Band 1 von aktuell 2, 5 sind geplant
Autorin: Julia Lalena Stöcker
Historischer Roman, 400 Seiten
Eisermann Verlag, Dezember 2016
ISBN: 978-3946172581
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Woher: Gelesen für die Aktion #MutzurNische
So fängt es an
"Ich bin nicht mehr wert als eine Sklavin!" zischte Cynuise und stieß die Nadel wütend in den Leinenstoff.
Zusammenfassung
Sussex im Jahr 811: Die junge Cynuise soll dem Herrn von Hlew versprochen werden, doch am Tag ihrer Verlobung erfährt sie, dass ihr totgeglaubter Bruder Cuthwulf noch am Leben ist. Er braucht dringend ihre Hilfe, denn er hat einen dänischen Plünderer gefangen und seine Schwester spricht die Sprache der Nordmänner. Cynuise trifft eine folgenschwere Entscheidung und verlässt noch in der selben Nacht das Gut ihres Vaters, um sich auf den Weg zu Cuthwulf zu machen. Sie ahnt nicht, dass ihr Verlobter ihr bereits dicht auf den Fersen ist. Und er ist nicht der Einzige, der ein Interesse an Cynuise hat. (Klappentext)
Persönlicher Eindruck
"Gebrochene Erwartungen" - wenn ich das Buch in zwei Wörtern zusammenfassen müsste, würde ich genau das sagen. Die Autorin schreibt nicht das, was ich erwartet habe. Nie kann man sich sicher sein, ob eine Figur lebt oder sterben wird. Nie kann man vorhersehen, was passieren wird!
Wir lernen zu Beginn die 16-jährige Cynuise kennen, mit großer Klappe und Widerspruchsgeist. Deswegen leider leider unverheiratet. Sie hat auch nicht vor, zu heiraten. Doch da kommt der Bluthund, Falkoth von Hlew, und ihm wird sie versprochen. Bei der ersten Gelegenheit gleich eine anzügliche Zote von ihm - Cynuise hat Angst und Ekel und bricht noch in der Nacht auf zu ihrem Halbbruder Cuthwulf, der nach ihr geschickt hat.
Aha, dachte ich, sie wird nun also bei Cuthwulf leben, sich gegen diese Ehe auflehnen. Doch, Pustekuchen, die Flucht verläuft im Sande, Cynuise heiratet brav Falkoth - und findet Erfüllung in ihrer Ehe.
Und so ging es ständig, ich konnte wirklich keine Wendung im Buch vorhersehen - gebrochene Erwartungen. Die Figuren und die Geschehnisse wirken dadurch ziemlich echt. Mir hat das sehr gut gefallen, andererseits war dadurch die Spannung extrem hoch!
Sowohl Cynuise als auch Falkoth sind starke Charaktere und sie ergänzen sich hervorragend. Sie ist dabei die Heilerin, diejenige, die lieben kann und er ist der Bluthund, derjenig, der für den König die Drecksarbeit erledigt. In der Beziehung zueinander fand ich sie faszinierend. Der Roman ist deshalb auch ein Liebesroman, und zwar ein ganz besonderer. Denn Cynuise und Falkoth sind schließlich ein Ehepaar :D.
Die Gegenspieler und auch die Freunde sind komplex und ich möchte darüber nicht allzuviel verraten.
"Bluthund" ist in drei Teile gegliedert: Die Braut und Die Herrin werden vor allem aus der Sicht von Cynuise, Der Bluthund vor allem aus der Sicht von Falkoth geschildert.
Das Buch spielt 811, also eine Zeit, aus der ich noch nicht allzuviele Bücher gelesen habe. Inwieweit das alles authentisch ist, kann ich nicht beurteilen, auf jeden Fall gibt es den damaligen Alltag unkompliziert wieder - die Bruche, Talglampen, Schildwachen etc, das wird einfach alltäglich in die Geschichte eingewoben. Genauso wie die Rolle der Frau und ihre fehlenden Rechte. Cynuise versucht ja auch später noch einen Ausbruch, möchte aus der Rolle ausbrechen, in der andere über sie bestimmen. Und ihre freie Entscheidung führt sie dann zu Falkoth zurück.
Lesen oder nicht?
Empfehlenswert. Das Buch ist ein historischer Roman und lebt vor allem von seinen beiden Charakteren Cynuise und Falkoth und ihrer nicht ganz einfachen Ehe miteinander.
Gesamtbewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐
Zitate
Seine Braut war nicht die erste Person, die Angst vor ihm hatte. Angst war in Ordnung. Mit Angst konnte er leben. Nein, es war der Ausdruck in ihren Augen, als sie sich von ihm verabschiedet hatte – Mitleid. [Pos. 592]
Sie wollte nicht mehr kämpfen, wusste gar nicht, wofür, und hatte auch keine Kraft mehr, sich ein Ziel zu suchen. Sollten doch andere entscheiden. So war es immer gewesen und jedes Aufbäumen dagegen hatte sie überschüttet mit Schmerz und Leid. [Pos. 2597]
»Sie ist meine Frau! Sie gehört mir!«, brüllte er und bei seinen Worten [Cynuise] ein prickelnder Schauer über den Rücken. Ihr Herz klopfte heftig.
»Wie unser Vater«, sagte Median leise und kicherte. Falkoth knirschte laut mit den Zähnen, eine Ader trat aus seiner Stirn. Seine Frau sah, wie das Blut hindurchpochte, und fröstelte.
»Wir gehören nur den Göttern, Bruder.« [Pos. 2935]
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