Dienstag, 27. Februar 2018

Die seltsamen Methoden des Dr. Irabu von Hideo Okuda

Auf dem Cover sind Fische zu sehen
das Cover ist schön, ich verstehs nur nicht


Roman, 239 Seiten
btb, Januar 2007
Genre: Belletristik
ISBN:  978-3442736027
Originaltitel: Kuuchuu buranko
Übersetzer: Matthias Pfeifer
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Woher: Bücherschrank


Erster Satz

Dreizehn Meter über der Arena stand Kohei Yamashita mit durchgestrecktem Körper auf dem Absprungbrett.


Zusammenfassung


Dr. Irabu hat eine grelle Stimme, ist dick - und ein ungewöhnlicher Psychotherapeut. Seine Patienten bekommen von ihm erstmal Vitaminspritzen (die er mit glasigen Augen ansieht) und dann keine klassische Psychotherapie. Stattdessen wirft sich Irabu voll hinein in das Geschehen, geht mit zu einem Yakuza-Treffen oder spornt zu nächtlichen Graffitiaktionen an. Seine Patienten sind irritiert, kommen aber nicht gegen ihn an. Und kommen durch seine Handlungen schließlich selber auf die Lösung ihres Problems.



Persönlicher Eindruck


Insgesamt fünf unterschiedliche Menschen suchen wegen etwas, an denen sie leiden, Dr. Irabu auf. Und der hilft ihnen, aber nicht unbedingt mit klassischen psychotherapeutischen Methoden, sondern mehr durch Taten, die die Menschen dann zum Nachdenken anregen und sie so selbst die Lösung finden lässt. Das ist unterhaltsam, spannend und regt auch selbst zum Nachdenken an, man sucht mit den Menschen mit nach einer Lösung.

Irabus Patienten haben Probleme ihren Beruf betreffen, bspw. ist da der Trapezkünstler, der seine Sprünge nicht mehr hinbekommt. Auch ein Yazuka-Bandenboss mit einer Messerphobie ist nicht hilfreich, um den harten Mann zu mimmen. Oder die Schriftstellerin, die an Brechreiz leidet, sobald sie versucht, an ihrem neuen Roman weiterzuschreiben. Interessante Einblicke in die japanische Arbeitswelt werden so geschildert.

Erzählt wird personal aus der Sicht des jeweiligen Patienten. Das führt zu der interessanten Erzählsituation, dass wir den Hauptprotagonisten Dr. Irabu nur aus dem Blickwinkel seiner Patienten kennenlernen. Er bekommt keine eigene Stimme, seine Motivation und was er wirklich denkt, können wir nur wie die Patienten erraten.

Dr. Irabu ist ein gänzlich unkonventioneller Charakter. Mehr als einmal fragen sich seine Patienten, ob der überhaupt ein richtiger Arzt ist. Und dass er komplett durchgeknallt ist. Er ist immer fröhlich, schert sich um nichts und niemanden. Obwohl er dick ist, probiert er voller Selbstvertrauen und enthusiastisch einen Trapezsprung. Oder versucht sich am Baseball. Seine Vorliebe für Vitaminspritzen, die von seiner vollbusigen und gelangweilten Assistentin verabreicht werden, irritieren seine Patienten.




Die Geschichten sind gleichermaßen witzig und tiefsinnig, das behauptet die Coverrückseite und sie hat wirklich recht. Zu den Problemen an sich weiß ich nicht, ob man sie wirklich als psychische Probleme mit Krankheitswert betiteln darf; es sind mehr psychische Blockaden oder leichte psychische Probleme. Wie Dr. Irabu einem Patienten antwortet, der sagt, er sei eigentlich gekommen, um um Rat zu fragen: "Ach, das ist pure Zeitverschwendung. Um durch Reden geheilt zu werden, brauchen Sie keinen Arzt." Und würden wir uns nicht alle einen Arzt wünschen, der nicht labert, sondern sich so aktiv und beherzt in unser Leben stürzt und auf diese Weise hilft. Aber wir wären bestimmt erstmal so irritiert wie die fünf Patienten.

Der Roman liest sich äußerst flüssig, die Seiten fliegen nur so vorbei. Die fünf Kapitel sind in sich abgeschlossen und relativ kurz. Die Sätze sind präzise, die Geschichten prägnant und drängend, man mag kaum aufhören zu lesen. 

Mit hat dieses Buch einfach Spaß gemacht. Die Patienten, Dr. Irabu und seine Handlungen bleiben im Gedächtnis. Ein wundervolles Buch. Gerne mehr von Dr. Irabu! (Zum Glück gibt es mindestens zwei weitere Bücher von ihm: „Die japanische Couch – Neue Geschichten aus der Praxis des Dr. Irabu“ und „Die merkwürdigen Fälle des Dr. Irabu“)

 

Lesen oder nicht?

Ein wundervolles Buch über psychische Probleme, die auf unkonventionelle und lockere Art gelöst werden. Das Setting ist interessant, es spielt in Japan und thematisiert fünf Berufe (Trapezkünstler, Bandenchef, Baseballstar, Arzt, Schriftstellerin). Der Erzählstil ist ungewöhnlich, die Hauptperson Dr. Irabu lernen wir nur durch die Augen seiner Patienten kennen. Er ist skurill und unbedarft.

Ein Buch, das alles in allem einfach Spaß macht und im Gedächtnis bleibt.


Gesamtbewertung



Voller Stern
Voller Stern
Voller Stern
Voller Stern
Leerer Stern
Sofa-Fessler
4 Sterne: Sofa-Fessler

Sowas von einem waschechten Sofafessler. Tendenz zu fünf Sternen (nur war es mir dafür zu kurz). Ein sehr außergewöhnliches und wundervolles Buch.

3 Zitate

"Sie haben doch vor der Vorstellung Aufwärmtraining, nicht? Ich dachte, ich könnte ein bisschen mitmachen." Irabu strahlte wie ein Honigkuchenpferd. "Aber vorher gibt's eine Spritze, ja?". Irabu trommelte mit den Fingern auf seine Arzttasche. Kohei war fassunglos. [S. 16]

Nachdem der junge Mann das Messer weggeräumt hatte, löste sich seine Anspannung, die Schultern lockerten sich wieder. [Zufallszitat, S. 81]

Mit Verspätung erschien auch Irabu, in einem Porsche. Er trug einen Overall, was aber auch ein Fallschirmspringeranzug hätte sein können. Er sah darin aus wie Balu der Bär. [S. 116]


Weitere Meinungen


  • Japanische Literatur: Dr. Irabu ist die "personifizierte Inkompetenz. Und dennoch führt seine Art, die Menschen mit ihren eigenen Ängsten zu konfrontieren, zum gewünschten Therapieerfolg"
  • Bücherwurmloch: "intelligente Unterhaltung, angereichert mit viel Humor, originellen Einfällen und typisch japanischer Zurückhaltung"
  •  Japanliteratur

2 Kommentare:

  1. Tja, das nenn ich mal Rezi wie sie sein soll: du hast mich neugierig gemacht und Buch wandert auf die Wunschliste! (=

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  2. Haha, ich musste sehr lachen! Mir gefällt das Buch jetzt schon! Damit hättest du bei Kaisus Japan-Aktion auch mitmachen können! :-) Ich werde das Buch mal im Auge behalten, da es sehr gut zu meinem Schwerpunkt -Japan- passt, möglichst viel und unterschiedliche japanische Literatur zu lesen!
    GlG vom monerl

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