Freitag, 1. Juni 2018

[#WritingFriday] Gwenny tanzt

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Tanzen in Brasilien


Schreibaufgabe: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Gwenny hatte nun endlich begriffen, dass sie weg gehen musste.“ beginnt.


Gwenny hatte nun endlich begriffen, dass sie weg gehen musste. Seit längerem war sie nicht mehr sie selbst, Gereiztheit und Trauer beherrschten sie, und so war sie eigentlich nie gewesen. Klar, oberflächlich betrachtet hatte sie alles, was man sich nur wünschen konnte, aber sie merkte, dass es sie nicht froh machte.
Heute morgen war alles wie sonst gewesen, sie frühstückte mit den Kindern in der Küche. Manfred kam grummelnd, auch wie immer, in die Küche, schmierte sich Butter auf seine Brezel und nahm sie und die Kinder mit ins Auto. Nur kurz danach hetzte auch sie zu ihrem Job. Rechtsanwaltsfachgehilfin, sie langweilte sich durch den Tag und war doch voller Anspannung. Nachmittags zuhause, ein gepflegtes Nebeneinander von ihr und Manfred, unterschwellige Gereiztheit. Und tief in ihr diese Sehnsucht.
Leid tat es ihr um die Kinder. Sie betrachtete die verstruppelten Haare der Zwillinge, die leise schnarchend im Kinderzimmer schliefen. Aber was hatten sie von einer Mutter, die innerlich tot war, die nicht mehr glücklich war in diesem Leben?
Schon seit Wochen hatte sie alles besorgt und vorbereitet, fast wie unbewusst, auch das wurde ihr nun klar. In ihrer Handtasche der Reiseführer von Rio de Janeiro, der Reisepaß verlängert, der Check-up beim Zahnarzt, im Job alles an Projekten abgeschlossen, ein Brief an Manfred und einer an die Kinder, einen Stapel Reals und ausgedruckte Listen von Hotels, Pensionen und Tanzstudios. Und schließlich, seit heute mittag, ein Flugticket. Ihr Flug würde um kurz nach Mitternacht gehen, es war Zeit, sich auf dem Weg zu machen.
"Warte nicht auf mich, es wird spät bei Katrin."
Manfred nickte nur und sie zog vorsichtig die Haustür ins Schloß. Sie fühlte sich so lebendig wie schon lange nicht mehr. Schon bald würde sie in Rio de Janeiro sein und ihren Traum verwirklichen: Tanzen in Brasilien.


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Über den #WritingFriday:  Elizzy von Readbooksandfallinlove hat ihn ins Leben gerufen, um das kreative Schreiben zu fördern. Jeden Monat gibt es verschiedene Themen, aus denen man wählen kann. Eine Geschichte, ein paar Zeilen, ein Gedicht, ausgedacht oder selbst erlebt -  alles ist möglich.

Die Themen für den Juni:

  • Ein freier Tag ohne Smartphone, Internet und Co, schreibe auf wie dieser bei dir aussehen würde.
  • Erzähle uns von einem Wunsch, denn du aus Angst noch nie angegangen bist.
  • Der Sommer beginnt, erzähle aus der Sicht eines Bikinis.
  • Du findest auf der Strasse ein Buch, welches sehr mitgenommen aussieht, plötzlich fängt es an mit dir zu sprechen. Schreibe das Gespräch auf.
  • Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Gwenny hatte nun endlich begriffen, dass sie weg gehen musste.“ beginnt.

12 Kommentare:

  1. Oh - eine schwere Entscheidung. Die Kinder zurücklassen ist schon schwer. Aber ja - was haben sie von einer toten Mutter. Ich möchte nicht wissen wie vielen es so geht und wie viele sich durchbeissen um ewig unglücklich zu sein.
    Tanzen in Rio - das klingt auf jeden Fall wie eine wunderbare Therapy.
    LG Rina

    https://flashtaig.wordpress.com/

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    1. Ja, ich wollte diese innere Leere deutlich machen. Tanzen in Rio - es musste wirklich ein Traum sein, den vielleicht nicht jeder so hat, der unsere Protagonisten aber antreibt.

