Sonntag, 19. August 2018

[Rezension] Power Women - Geniale Ideen mutiger Frauen - Was würden sie dir raten?

Power Women - das Cover zeigt einige der Frauen
Dani auf dem Balkon mit Buch
Power Women - Geniale Ideen mutiger Frauen - Was würden sie dir raten?
Redaktion: Alexandra Koken und Stephanie Stahl
Buch erschienen bei ars edition, Juni 2018
112 Seiten
Sachbuch, Lexikon, Biografien
ISBN: 978-3845828626
Affiliate Link zu Amazon
Originaltitel: What would she do?
Übersetzer: Andreas Jäger

Woher: Gewonnen bei Hundertmorgenwald


So fängt es an


Herzlichen Glückwunsch! Warum? Nun, weil du so klug warst, dich für dieses wirklich ganz außergewöhnliche Buch zu entscheiden.

Zusammenfassung


25 starke Frauen sind in kurzen Porträts in diesem Buch versammelt, von den Trung-Schwestern über Katharina die Große, Amelia Earhart, Rosa Parks bis hin zu Malala Yousafzai.

Zitate, großartige Illustrationen und eine "was würde sie dir raten"-Kategorie, die sich an Mädchen richtet, runden die Porträts ab.

Persönlicher Eindruck


Das Buch hat mir grundsätzlich gefallen, ich habe allerdings auch Kritik anzubringen:

Die Idee eines Buches, das herausragende Frauen versammelt und sich an Heranwachsende richtet, gefällt mir gut. Als Mädchen hab ich mir etwas ähnliches gekauft und gewünscht, ich war auf der Suche nach weiblichen Vorbildern, je unterschiedlicher, desto besser. Deshalb find ich auch die Auswahl gut, es sind verschiedene Zeitalter, Länder und Berufssparten, bekannte und nicht so bekannte Frauen. Von einigen hörte ich das erste Mal, wie von der Schachgroßmeisterin oder der ersten Frau im All. Davon bin ich sehr begeistert!

Der Titel stört mich. Wer sagt denn "Power Women"? Wenn schon, dann meintwegen "Powerfrauen", oder "Frauen, die Geschichte schrieben", denn um solche geht es ja. Das würde auch dieser Unsitte entgegen treten, auch erwachsene Frauen als Mädchen zu bezeichnen. Power-Women hört sich für mich einfach nach Quatsch an. (Und - btw, das englische "vimen" hört sich im Deutschen für mich immer nach "wimmern" an, also das Gegenteil von stark.)

Die grafische Gestaltung ist sehr gelungen, ein echter Hingucker! Das Hardcover hat verschiedene Bereiche, die haptisch hervorgehoben sind, z.b. der Schriftzeug oder Amelia Earhardts Fliegerkappe. Die Illustrationen im Buch sind von verschiedenen Grafikern und diese Vielfalt mag ich sehr! Es wirkt hochwertig.

Der Text erzählt die wichtigsten Fakten zur jeweiligen Frau. Dabei bin ich darüber gestolpert, dass manchmal der Leser direkt angeredet wird und mit bestimmten Ausdrücken auf jugendlich gemacht wird (andererseits bin ich auch nicht die Zielgruppe). Generell, und das ist mein wichtigster Kritikpunkt, ist mir der Text zu kurz. Es werden so Wikipedia-mäßig die wichtigsten Fakten vermittelt. Wir erfahren also etwas über die Erfolge und warum diese Frauen Geschichte schrieben. Wir erfahren aber nichts konkretes über sie - wie waren sie als Menschen, was motivierte sie, was waren ihre Schwächen, wie konnten sie es schaffen usw.
Beispielsweise bei Harriet Trumann ist mir das aufgefallen. Sie flüchtete aus einem Leben als Sklavin, rettete dann andere. Und dann hat sie noch weitere tolle Sachen gemacht, die alle nur in einem Abschnitt erwähnt wurden. Wie schade, das so knapp abzuhandeln. Oder bei Valentina Tereschkowa, hier hätte mich interessiert, wie sie von der Ausschreibung erfahren hat, wie sie überhaupt in die Lage kam, Fallschirmspringen als Hobby zu betreiben und was sie bewegt hat, sich für den Flug zu bewerben. Drittes und letztes Beispiel ist Wangari Muta Maathai, auch hier werden ihre Lebensstationen aufgezählt, aber wie kam sie z.B. dazu, Deutsch im Nebenfach zu studieren. Hatte sie es leicht, Dekanin zu werden, war das ihr Ziel, traf sie auf Widerstände, hatte sie Förderer? Wie kam sie dazu, sich für die Umwelt zu engagieren?
Lobenswert am Buch ist, dass so viele Frauen versammelt sind und das Wissen darum, dass es tolle Frauen gibt. Es wird geschichtliches Wissen weitergegeben, aber kaum Inspiration und Motivation erzeugt - ich weiß nicht genug über den Menschen hinter dem Held, um mich mit einer der Frauen zu identifizieren! Es ist genug, um mich anzuteasern, aber dann bin ich allein mit meiner Neugier...
Außerdem fand ich, dass man manchmal deutlich merkt, dass das Buch eine Übersetzung aus dem Englischen ist - das Englische schimmerte mir manches Mal zu deutlich durch.

