Dienstag, 15. Januar 2019

[Rezension] Kain und Abel von Jeffrey Archer

Kain und Abel - Hörbuch
Licht und Schatten

Sie sind am selben Tag geboren, doch in völlig anderen Umgebungen: William ist der Sohn eines einflußreichen Bankiers in den USA, Abel der uneheliche Sohn eines Barons in Polen. Die USA - und mit ihnen die Kanes - prosperieren, während Polen besetzt wird und Abel übel mitgespielt wird.

Dennoch machen beide in Amerika Karriere - William in der Bank, Abel im Hotelwesen. Sie könnten Freunde sein, doch sie werden Feinde und tragen jahrelang eine schlimme Fehde aus.


Persönlicher Eindruck



Kain und Abel ist die Geschichte zweier Männer. Am gleichen Tag geboren ist ihr Start doch sehr unterschiedlich. William Kane wird in Amerika in eine reiche Familie hineingeboren. Schon früh zeigt sich sein Talent für das Rechnen und für gute Geschäfte. Ihm wird die beste Ausbildung zuteil und William selber hat einen großen Ehrgeiz. Lernfreudig ist auch Wladek, doch er hat einen nicht ganz so guten Start erwischt. Seine Mutter stirbt bei der Geburt allein in einem polnischen Wald, die Frau des Wildhüters zieht ihn auf. Der Baron zieht ihn später zusammen mit seinem eigenen Sohn auf; doch als Polen besetzt wird, verliert Wladek nicht nur seine Ziehmutter Florentina, sondern auch seinen Halbbruder und den Baron. Nach jahrelanger Gefangenschaft wird er in ein russisches Arbeitslager verbracht, aus dem er aber fliehen kann.

Erst bei der Ankunft ändert Wladek seinen Namen in Abel Rosnowski - nun haben wir das Gespann "Kain und Abel" aus dem Titel zusammen.

Im Folgenden wird beschrieben, wie William Karriere im Bankwesen macht und Abel eine Hotelkette aufbaut. Beides fand ich gleichermaßen faszinierend. Sie haben Rückschlage, aber dennoch mehr Erfolge wie Rückschläge.

Dem Titel zufolge wartete ich aber nur darauf, dass sich ein Zwist anbahnt und tatsächlich kam dieser auch. Eigentlich eine dumme Fehde, die aus einem Mißverständnis entspringt; so etwas regt mich immer tierisch auf. Ein Ereignis (das in Band 2 dann weiter ausgeführt wird) führt endgültig dazu, dass William und Abel sich bekriegen. Ab dieser Stelle wurde der Roman für mich kaum auszuhalten. Beide Männer sind sich eigentlich so ähnlich, doch Stolz und Rachsucht stehen ihnen im Weg. Es ist von außen so schlimm zu lesen, wie sie aus lauter Hass vor dem Gegner ihre eigenen Kinder jahrelang nicht sehen! Zudem fand ich den blinden Hass eigentlich recht untypisch für beide, er stand wirklich ihrem eigenen Glück im Wege. Beide haben so viel gemeinsam, z.B. ihre Intelligenz und ihren Erfolgswillen, genauso wie die Liebe für ihre Kinder und ihren Patriotismus.

Ob nun Kane (Kain) gewinnt oder Abel, das verrate ich an der Stelle natürlich nicht. Wobei "gewinnen" sowieso relativ ist, es stellt sich eher die Frage, wer der größere Verlierer ist oder was wir aus so einer Fehde lernen.

Die Geschichte an sich konnte mich in ihren Bann ziehen, wenngleich diese Erfolgsgeschichte mit der Zeit ein wenig langweilig wurde (Erfolg, Erfolg, Erfolg...), nur kam dann ja diese Fehde hervor. Beide mussten aber auch viel durchmachen, waren schon früh Waisen und vor allem Abel hat geliebte Menschen verloren, genauso wie William. Mein Mitfiebern war am Anfang der Geschichte am höchsten und ging dann im Lauf der Geschichte aber stetig hinunter. Zudem mir die Sachen, mit denen der Autor Spannung aufbauen wollte, von Anfang an völlig klar waren - es war klar, wer Abels tatsächlicher Vater ist, es war mir klar, wer der geheimisvolle Geldgeber ist oder wem er im Krieg das Leben rettete.