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  2. Liebe Daniela,

    wie geil ist das denn?!?! hahaha Die Idee ist mega, aber ich sage dir, als Mutter wirst du diese Entscheidung so nicht treffen. Du wirst die Kinder mitnehmen! hahaha Komme, was wolle!

    Jedenfalls ist dir die Aufgabe super gelungen und hat mich auch noch überrascht. Mit diesem Ende hatte ich nicht gerechnet. :-D Mir fehlt zu diesem Satz noch die zündende Idee. Ich habe mich dieses Mal für den unerfüllten Wunsch entschieden.

    GlG, monerl

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    1. Hi monerl,

      nein, weder du noch ich würden diese Entscheidung treffen, aber es gibt Menschen, die so handeln. Aber unsere Protagonistin entscheidet sich anders, vielleicht ist sie innerlich schon so erstarrt, dass sie nicht anders kann.

      Es war auch die Überlegung, was wäre, wenn sich der Mann in "Ich war noch niemals in New York" tatsächlich entschieden hätte, einfach zu gehen? Wo wäre er hingegangen, was hatte er zurückgelassen - und warum? Auch er handelt ja beinahe wie im Affekt.

      Vielleicht wird es Gwenny leid tun, wird sie sich melden aus ihrem Tanzstudio in Rio. Vielleicht wird sie aber auch merken, dass es für alle die beste Wahl war. Ich würde sie gerne begleiten und schauen, wie es ihr ergeht.

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  3. Liebe Daniela du hast das Thema super in eine Geschichte gepackt und eine wichtige Botschaft gleich mit dazu. Denn wenn ein Mensch in erster Linie nicht mit sich selbst glücklich ist, kann er das auch nicht für andere sein. <3

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    1. Hi Elizzy, danke schön! Ja, genauso denke ich auch. Mit sich selbst zufrieden sein, das ist das wichtigste.

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  4. Hallo liebe Daniela! :)
    Mensch, das nenne ich mal eine temperamentvolle Flucht aus dem Alltag. Tanzen in Brasilien, warme Tage, heiße Rhythmen und Lebensfreude - ich stelle es mir sehr heilsam für die Protagonistin vor. :) Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass sie mit ihrer Familie über ihre Träume redet. Aber wenn dies ihr einziger Ausweg ist, dann sei es ihr gegönnt. ;) Eine schöne Geschichte!

    Liebste Grüße,
    Ida

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    1. Hi Ida,
      vielen Dank!
      Ja, vielleicht entdeckt Gwenny in Brasilien noch andere Werte, vielleicht führt sie auch ein neues Leben mit dem heißen Sambotänzer - an diesem Punkt ist alles möglich!

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  5. Liebe Daniela,
    für mich ist der Gegensatz zwischen äußerlichem Funktionieren und innerer Leere nachvollziehbar. Es ist eine schöne Sache auch Freuden zu planen. Viel Spaß, Gwenny beim Tanzen. :)
    Liebe Grüße
    Sebastian

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    1. Danke, Sebastian - genau das sollte Gwennys Motivation sein. Viele arrangieren sich mit diesem Konflikt - doch Gwenny bricht aus.

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  6. Hey,

    eine traurigschöne Geschichte. Aber wer weiß, vielleicht kommen Manfred und die Kinder ja nach, wenn sie das verarbeitet haben und sie leben glücklich in Rio. Oder Gwenny erkennt, dass sie Zuhause alles hat und nur einen anderen Blickwinkel darauf hatte. Tanzen kann man ja auch außerhalb von Rio. Mir gefällt es, dass man so viel hineininterpretieren kann und die Botschaft, dass man auch an sich selbst denken muss. Und zwar rechtzeitig, bevor man "leer" geworden ist.

    Gruß Isbel

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    1. Hi Isbel,
      das stimmt. An diesem Punkt ist die Geschichte offen, man kann vieles reininterpretieren und sich mögliche Szenarien ausdenken, wie es weitergeht - wie ja viele der Kommentatoren hier es gemacht haben. Das ist echt cool, dass ich mit der Geschichte andere "anstupsen" konnte.

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