Dienstag, 9. Juli 2019

[Kunst&Kultur] Shakespeares wilde Weiber: Sommernachtstheater in Bad Herrenalb

Das Sommernachtstheater - aus der Not eine Tugend gemacht


Seit 20 Jahren gibt es schon das alljährliche Sommernachtstheater in Bad Herrenalb und ich habe es schon oft besucht, seit ich in der Stadt wohne. Es findet im Wechsel im Klosterviertel oder auf der Schweizerwiese statt. Dieses Jahr wurde die Zuschauertribüne wieder im Klosterviertel auf der Wiese neben dem Paradies, also der Klosterruine, aufgebaut, die Bühne umrahmt von den großen Bäumen. Ein stimmungsvoller Ort. Gottseidank hatten wir dieses Jahr Glück mit dem Wetter, kein Wolkenbruch oder so und noch gegen 22 Uhr war es ausreichend warm. Bei einer Freilichtbühne ist das Wetter ja ein entscheidender Faktor, wir hatten auch schon Vorstellungen, die abgebrochen werden mussten.

Lustig war es vorher und währenddessen, ich war in einer netten Damenrunde mit Mutter, Tante, Großcousine, Großtante etc. Eine von uns ist sogar extra aus Hessen für diese Vorstellung angereist. Und wir alle waren begeistert, wirklich begeistert. Es wurde aus dem Publikum auch lautstark nach einer Zugabe verlangt. Man stelle sich das mal vor: Eine Zugabe in einem Theaterstück! Seht das hier:






Regisseur Bodo Kälber hatte aus der Not wahrlich eine Tugend gemacht. Nicht viel Personal und schauspielwilliges Volk hatte sich dieses Jahr vorgestellt. Hatte ich schon erwähnt, dass das Sommernachtstheater in Bad Herrenalb ein reines Laientheater ist? Doch zum Glück fiel ihm die Komödie Shakespeares wilde Weiber in die Hände, die perfekt passte.

Diese Komödie verlangt von seinen Schauspielerinnen einiges. Nur ein Bühnenbild gibt es und alle drei sind ohne Szenenwechsel auf der Bühne, wie ein Kammerstück eben. Es hat diese Komödienelemente, es hat Szenen aus Shakespeare und es gibt auch noch Gesangseinlagen! Die Leistung der drei Laienschauspielerinnen war großartig! Natürlich, man merkt, sie sind keine ausgebildeten Schauspielerinnen oder gar Sängerinnen, aber sie haben es so überzeugend gespielt, so pointiert gesungen und mit einer ausdrucksstarken Mimik und teilweise großartigen Slapstickeinlagen; das war wirklich tolles Theater!

Wir waren alle total begeistert, haben gelacht, mitgeschnipst bei den Songs und den Shakespeare-Einlagen gelauscht. Wirklich großartig, danke an die tollen Schauspielerinnen, ihr wart einfach nur überzeugend!

Shakespeares wilde Weiber - Szenenfoto
"Ich bin die einzig wahre Lady MacBeth", davon überzeugt sind Andrea, Molly und Julia

Alle lieben Shakespeare

Drei Frauen - Andrea, Julia und Molly - treffen in einem Theater in einem Probenraum aufeinander. Außer ihnen ist niemand zur Probe erschienen. Da erscheint eine Durchsage, die Probe falle aus und es dürften alle heimgehen, nur die Schauspielerin für die "Lady MacBeth" solle bitte noch bleiben. Es stellt sich heraus, dass ihnen alle die Rolle der Lady MacBeth versprochen wurde. Zunächst gibt es einen Zickenkrieg, denn jede sieht sich als die ideale Lady MacBeth.

Andrea z.B. hat viel Erfahrung in Shakespearestücken, kann vieles auswendig und glänzt mit einem großen Wissen über die Stücke.
Molly hingegen meint, es käme darauf an, eine Vollfrau zu sein, um die Rolle richtig zu verkörpern. Und das hätte weder Andrea noch die vollbusige blonde Julia, die etwas prollig daherkommt und der Star der Fernsehserie "Liebe im Suff" ist.

Nun versuchen sie sich gegenseitig mit Darstellungen von Szenen aus Shakespeare zu übertrumpfen. Dabei entwickelt sich tatsächlich eine Art Freundschaft oder Kumpanei und irgendwann führen sie ihre ganz eigene Shakespeare-Interpretation auf.

Shakespeares wilde Weiber - Szenenfoto
Andrea in der Rolle der schönen Desdemona, Julia als schwarzer Feldherr Othello; etwas freie Interpretation von "Othello"


Worum geht es noch? Es geht auch um die Rolle der Frauen in Shakespeares Stücken und am Theater allgemein, um den Platz der Frau in der Gesellschaft, um Männer, Liebe, Sehnsüchte - und Rebellion.

 

Applaus Applaus für ...


Andrea: Eva-Maria Weiß
Julia: Sabrina Samer
Molly: Birgit Kersten

Regie und Bearbeitung: Bodo Kälber
Regieassistenz: Petra Joos
Musikalischer Leiter: André Thoma
Choreographie: Gabrijela Feher
Licht, Ton, Bühnentechnik, Film- und Fotoaufnahmen: Moritz Bumb
Produktionsleitung: Johanna Nofer


Ungewöhnlich im Theater: Eva-Maria Weiß, Birgit Kersten und Sabrina Samer (von links nach rechts)
erfüllen den Wunsch des Publikums nach einer Zugabe

Nix wie hin...


Die Komödie wird noch dreimal gespielt, am 11.7, 12.7 und 13.7. Start ist jeweils um 20 Uhr.
Infos findet ihr hier: Bad Herrenalb Sommernachtstheater
Karten gibt es bei Reservix oder an der Abendkasse

Fast überflüssig zu erwähnen: Ich bin von der Stadt Herrenalb weder bestellt noch bezahlt, sondern lediglich begeisterte Zuschauerin.

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