Dieser historische Jugendroman spielt 1941 in Russland. Die Protagonisten sind die 13-jährigen Zwillinge Viktor und Nadja, die bei Ausbruch des Krieges in Leningrad wohnen. Wie viele andere Kinder werden sie aus Leningrad evakuiert. Dabei werden sie getrennt, obwohl sie der Mutter versprochen hatten, zusammenzubleiben. Nadjas Zug kommt nicht weit, bis er auf einem Nebengleis steht und steht und steht. Viktors Zug hingegen fährt bis in den Ural, zu einer Kolschosse, wo die Kinder hart für ihre Unterkunft und das Essen arbeiten müssen.
Da bekommt Viktor die Nachricht, Zug 76, in dem seine Schwester saß, sei von Deutschen bombardiert worden und es gäbe keine Überlebenden. Doch Viktor weiß, dass seine Schwester noch lebt. Er nimmt an, dass sie seine Hilfe braucht und reißt aus der Kolchose aus um sich auf die lange Reise nach ihr zu machen.
Persönlicher Eindruck
Aufbau des Romans
Der Roman wird abwechselnd von Viktor, Nadja und einem Oberst erzählt. Viktor und Nadja haben über ihre Erlebnisse 1941 Tagebuch geführt. Fünf Jahre später bekommt der Oberst die Aufgabe, die damaligen Ereignisse anhand der Aufzeichnungen zu bewerten. So wechselt der Roman zwischen den Aufschrieben der Zwillingen hin und her; die Bewertung des Oberst kommt dann jeweils am Ende eines der fünf Teile.
Sprecher
Die Sprecher sind sehr passend, Viktor und Nadja werden von Sprechern mit jugendlichen Stimmen gelesen (Nadjas Sprecherin ist die deutsche Synchronstimme von Emma Watson) und der Oberst hört sich streng, sonor und älter an.
Geschichte
Noch nie waren die Zwillinge getrennt und umso stärker ist Viktors Drang, Nadja zu finden und ihr zu helfen. Die Reise zu ihr kommt einem Himmelfahrtskommando gleich; es ist eine Reise durch halb Russland. Viktor tritt sie nicht alleine an, mehrere Kinder schließen sich im Umständehalber an. Vor allem Clara, die auch einen Grund hat, aus der Kolchosse zu fliehen und der blonde Michael, der von seinem Vater Informationen über Zug 76 hat.
Nadjas Abenteuer spielt sich eher an Ort und Stelle ab. Räumlich gesehen kommt sie nicht weit, aber auch ihre Erlebnisse sind abenteuerlich. Sie freundet sich mit Anna an, die sich nicht von ihrem Schachspiel trennt, und mit dem netten Boris.
Weggehen oder die Stellung halten, beides kenn bedeuten, dass man ein Held ist, stellt Viktor fest. Jedenfalls wird für beide Kinder der Alltag härter. Der Krieg bedeutet Verluste, Bomben, Hunger - und dann bricht der Winter herein. Eines ist bemerkenswert: Auch wenn um sie herum das Leben schwer wird und die Menschen verrohter, halten die Kinder an ihren moralischen Grundsätzen fest.
Jugendroman?
Schon daran merkt man, dass es ein Jugendroman ist. Und es wird auch nie so schlimm, dass es für Jugendliche nicht mehr geeignet wäre. Obwohl es teilweise schon grausam ist, z.B. die vielen Toten. Doch die Altersangabe von 12 bis 15 ist passend.
Doch obwohl es ein Jugendroman ist und an manchen Ecken etwas "entschärft" wirkt, ist es spannend genug, um auch von Erwachsenen verschlungen zu werden.
Schreibstil
Die Geschichte wird so erzählt, dass man sich Viktor und Nadja ganz nah fühlt. Es ist spannend, atemberaubend - und manchmal auch unglaublich; wie ja schon der Titel andeutet. So viele Zufälle und seltsame Wendungen; auch der Oberst zweifelt in seinem Bericht den Wahrheitsgehalt an, andererseits fühlt sich der Bericht auch nicht wie eine Lüge an, sagt er.
Cover und CD-Ausgabe
Das Cover ist ein echter Hingucker, andererseits laufen Viktor und Nadja niemals gemeinsam durch den Schnee. Es handelt sich entweder um Viktor und Clara oder um Nadja und Boris. Das wollte ich dazusagen, weil es mich mental völlig auf eine falsche Fährte geführt hat.
Die CD-Ausgabe finde ich sehr wertig. Sie enthält gute Infos zu den Sprechern und eine Track-Übersicht.
Lesen oder nicht?
Ein spannender Jugendroman mit fester Moral und unglaublichen Wendungen; Russland in Eis und Schnee, 1941. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und vergebe: ⭐⭐⭐⭐⭐
Andere Meinungen
- Die Buchbloggerin: Ihr Fazit, "es hat sich so gelohnt"
- Kinderohren: War gefesselt wie niemals zuvor
Bibliographische Daten
Titel: Verloren in Eis und Schnee: Die unglaubliche Geschichte der Geschwister Danilow
Autor: Davide Morosinotto
Genre: historischer Roman; Jugendroman (12 - 15 Jahre)
Gebundene Ausgabe, 440 Seiten
Verlag: Thienmann
Erscheinungsjahr/Ausgabe: September 2018
ISBN-13: 978-3522202510
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Hörbuchausgabe, MP3 Audio CD
Ungekürzte Lesung, 8h:21
Verlag: cbj audio
ISBN-13: 978-3837143386
Sprecher: Gabrielle Pietermann (Nadja), Nicolás Artajo (Viktor), Reinhard Kuhnert (Oberst)
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Original: La sfolgorante luce di due stelle rosse. Il caso dei quaderni di Viktor e Nadya
Originalsprache: Italienisch
Verlag u. Erscheinungsjahr: Mondadori, Oktober 2017
Übersetzerin: C
Liebe Daniela,
AntwortenLöschendas Hörbuch habe ich schon öfter in der Ausleige gesehen. Irgendwie assoziere ich mit dem Cover immer als erstes einen schönen Abenteuerroman und bin jedes mal irritiert, dass es um etwas anderes geht.
Es freut mich, dass es Dir so gut gefallen und ich denke, wenn ich wieder den Kopf für schwierige Geschichten haben, werde ich es mir endlich mal anhören.
Danke.
Liebe Grüße
Petrissa
Hi Petrissa,
Löschennaja, mit Abenteuerroman bist du ja gar nicht so weit weg, so könnte man es auch genre-sieren.
LG
Daniela
Hallo Daniela,
AntwortenLöschenvielen Dank fürs Verlinken! Es freut mich, dass dir meine Rezension gefallen hat.
Liebe Grüße
Daniela von Kinderohren