Vielleicht ist die Saga auch so wie ein Leben an sich, am meisten erleben wir in der Kindheit, sind am interessantesten in der Jugend, das Erwachsenenleben dann relativ gleichförmig und schließlich der Starrsinn des Alters. So gesehen ist die Familiensaga wirklich wie das Leben selbst! Passend fand ich auch, dass wir William und Abel tatsächlich von der Geburt bis zum Tod begleiten!

Ich bin mir auch unschlüssig, wie sehr ich mich mit den Figuren identifizieren konnte. Zu Beginn war mir Abel sympathischer, später hatte mehr William meine Sympathien. Aber die Charaktere wirken ein klein wenig mehr distanziert wie nahbar auf den Leser. Allerdings störte das in dieser Familiensaga auch nicht wirklich.

Dem Sprecher konnte ich gut zuhören; er hat eine angenehm sonore Stimme, die gut zur Geschichte passte.


Lesen oder nicht?


Freunde von Familiensagas kommen hier voll auf ihre Kosten. Für alle anderen: Die Geschichte ist spannend, der Lebenslauf gut erzählt; der Konflikt aber unnötig und er macht im Leben der ansonsten erfolgreichen Männer viel kaputt. Den Beginn fand ich fesselnder wie das Ende, mit dem ich mich etwas gequält habe. Generell eine Geschichte mit Charakteren, über die ich viel nachgedacht habe! Deshalb schwanke ich zwischen drei und vier Sternen.

⭐⭐⭐(⭐)


Andere Meinungen

Mein Leseblog: Hat das Buch einfach so gefeiert
Die Buchblogger: Kurzweilig und dennoch lange nachhallend



Bibliographische Daten


Titel: Kain und Abel
Autor: Jeffrey Archer
Genre: Familiensaga

Taschenbuch, 736 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Erscheinungsjahr/Ausgabe: Januar 2018
Erstausgabe: 1979
ISBN-13: 978-3453422032

Originaltitel: Kane und Abel
Originalsprache: Englisch
Übersetzer: -

ungekürzte Hörbuchausgabe
Dauer: 19 h 12 min
Verlag: Random House Audio
Sprecher: Richard Barenberg


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4 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich verstehe, was du meinst! Ich rege mich da auch gerne auf, wenn so ein Kleinkrieg aus einer Nichtigkeit entsteht – im echten Leben wie im Buch.

    Ich mag Familiensagas, aber hier bin ich mir sehr unschlüssig, ob ich das Buch vielleicht mögen würde oder auch nicht...

    LG,
    Mikka
    [ Mikka liest von A bis Z ]

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    1. Hi Mikka,
      Familiensagas sind für mich eher ein "neutrales" Genre, aber ich hab es wirklich genossen. Nur als die beiden "gestande Erwachsene" waren und jeder Rückschlag sie wieder nach vorne brachte, das war dann halt langweilig. Und dieser Kleinkrieg, ich mag das einfach überhaupt nicht.
      Ich würd das Buch trotzdem weiterempfehlen, unter diesem Vorbehalt eben; denn der Anfang ist wirklich genial!

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  2. Hallo Daniela,

    ich hatte das Buch schon im Auge, dachte nur, es sei von Ken Follett... Ob ich da was verwechsel? Hm.
    Jedenfalls schade. Das mit Abel und Polen liest sich toll, aber das weitere dann irgendwie nicht so. Wenn es nur um Erfolg geht... Das ist nicht so mein Interesse.

    Ich habe Dich getaggt. :D Eigentlich war es gar kein richtiger Tag, sondern eine Special Aufgabe von Weltenwandere zum TTT. Aber da ich das Thema so genial finde und auf Deine Antwort wirklich gespannt wäre, habe ich es einfach in einen Tag verwandelt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du Lust hättest, ihn zu machen. http://morgenwald.eu/top-ten-thursday-mein-charakter/

    Sei lieb gegrüßt
    Petrissa

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    1. Hi Petrissa
      Ken Follett hat so ähnliche Bücher, glaub ich... irgendwas klingelt da bei mir.
      Es gibt bei beiden auch genügend Schlimmes, was sie erleben ... aber dennoch sind sie beide auch extrem erfolgreich
      Den Tag schau ich mir gerne an.

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