Mittwoch, 7. Februar 2018

Der König der Gaukler von Andreas Otter

Das Cover zeigt eine historische Gaukler-Szene
Gauklerey in Zeiten der Pestilenz

Roman, 436 Seiten
Selfpublishing, Dezembe 2017
Genre: historischer Roman
ISBN:  978-1978176010
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Woher: Für eine Blogtour erhalten, hier mein Beitrag (Geht online am 16.2 - Thema: Die Krankheit des Teufels)


Erster Satz

Simons Herz schlug wild gegen seinen Brustkorb.

Zusammenfassung


Nachdem seine Eltern bei einem Brand starben, wird Simon zum Köhler gegeben. Mehr denn je ist er davon fasziniert, sich das Feuer untertan zu machen. Als er sein Heimatdorf verlassen muss, trifft er eine Gauklergruppe und tut alles, damit sie ihn aufnehmen. Kurz zuvor fand hier die Jüdin Mirjam einen Unterschlupf, nachdem aufgebrachte Bürger alle Juden ihres Ortes umgebracht haben. Wir befinden uns im 14 Jhdt. in Schwaben, es ist die Zeit der großen Pest, die Zeit des großen Sterbens. Gute Zeiten für Gaukler, die die Menschen für kurze Zeit ihre Todesangst vergessen lassen. Schlechte Zeiten jedoch für Rechtlose und Ausgestoßene wie die Gaukler, die Köhler und die Juden. Simon und Mirjam erleben große Erfolge und eine Gemeinschaft, die zusammenhält, doch auch Not und Ungerechtigkeiten.



Persönlicher Eindruck


Sowohl Simon als auch Mirjam/Anna sind Ausgestoßene. Er, weil er ein Köhlerbursche war und Mirjam weil sie Jüdin ist. Die Juden, so sagt das Volk, haben die Pest gebracht. Juden werden umgebracht, ihre Viertel dem Erdboden gleichgemacht. Doch trotzdem sterben überall die Menschen, die Pest lässt sie wie Fliegen verrrecken. Geißler ziehen durch die Lande, sie schlagen sich selber blutig, um Jesu Gunst zurückzugewinnen.

Die Gauklertruppe, der Simon und Mirjam angehören, erfährt großen Zulauf. Der nahe Tod lässt die Menschen das Geld locker ausgeben, sie sehnen sich nach Ablenkung und Kurzweil. Und Simon liebt es, die Massen zu begeistern, sie zu faszinieren, ihnen Freude zu bringen.

Feuer ist Simons Element. Als kleines Kind wohnte er einmal einer Show von Feuerspeiern zu, war seitdem fasziniert. Der Köhler, für den er oft arbeiten musste, arbeitete auch mit diesem Element. Und seine Eltern und sein kleiner Bruder sind bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Simon will das Feuer beherrschen. Und sein Schauspiel begeistert die Menschen, die Truppe wird sehr erfolgreich. Doch seine Kunststücke werden immer tollkühner, erst recht nach weiteren Schicksalsschlägen. Hat er am Ende zu viel gewagt?

Das Viertel, in dem Mirjams Familie lebt, wird von einem aufgebrachten Mob zerstört, ihre Familie ermordet. Nur Mirjam und ihr kleiner Bruder Eli überleben und schließen sich den Gauklern an. Die alte Brida möchte an Mirjam ihre Kunst der Wahrsagerei weitergeben. Ihr Judentum zu verbergen und mit den Gauklern zu ziehen, ist der einzige Weg, um zu überleben, doch Mirjam hat immer wieder starke Zweifel, ob dieser Weg der richtige ist. Mirjam hat ein Talent für die Wahrsagerei und ist sehr erfolgreich darin.
Sie erlebt Höhen und Tiefen, doch fragt sich immer, welche davon Zeichen Gottes sind. Bestraft er sie, weil ihr kleiner Bruder an dem Fieber starb? Lehnt er den gewählten Weg ab? Sie erlebt Erfolg, findet Liebe und Gemeinschaft, doch auch der Tod hält Einzug in die Gemeinschaft und die Karten prophezeien sowohl Erfolg als auch dräuende Gefahr. Wenn ein Leben auf einer Lüge basiert, kann es dann doch der richtige Weg sein?

