Sonntag, 3. September 2017

Eryleion von Lani Sommerfeld

das Bild zeigt das Buch; es ist grün, auf dem Cover sieht man eine Bogenschützin von hinten
Shiria ist eine starke Frau

Roman, 604 Seiten
CreateSpace Independent Publishing Platform, Mai 2017
Genre: Fantasy
ISBN:  978-1534940208
hier das Buch bei Amazon


Woher: Gelesen im Rahmen einer Blogtour, die am 19.9 startet




Erster Satz

Syrene, das weiße Pferd hob erschrocken seinen Kopf.


Zusammenfassung



Die Freunde Daniel und Frank geraten in eine fremde, endlos erscheinende Welt. Sie wissen nicht, wo sie sind und sie sprechen die Sprache nicht. Der Stamm der Khelauin nimmt sie auf und lehrt sie Reiten, Bogenschießen und die Sprache des Landes. Doch kaum heimisch geworden, werden sie zusammen mit der Tochter des Stammeschefes, Shiria, und anderen, fortgeschickt, um Antworten zu erhalten, warum sie in Eryleion gelandet sind. Eine lange Reise beginnt, und die Gefährten werden nach einiger Zeit voneinander getrennt.






Persönlicher Eindruck



Ein sehr großer, fast schon langatmiger Fantasy-Roman mit einem spannenden Ende. Ich habe zu Beginn den Fehler gemacht, den Roman parallel zu einem anderen Buch zu lesen - was ich hin und wieder mache, aber manche Bücher vertragen keine anderen neben sich, und bei diesem war das der Fall.

Lani Sommerfeld präsentiert uns eine große Welt voller fremder Völker, Kulturen und Geheimnisse. Wir betrachten diese Welt durch die Augen der Reisenden, Shiria und Daniel und Frank, der seinem eigenen Weg folgt. Ein Kennzeichen ist, dass die Geschichte sehr lang erzählt wird. Zum Beispiel dauert das Erlernen der Fähigkeiten und der Sprache im Khelauin-Dorf sehr lange und auch die Reise selbst ist lang, sie reiten hierhin und dorthin. Das ist jedenfalls realistisch und etwas, dass noch kein anderer Fantasyroman aufgeworfen hat. Meisten sprechen in Fantasy-Romanen die Leute/Wesen auch deutsch, und auch hier punktet "Eryleion" mit Glaubwürdigkeit. Zu diesem Punkt werde ich bei der Blogtour noch einen ausführlichen Beitrag erstellen. Der Spannnungsbogen ist aber leider durch die lange Reise eher gering. Doch im Nachhinein zeigte sich, dass jeder Tag seinen Sinn hatte!

Sehr spannend wird es so ca. 200 Seiten vor dem Ende, das Tempo und die Erlebnisdichte nahmen deutlich zu und ich mochte das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

Lani Sommerfeld legt auch großen Wert auf Träume. Sehr oft haben die Figuren Träume, die ihnen den Weg weisen oder sich als wahr erweisen. Zudem ist Shiria eine Khelauin mit einer besonderen Verbindung zu Malua (die Göttin), sie hat ausgeprägte Instinkte und folgt ihnen. Auch Daniel und Frank lernen mit der Zeit, ihrem Herzen zu folgen.

Daniel und Frank sind sehr verschiedene Charaktere. Daniel ist voller Liebe, aber sehr unsicher, Frank dagegen voller Hass und selbstsicher. Während des Buches entwickeln sie sich und reifen und sind schlußendlich andere Menschen. Es war seltsam - obwohl Daniel nur Gutes tut und Frank auch ausgesprochen Böses, verstand ich manchmal Frank besser und Daniels Zaudern hat mich sehr gestört. Die Sympathien wechselten, so wie sich die beiden entwickelten, bis ich dann beide mochte. Genauso ging es mir mit Shiria und Barian. Ich hab mich generell ein wenig schwer getan mit den Protagonisten im Buch, bis sie für mich greifbar wurden.

Kritik und Abzug am Lesevergnügen gebe ich wegen der Sprache. Für meine Begriffe hat der Autor zu oft unscharfe oder nicht ganz stimmige Worte verwendet. Zwar versteht man, was gemeint ist, aber der kurze Moment der Irritation trübt für mich das Lesevergnügen. Vor allem, da es immer wieder vorkam (ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mich nach einiger Zeit daran gewöhnt habe).
Bsp: Gierig biss sie in das Fleisch und musste zugeben, dass es ausgezeichnet schmeckte. [S. 127]
Das impliziert, dass sie zuvor der Meinung war, das Fleisch würde nicht schmecken - aber das war gar nicht der Fall, sie hat es selbst geschossen und zubereitet und hat keinerlei Zweifel am Fleisch geäußert.
Daniel schreckte hoch, denn irgendetwas nahm ihm die Luft zum Atmen. Als er Shirias schlafenden Körper umfasste, musste er lächeln, denn anscheinend hatte sie sich in der Nacht nahe zu ihm gelegt, was er grundsätzlich liebte. [S. 530]
Wieso anscheinend? Er sieht doch, dass sie da liegt. Anscheinend impliziert, dass es auch noch andere Erklärungen gibt für ihr nahes Beieinanderliegen...

Sehr oft schauen die Personen andere "liebend" an, und in dieser Häufigkeit hat mich das irgendwann auch gestört.



Lesen oder nicht?


Gemischte Empfehlung. Das Land, die Reise und die beschriebenen Erfahrungen sind lesenswert, der Sprachstil war allerdings meiner nicht, für mich zu langatmig und oft ungenau.


3 Zitate


Mit einem zufriedenen Lächeln sah Daniel den beiden hinterher. Ihm fiel auf, wie schnell die Khelauin handelten und sofort mit dem begannen, was ihnen wichtig erschien. Er konnte nicht glauben, schon heute reiten und jagen zu lernen, obwohl sie erst am gestrigen Tag verängstigt hier angekommen waren. [S. 51]

Plötzlich fiel sein Blick auf ein kleines Mädchen, das mit weit aufgerissenen Augen schockiert über tote Körper stieg. Für einen kurzen Moment kam sich Frank wie ein Monster vor, doch nur so kurz, dass es kaum sein Gewissen erregte.  [Zufallszitat, S. 192]

"Warum ist es hier nicht kalt? Seit wir die ersten Türme dieser Stadt erreicht habe, frieren wir nicht mehr."
"Kalt? Warum sollte es denn kalt sein?"
"Weil alles aus Eis ist, und Eis ist doch kalt."
Der König sah seine Wachposten fragend an, bevor er sich wieder zu Daniel umwandte. "Eis ist nie kalt." [S. 216]







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