Die Zitate fand ich gut ausgewählt und gelungen. Von jeder Frau gibt es ein Zitat.

Die Rubrik "Was würde sie dir raten" ist ja umstritten und ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll. Da hat eine Frau das Krankenhauswesen revolutioniert oder eine Armee angeführt, und dann kommen teilweise Probleme wie, dass man die Klassen-Whats-App-Gruppe nicht mag, was dann schon fast banal klingt, wohl aber in Richtung Mobbing gehen kann. Die Antworten sind vage an die jeweilige Heldin angelegt, werden aber passend gemacht. Bspw. geht es um einen Konflikt zwischen Geschwister und in der Antwort wird gesagt, die Heldin hätte sich zwar wahrscheinlich körperlich gewehrt - aber wenn sie heut leben würde, würde sie eher Kampfsport machen und das als gemeinsames Hobby mit dem Geschwister betreiben, also eine "political correctness" Antwort. Zudem nimmt diese Rubrik zu viel Platz weg, die ich lieber für die reale Person noch gehabt hätte. Man hätte z.B. etwas interessantes von der Frau erzählen können, eine interessante Begebenheit oder Anekdote. Schon klar, hier wurde versucht, ein Vorbild als relevant für das heutige Leben "aufzubauen", aber irgendwie funktioniert das einfach nicht. Auch als Teenager hätte ich es nur doof gefunden. Vielleicht wäre es auch gut gewesen, die noch lebenden Frauen nach einer Antwort zu fragen, grad Emma Watson oder Michelle Obama hätten doch sicherlich geantwortet, anstatt zu rätseln, was die beiden sagen würden.


Lesen oder nicht?


Idee und Gestaltung gut, Inhalt verbesserungswürdig (zu kurz, eher Lexikoncharakter), Auswahl der Frauen erstklassig (von einigen hörte ich das erste Mal)

Gesamtbewertung: ⭐⭐⭐ Buch mit kleinen Schwächen




Zitate


Marie Curie war ein richtiges Arbeitstier. Ihre großen Entdeckungen machte sie nicht über Nacht, sondern erst nach jahrelangen Experimenten. Deshalb würde sie wohl sagen, dass die beste Vorbereitung für den Test in Lernen, Lernen und nochmals Lernen besteht. (Sorry.) [S. 51 - Was würde Marie tun]

Als Frau durfte sie nicht am King's College, London, selbst studieren, sondern musste das "King's Ladies Department" besuchen, das in einem anderen, viel kleineren Gebäude untergebracht war. [S. 54 - Virginia Woolf]

Nach ihrem Abschluss trat sie Bergsteigerclubs für Männer bei, doch manche kritisierten sie dafür und behaupteten, sie wolle sich nur einen Ehemann angeln. Das stimmte zwar nicht, aber sie fand dennoch einen. [S. 77 - Junko Tabei]


Weitere Meinungen


  •  Hundertmorgenwald mochte die Auswahl und fand die Texte inspirierend.
  • Auch für Miss PageTurner waren die Texte zu knapp und die Ratgeber-Kategorie realitätsfremd
  • Mikka fand das Buch wirklich toll für Mädchen, um positive Beispiele zu geben. Bei der Ratgeber-Kategorie wundert sie sich auch, warum die lebenden Frauen nicht selbst gefragt wurden - das wäre mal wirklich cool gewesen, denke ich!

2 Kommentare:

  1. Ich hab das Buch noch vor mir. Hab bisher nur mal reingeblättert, auf den 1. Blick schien es mir aber gut auszusehen. Das sagt natürlich noch nichts über den Inhalt aus!

    Schade, dass es nicht so ganz deinen Nerv getroffen hat. Deine Kritikpunkte jedenfalls kann ich sehr gut nachvollziehen. Mal sehen, fie ich es finden werde. Es steht bereits auf meiner nächsten Leseplanung...
    GlG, monerl

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Daniela,

    ah, Du hast die Bewertung angepasst? Das finde ich sehr gut.
    Ja, mit dem mehr erfahren... bei irgendjemand habe ich gelesen, dass die 11 jährige auch gerne mehr erfahren möchte. Aber ich denke halt, das ist immer das Problem, wenn diverse Biographien in einem Buch dargestellt werden. Dann ist eben nur Platz für das "Nötigste".

    Liebe Grüße
    Petrissa

    AntwortenLöschen

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