Mirjam entscheidet sich, bei den Gauklern zu bleiben, doch für ihren kleinen Bruder scheint es nicht das richtige zu sein. Er ist sehr gläubig und es tut ihr weh, ihm seine Schläfenlocken abzuschneiden, ihn Heinrich zu nennen und ihm zu sagen, dass er nicht mehr laut beten darf. Diesen Teil der Geschichte fand ich persönlich nicht so überzeugend, dass ein sechsjähriges Kind so eine tiefe Frömmigkeit/Gläubigkeit aufweist und dass er standhaft zu diesem Glauben steht. Ein Jugendlicher oder Erwachsener, ja. Aber ein sechsjähriger, nein. Mir persönlich ist er auch ein wenig zu schnell und zu heimlich gestorben, da dachte ich  mir, ob da nicht etwas anderes dahintersteckt.



Schwaben im 14. Jhdt. zur Zeit der Pest bildet den Rahmen für diese großartige Erzählung über diese Gemeinschaft von Ausgestoßenen, die Erfolg feiert und auch Mißerfolge als Gemeinschaft übersteht. Simon, Mirjam und die anderen der Gauklertruppe, vor allem Katharina, Endres, Johann, sind überzeugend dargestellt. Sie leben als Rechtlose außerhalb der Gesellschaft und sind doch von ihr abhängig. Die Not und die Zwänge dieser Zeit werden lebendig. Ein starkes Porträt.


Der Autor schreibt bildgewaltig, der Roman liest sich flüßig. Die Einführung von Simons und Mirjams Schicksal ist mitreißend und wie dann beide bei den Gauklern landen. Im Mittelteil dachte ich zunächst, dass nun nichts mehr passiert als das die Truppe weiter durch die Lande zieht, aber dann überschlagen sich die Ereignisse und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis ich wusste, wie es ausgeht.

Lettering zum Roman



Lettering: Simon - Der König der Gaukeley
Lettering

Mein erstes farbiges Lettering. Ich wollte "Simon" als "Feuer" darstellen. Da Mirjam für Simon sehr wichtig ist, hab ich ihren Namen innerhalb von seinem dargestellt, es sollte ein wenig symbolisieren, dass sie in seinem Herzen ist. Zum Schluß noch "Der König der Gaukeley" in einer eher schlichten Serifenschrift, die sich ein wenig an das Cover anlehnt.

 

Lesen oder nicht?


Ein spannender und bildgewaltiger Roman entführt den Leser in das Schwaben des 14. Jhdts, zu den Gaukler und Ausgestoßenen, die die Menschen unterhalten, während um sie herum die Pest tobt. Mit Simon, ehemaliger Köhler, und Mirjam, Jüdin auf der Flucht, hat der Autor zwei starke und überzeugende Charaktere mit einer Liebesgeschichte geschaffen, die die Geschichte unterstützt und trägt. Ein sehr unterhaltender Roman, der zum Nachdenken anregt.

Ein Tipp: Bei der Blogtour, die am 14.2 startet und am 16.2 zu Besuch hier auf meinem Blog ist, könnt ihr insgesamt drei signierte Prints des Buches gewinnen!

Gesamtbewertung


Voller Stern
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Sofa-Fessler
4 Sterne: Sofa-Fessler

Ein Sofafessler, streckenweise konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Sehr spannend.

Zitate


Feuer war Leben, auch wenn es seine Familie getötet hatte. Doch damals war es außer Kontrolle geraten.
Er musste es bezwingen. [S. 95]

Schließlich begann es zu stinken wie der Pesthauch des Todes, wie Galle aus der Hölle. Grünliche Flüssigkeit tropfte aus den offenen Bubos, die von Conrad mit Wasser gesäubert wurden. [Zufallszitat, S. 186]

„Und ich möchte nicht darum trauen, dass wir uns nie gehabt haben. Egal, wohin es uns führt.“ [S. 233]


Weitere Meinungen

4 Kommentare:

  1. Hallo liebe Daniela,

    schon lange hatte ich keinen historischen Roman mehr in der Hand.
    Du machst es mir wieder schmackhaft :)
    Eine sehr schöne Rezension.

    Liebe Grüße, Tanja

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    1. Hallo Tanja, dann hab ich mit der Vorstellung erreicht was ich wollte :)

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  2. Hallo Daniela,

    wie schön, dass dich dieses Buch so richtig gepackt hat. Ab und zu lese ich sehr gerne mal einen historischen Roman, das kann auch gern ein echter Wälzer sein.


    Der Turm der Ketzerin

    "Der Turm der Ketzerin" von Deana Zinßmeister hat mich als letztes komplett begeistert.

    Liebe Grüße Barbara

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    1. Hallo Barbara,
      danke für den Tipp, da schau ich doch gern mal nach.

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