in den Wahnsinn zu treiben. Er ist so etwas wie das Gegenstück zu Dylia, er ist wie "linksherum und spiegelverdreht". So bösartig er eigentlich auch ist, haben Dylia und er erstaundlich viel Spaß zusammen, als sie in Dylias Gehirn reisen. So etwas wie Zuneigung, vielleicht Liebe, entwickelt sich.


Die Reise ins Gehirn strotzt nur so vor genialen Einfällen. Die Zwielichtzwerge, oder Geistgeister, wie Opal sagt, gefielen mir besonders. Und hier vor allem Tardatius, der rosafarbene ewige Nachzügler. Von den Bewohnern des Gehirns fand ich die bürokratischen Egozetten, die alle aussahen wie Dylia, super. Bei ihnen mussten Opal und Dylia eine Reiseerlaubnis zur Amygdala stellen.

Zwielichtzwerge
Zwielichtzwerge


Moers - oder: Dylias - kreative Wortschöpfungen sind wie immer total genial. Überhaupt die ganzen (abgedrehten) Themen, über die sich Opal und Dylia unterhalten.
Die Prinzessin fand das Konversationsthema Zerebrale Meterologie eigentlich recht interessant. Sie wollte gerade fragen, ob es in ihrem Gehirn auch kreative Wirbelstürme, Ideenhagel oder gemütsbedingte Kälteeinbrüche gebe, als sie ... [S. 187]

Und während all der aufregenden Abenteuer, durchaus auch in Lebensgefahr, vergißt die Prinzessin auch nicht, die 12 Pfauenwörter in den Konversationen unterzubringen, die sie sich am Morgen ausgesucht hatte und von denen sie sich vorgenommen hatte, sie im Lauf des Tages und der Nacht an passender Stelle unterzubringen. Das hat mir total gut gefallen. Es zeigt Dylias Hartnäckigkeit und die Wichtigkeit, auch an scheinbar kleinen Dingen festzuhalten. Und sind die Umstände noch so widrig, so freut sich Dylia über jedes gut untergebrachte Pfauenwort.


Lesen oder nicht?


Ungewöhnliche Helden - eine schlaflose Prinzessin und ein alptraumfarbener Nachtmahr,  Wörter, Gedanken, eine aufregende Reise. Wortkreationen, faszinierende Welten - - - Dieser Moers ist kreativ und unterhaltsam wie eh und je, kommt aber etwas ernsthafter daher wie die übrigen Romane

Gesamtbewertung:  ⭐⭐⭐⭐⭐ Vorsicht - kann zu Schlaflosigkeit führen...





Bibliographische Daten


Titel: Prinzessin Insomnia
Autor: Walter Moers
Illustrator: Lydia Rode
Genre: fantastische Literatur


Taschenbuchausgabe: 352 Seiten
Verlag: Penguin
Erscheinungsjahr/Ausgabe: Oktober 2018
ISBN-13: 978-3328103349

Das Buch bei Amazon*

Vielen Dank an das Bloggerportal, die mir diesen Roman für meine ehrliche Bewertung überlassen haben.


Ich freue mich über eure Kommentare.

6 Kommentare:

  1. Liebe Daniela

    Das ist wirklich eine sehr liebevolle und ansprechende Buchempfehlung mit so schönen Bildern. Danke dir für den Lesetipp. Das Buch kommt auf jeden Fall auf die Wunschliste.

    Alles Liebe dir
    Livia

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    1. Hallo Livia,
      danke dir für das Lob. Ich freue mich, dass das Buch auf deine Wunschliste wandert.
      Alles Liebe ebenfalls - Daniela

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  2. Liebe Daniela,

    ach,d as hört sich richtig gut an. Kann man es auch lesen, ohne die Vorgänger zu kennen?
    Ich mag ja auch die Zeichnungen sehr. Meine Freundin, ein großer Moers Fan, findet die neuen Zeichnungen ganz furchtbar. Aber so ist das wohl, wenn man mit etwas Vertrautem aufwächst.

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Hi Petrissa,
      es spielt zwar im Zamonien-Universum, hat aber eigentlich keinen Vorgänger; es ist ein abgeschlossener Band, der keinerlei Vorwissen benötigt. Wenn du weißt, dass die Bücher von Moers in diesem "Zamonien" spielen, dann reicht das völlig aus.
      Ich fand die Zeichnungen auch erst gewöhnungsbedürftig. Ich war zunächst irritiert, aber dann sieht man ja sehr schnell, dass es diesmal nicht Moers selbst illustrierte und dass es Lydia illustrierte, ist ja Teil der Geschichte, bzw. der Entstehungsgeschichte dieser Geschichte, also, kurz gesagt, in dieser Geschichte muss das genau so sein.
      LG
      Daniela

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  3. Liebe Daniela,

    ich bin immer noch unsicher, ob ich das Buch lesen sollte! Ich warte schon so lange auf den 3. Teil der Stadt der träumenden Bücher und bin immer gefrustet, dass neue Bücher vom Autor rauskommen, nur nicht das, auf das die meisten Leser warten.
    Ich werde mir wohl eher noch eine Leseprobe zu Gemüte führen, bevor ich es kaufe oder ich leihe mir das Buch am besten gleich aus. Wenn ich es nicht mag, gebe ich es einfach zurück, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. hihi

    GlG, monerl

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    1. Hi monerl,
      oh ja, das verstehe ich... die träumenden Bücher sind auch sooo toll. Weiß auch nicht, warum Moers erst diese anderen Projekte verwirklicht. Schreibblockade oder so? :D
      Ja, das mit der Leseprobe ist eine gute Idee, speziell für dieses Buch, wenn man schon viel Moers gelesen hat. Kann mir vorstellen, dass es Leser gibt, die diesen Krankheitsteil nicht so gut finden. Aber so ist das Leben, es sind nicht immer alle gesund...

      LG
      Daniela

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