Montag, 15. Juli 2019

[Rezension] Unser mathematisches Universum von Max Tegmark

Kindle-Version
Max Tegmark ist
auf der Suche nach dem Wesen der Wirklichkeit.

Das Universum sei reine Mathematik, davon ist Max Tegmark überzeugt. In diesem Buch trägt er zusammen, was wir über den Kosmos wissen und warum wir es wissen. Forscher und Forscherinnen berechneten die Ausdehnung des Universums, seinen Anfang und sein mögliches Ende. Die beobachteten Werte passen dazu. Die Mathematik fügt alles zusammen.

Wir reisen in die große Weite des Alls und dann wieder zu den allerkleinsten Bausteinen der Materie und sind dabei auf der großen Suche nach dem schlußendlichen Wie.

Max Tegmark erzählt teilweise sehr persönlich, lässt immer auch Erlebnisse einfließen. Er wurde 1967 in Schweden geboren und ist jetzt Professor für Physik in Massachusetts.

Persönlicher Eindruck


Max Tegmark hat einen wissenschaftlichen Anspruch, das ist klar. In einer ordentlichen Struktur und mit persönlicher Motivation nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch die Erforschung des Kosmos. Er erklärt nicht nur, was wir wissen sondern leitet auch her, woher wir es wissen und wie es berechnet wurde - ohne Formeln zu bemühen. Max Tegmark identifiziert am Anfang drei mögliche Leserzielgruppen, gibt Hinweise, welches Kapitel man dann auslassen kann und wo man wieder einsteigen kann. Also - ein Vollblutwissenschaftler :D


Aufbau des Buchs - Print oder Kindle



Es gibt viele Abbildungen und Grafiken und im Text auch jeweils Verweise darauf. Deshalb möchte ich auch empfehlen, das Buch als richtigen Print zu lesen und nicht, wie ich dummerweise, im Kindle. Denn dort sind zum einen die Abbildungen ja blöderweise immer in Graustufen - und da entging mir das ein oder andere -, zudem oft zu klein oder in einer seltsamen Auflösung. Zudem musste ich aufpassen, nicht auf die Verweise im Buch zu kommen, weil dann der Kindle dorthin springt und ich vollkommen orientierungslos zurückbleibe und nicht genau weiß, wo im Buch ich nun bin.


Inhalt

 Aber nun zum wichtigsten, zum Inhalt. Hier muss ich auch sagen, dass ich selten so viele Notizen in einem Buch gemacht habe und soviele Passagen auf Twitter oder Facebook empfohlen habe. Denn der vorgestellte Inhalt ist so höchst spannend und interessant, ich hatte


Vieles hab ich zwar so oder so ähnlich schon mal gehört, da ich viel in diesem Bereich lese und gelesen habe. Dennoch hatte ich selten so viele Aha-Erlebnisse und hab Zusammenhänge verstanden! Nicht alles habe ich bis in das Kleinste durchdrungen. Mich stört das nicht, ich bin kein Physiker und mir genügt es, eine gute Vorstellung vom Kosmos und seinen fantastischen Eigenschaften zu bekommen; wenn ich das ein oder andere Detail nicht verstehe, ist das okay.

Worum geht es jetzt? Um das Rätsel der Wirklichkeit: Ich bin Physiker, und mein Ansatz, das Rätsel der Wirklichkeit zu lösen, wird von der Physik bestimmt. Daher beginnt für mich alles mit großen Fragen wie zum Beispiel »Wie groß ist unser Universum?« oder »Woraus besteht die Welt?«. Diese Fragen behandele ich dann wie Kriminalrätsel: Ich kombiniere kluge Beobachtungen mit Schlussfolgerungen und verfolge jeden Hinweis beharrlich, ganz gleich, wohin es führen mag.

Und einer der Dinge, die Max Tegmark faszinierte ist die Rolle der Mathematik in unserem Universum: Aber warum offenbart unsere materielle Welt eine derart extreme mathematische Regelmäßigkeit, dass Galileo Galilei, der Superheld der Astronomie, die Natur als »ein Buch, geschrieben in der Sprache der Mathematik« gepriesen hat, während Nobelpreisträger Eugene Wigner in der »rätselhaften Effektivität der Mathematik in den Naturwissenschaften« ein Geheimnis sah, das eine Erklärung verlangt? Die Beantwortung dieser Frage ist das Hauptziel dieses Buches 


Tegmarks hat ein Sachbuch vorgelegt, aber was er über unsere Wirklichkeit berichtet ist so fantastisch, so unglaublich, und auch so inspirierend. Auch wenn ich das Buch weggelegt habe, hab ich über die Konzepte und die Wunder unseres Kosmos nachgedacht.


* Die Inflation - der Kosmos entsteht aus etwas Winzigem und bläht sich auf *

Ich hab z.B. endlich verstanden, was es mit der Inflation unseres Kosmos auf sich hat und dass sich kleinste Strukture, Zufälle vom Anfang, zu größten Strukturen aufbliesen: Nun, was die Inflation unter anderem so schön erscheinen lässt, ist ihre Fähigkeit, die kleinsten und größten Maßstäbe miteinander zu verbinden: Während der frühen Inflationsphasen war die Raumregion, die jetzt unsere Milchstraße enthält, viel kleiner als ein Atom, so dass Quanteneffekte wichtig gewesen sein konnten. Ist das nicht großartig, Stoff zum Träumen?


