Samstag, 4. April 2020

[Rezension] Der Mann meines Bruders #2 - Ein gedeckter Tisch von Gengoroh Tagame

Ein gedeckter Tisch

Auch den zweiten Band von "Der Mann meines Bruders" fand ich einfach nur süß.

Mike aus Kanada ist weiterhin zu Besuch bei Yaichi und seiner Tochter Kana. Mike hatte Yaichis Zwillingsbruder geheiratet. Der ist mittlerweile verstorben und Mike auf Spurensuche in Japan.

Kana ist einfach nur begeistert von ihrem Onkel und hat ihn ohne Vorurteile einfach angenommen. Yaichi fällt das schon schwerer. Japaner reden nicht über so Dinge wie Gefühle oder (Homo-)Sexualität - aber genau das muss Yaichi nun lernen. Verschiedene Situationen führen ihm vor Augen, wie und wo in Japan Menschen diskriminiert werden oder andere ablehnen, einfach, weil sie anders sind.

Das macht ihm betroffen und er beginnt nachzudenken, es macht ihn betroffen. 



Er beschließt, dass das etwas ist, das er nicht für seine Tochter möchte. Er möchte sie beschützen und zu einem Menschen erziehen, der andere nicht verletzt. Seht den Ausschnitt aus dem Manga folgend, man liest von rechts nach links:

Yaichi denkt
Yaichi beschließt etwas


Der Fokus liegt auch auf Yaichis Bemühen, ein guter Vater zu sein. Dass er alleinerziehend ist und Kanas Mutter ihre Tochter nicht oft sieht, ist nicht ideal, aber er tut alles, damit Kana glücklich ist. Und Kana liebt ihren Vater sehr, vor allem auch seine Kochkünste. So ist Yaichi der Prototyp eines liebenden und sehr engagierten Vaters. Auch wenn er fast entsetzt abwehrt, als Yaichi ihn umarmen will, wie sie das mit Mike hin und wieder tut "Ein Hug für Papa" - "Japaner tuen so etwas nicht", so kommt die Liebe und Zuneigung in Alltagsszenen wie der folgenden raus, die einfach etwas fürs Herz ist:

Yaichi rubbelt Kana trocken
Yaichi, Kana und Mike



Der Manga-ist Tagame zeichnet wohl ansonsten erotisch angehauchte Comics, das erklärt den ein oder anderen halb-erotischen Moment, etwa, wenn Mike sich für sein Sportprogramm umzieht. Aber es hält sich in Grenzen und ist wirklich sehr "kindertauglich".

Der Manga ist natürlich ursprünglich für Japaner entstanden, er hat einige "Zwischenerklärungen", die wir hier im Westen natürlich schon kennen, z.B. was ein Coming Out ist. Aber für Japaner ist das wohl oft noch neu.

Auch in diesem Band hat Carlsen wieder die originale Manga-Leserichtung beibehalten: von hinten nach vorne, von rechts nach links. Man gewöhnt sich daran. Den Zeichenstil, ich hab es schon erwähnt, finde ich einfach toll.


Lesen oder nicht?

Diskriminierung in Japan; Liebe im Alltag, eine tolle Familiengeschichte: Genauso empfehlenswert wie der erste Band
⭐⭐⭐⭐⭐




Bibliographische Daten


Titel: Der Mann meines Bruders
Reihe: Band 2 von 4
Untertitel: Ein gedeckter Tisch
Autor: Gengoroh Tagame

Manga/Comic
Taschenbuch, 180 Seiten
Carlsen Verlag, Hamburg 2019
ISBN: 978-3551760135

2 Kommentare:

  1. Liebe Daniela,
    ich lese ja immer wieder Bücher aus Japan oder auch andere asiatische Literatur und weiß, dass in dieser Kultur Emiotionen nicht groß geschrieben werden. Umso mehr erstaunt mich diese "Freizügigkeit" im Manga. Finde ich toll! Werde gleich mal bestellen. Danke für die Vorstellung.
    GlG, monerl

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    1. Hi monerl,
      ich nehme an, dass Tagame damit eben auch ein wenig aufklären möchte. Die Form ist dafür absolut gut gewählt.
      Ich freue mich, dass du den Manga lesen willst.
      Ich finde ihn auch für Kinder geeignet, zumindest für die Altersgruppe ab 11 oder 12 Jahren. Für kleinere Kinder ist es vermutlich zu langweilig :D.
      LG
      Daniela

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