* Es gibt viele Universen und sogar verschiedene Arten von Paralleluniversen *

Auch die ganzen Paralleluniversen, die Multiversen und unser Platz darin; ganz großes Kino: Wir befinden uns auf einem Planeten in einer Galaxie in einem Universum in einem vermutlich mit Doppelgängern bevölkerten Ebene-I-Multiversum in einem vielfältigeren Ebene-II-Multiversum in einem quantenmechanischen Ebene-III-Multiversum in einem Ebene-IV-Multiversum aller mathematischen Strukturen.
 Wenn ihr dieses Zitat nicht versteht, ist es nicht schlimm, nach der Lektüre von Tegmarks Buch werdet ihr schlauer sein und dann, Freunde, dann fängt das Träumen an! Und die philosophische Nachbetrachtung. Was ist mein Einzelschicksal in einem Ebene-I- oder -III-Multiversum; es schien sich irgendwie zu relativieren, da - laienhaft gesagt - alles, was passieren kann, irgendwo und irgendwann auch passieren wird. Hier und jetzt bin ich vielleicht unglücklich, aber das ist nur Zufall und andere Ichs in anderen Universen sind glücklich. Klingt esoterisch, folgt aber der reinen Logik.


Multiversen
Vier verschiedene Arten von Multiversen


* Wir leben in einer Raumzeit *

Ein anderes Konzept, das ich nun endlich verstanden habe, ist die der Raumzeit. Wieso man objektiv sagen kann, dass die Zeit einfach da ist und ich dennoch subjektiv den Eindruck habe, dass sie fließt.  Wir können uns unsere Bewegungen in der Raumzeit im Prinzip wie komplexe Strukturen vorstellen; eine Art 4-D-Fraktal, das mathematisch beschrieben werden kann.

Raumzeit
Die Raumzeit, also unsere vier Dimensionen, auf drei Dimensionen runtergebrochen


* Aus etwas Einfachem entstehen komplexe Dinge *

Und noch einen Gedanken möchte ich vorstellen, den ich mitnehme. Dass die mathematische Beschreibung des Kosmos im Grunde recht simpel ist, und das dennoch daraus etwas komplexes und wunderbares entsteht - auch hier wieder vergleichbar einem Fraktal, dass ja aus recht einfachen Rechenoperationen gebildet wird und das dennoch so komplex und wunderschön ist.


Lesen oder nicht?


Empfehlenswert für alle, die sich für unsere Kosmos und seine mathematischen Eigenschaften interessieren. Konzepte, um die man sein Hirn winden muss, die aber fantastisch sind!
Die Kindle-Ausgabe trübte leider die Freude, besser zum Print greifen. ⭐⭐⭐⭐(⭐)


Bibliographische Daten

Titel: Unser mathematisches Universum
Untertitel: Auf der Suche nach dem Wesen der Wirklichkeit
Autor: Max Tegmark

Ausgabe: eBook, Kindle
Seitenzahl: 608
Verlag: Ullstein
August 2016
ISBN-13: 978-3548376509

Originaltitel: Our Mathematical Universe
Übersetzer: Hubert Mania

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4 Kommentare:

  1. Liebe Daniela,

    das hört sich großartig an! Ich werde mir das Buch notieren und bei gelegenheit ausleihen oder kaufen.

    Das mit den Multiversen finde ich auch schon immer sehr spannend.
    Vorallem finde ich es so spannend, wie viel spirituelles mathematisch/physikalsich erklärbar ist. Dazu wollte ich schon lange mal mehr lesen.
    Kennst Du das Buch "Blätterrauschen"? Es ist ein Kinder/Jugendbuch, aber hier wird auch auf sehr anschauliche Art die Sache mit den Multiversen erklärt.

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Hi Petrissa,
      "blätterrauschen" kenn ich nicht, ich les ja aber auch selten Kinder- und Jugendbücher.
      Ja, ich war auch total überrascht, wie fast schon esoterisch die Welt wird auf Quantenebene. Und dennoch ist das Wissenschaft. Faszinierend...
      LG
      Daniela

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  2. Liebe Daniela,
    zu solch wissenschaftlichen Sachbüchern greife ich selten bis nie. hihi
    Irgedwie dachte ich immer, dass ich das meiste nicht verstehen werde und damit irgendwie Lesezeit verliere, die doch so kostbar ist. Deine Buchvorstellung ist aber sehr toll! Bei solchen Büchern denke ich auch immer, man sollte sie als Print lesen. Schön, dass du das in der Rezension erwähnst.
    GlG, monerl

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    1. Hi monerl,
      da du genauso ein "Normalleser" bist wie ich, wirst du sicherlich nicht alles bis ins Detail verstehen, vielleicht auch mal mehrere Seiten lang nicht. Geschweige denn, dass wir es nachrechnen könnten. Das macht aber nichts. Es ist wie beim Lesen in einer Fremdsprache; es ist nicht wichtig, jedes Wort zu verstehen und es ist auch nicht schlimm, mal von einem kompletten Absatz überfordert zu sein, solange man den Sinn erfasst. Und das wirst du auf jeden Fall. Schon dank der tollen Illustrationen.
      LG
      Daniela

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