Blogger-Adventskalender 2017 |
Ich freue mich besonders, dass Lilly mich für den Tag der Wintersonnenwende eingeplant hat, der dieses Jahr auf den 21. Dezember fällt. Weihnachten wurde früher am Tag der Wintersonnenwende, dem kürzesten Tag des Jahres auf unserer Erdhalbkugel, gefeiert, der lag bei Einführung des Julianischen Kalenders am 25. Dezember. Der Julianische Kalender behob aber den Mangel, das Sonnenjahr und Kalenderjahr nicht gleich lang sind, nicht vollständig. Als die Kalenderreform von Papst Gregor XIII den Julianischen Kalender optimierte, hatte sich der Tag der Wintersonnenwende schon von Weihnachten entfernt. Als Weihnachtstag wurde dennoch der 25. Dezember beibehalten.
Nicht nur die Christen, auch andere Kulturen und Religionen feierten und feiern zur Zeit der dunkelsten Nacht ein Fest der Hoffnung. Der Mensch braucht Hoffnung und Inspiration, und die finden wir in vielerlei Religionen, Gedanken und Schriften. Ich zitiere heute für euch aus einer philosophischen Schrift, die sich mit dem Leben und der Zeit beschäftigt und möchte euch damit ein paar Denkanstöße, Anregungen zur Meditation und zur Inspiration geben.
Der Philosoph Seneca (~ 4 v. Chr.) schreibt über die Kürze des Lebens an Paulinus
Das Leben ist lang genug und reicht aus zur Vollendung größter Taten [...] Alles fürchtet ihr wie Sterbliche, alles begehrt ihr, wie wenn ihr unsterblich wäret. [...]
Leben muß man ein Leben lang lernen, und - darüber wirst du dich vielleicht noch mehr wundern - ein Leben lang muß man sterben lernen. [...]
[Der] größte Verlust an Leben ist das Aufschieben: es entreißt uns einen Tag nach dem andern, es bringt uns um das Gegenwärtige, indem es Entferntes verspricht. Das größte Hindernis für das Leben ist die Erwartung, die am Morgen hängt und das Heute vertut. [...]
In drei Zeiträume gliedert sich das Leben: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Zeit, in der wir gerade leben, ist kurz; die Zeit, in der wir leben werden, ist zweifelhaft; die Zeit, in der wir gelebt haben, ist sicher. [...] Diesen Teil lassen sich die Vielbeschäftigten entgehen; denn sie haben keine Zeit, in die Vergangenheit zurückzuschauen. [...] Nur wer alle seine Handlungen der eigenen Prüfung, die sich niemals täuschen läßt, unterzogen hat, wendet sich gern zu seiner Vergangenheit zurück [...]
In Muße sind allein jene, die für die Philosophie Zeit haben; nur sie leben wirklich; denn sie hüten nicht nur die eigene Lebenszeit gut, sondern verstehen jede Zeit der eigenen hinzuzufügen; wieviele Jahre auch vor ihnen dahingegangen sind, sie haben sie zu ihrem Besitz gemacht. [...] Jeder von diesen wird Zeit haben, jeder wird den, der zu ihm kommt, glücklicher und als seinen noch besseren Freund entlassen, keiner wird einen mit leeren Händen von sich weggehen lassen; bei Nacht und bei Tag können sie von allen Sterblichen besucht werden. [...]
Am kürzesten und unruhigsten ist das Leben derer, die das Vergangene vergessen, das Gegenwärtige nicht beachten und für die Zukunft in Furcht sind [...]
Zitate aus: Seneca : De brevitate vitae - Die Kürze des Lebens. dtv 12. Auflage September 2005, ISBN 3-423-09111-8. Neuübersetzung auf Grundlage von P. Grimal, Paris 1959 aus dem Lateinischen Codex Ambrosianus, 11. Jhdt.
Seneca lebte vor etwa 2000 Jahren. Beeindruckend an seiner Schrift fand ich, dass viele der Beobachtungen auch heute noch Gültigkeit haben, wie die über die Vielbeschäftigten, die nicht zur Muße finden. Auch seine Ansichten über die Kürze des Lebens und wie ein gutes Leben aussehen kann, kann ich gut nachvollziehen und zumindest in großen Teilen zustimmen. In seiner Denkschule liegt die Lösung für ein gutes Leben darin, sich der Philosophie zu widmen, und so auch und vor allem Zugriff auf die eigene Vergangenheit und das Leben der vorherigen Philosophen zu haben. Ein sehr interessanter Ansatz.
Ich hoffe, ich habe euch zum Nachdenken anregen können. Senecas Schrift kann ich wirklich empfehlen.
Morgen ist es erneut die großartige Monerl, die Tür 22 für euch vorbereitet hat.
GewinnspielGewinn mit SinnUnter allen Kommentaren meiner vier Blogger- Adventskalender-Beiträgen verlose ich 3 x 12 € Spende an TARGET im Namen und zu Ehren des Gewinners. Ausgelost wird unter allen, die bis zum 22.12, 24:00 Uhr, kommentieren. |
TARGET ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation, die 2000 von Rüdiger Nehberg gegründet wurde. Ihr Ziel ist, die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) zu beenden. Dafür hat sie eine pro-islamische Allianz ins Leben gerufen, die die FGM als nicht vereinbar mit dem Islam eingestuft hat (Gottesanmaßung und Sünde). Nun möchte TARGET diesen Beschluß in allen Ländern verbreiten, in denen FGM noch Brauch ist. Mir hat besonders der positive Ansatz von Rüdiger Nehberg gefallen, mit den islamischen Gelehrten und den Menschen vor Ort auf Augenhöhe zu kooperieren. TARGET kommt in Freundschaft und Respekt. Als weitere Projekte betreibt TARGET eine Geburtshilfeklinik in der Danakil-Wüste und eine Krankenstation im brasilianischen Regenwald für das einheimischen Volk, die dank der Krankenstation den Regenwald nun dauerhaft bewohnen und somit vor Abholzung schützen können. |
Guten Morgen. 😀
AntwortenLöschenDas ist ein sehr interessanter Beitrag.
Ich wünsche einen schönen Donnerstag.
Liebe Grüße, Melanie Siedentop
Hallo Melanie, das wünsche ich dir auch!
LöschenEine wundervolle Idee mit der Spende 👍
AntwortenLöschenHallo Wayland - vielen Dank! Es passte für mich gut zur Vorweihnachtszeit.
LöschenGuten Morgen liebe Daniela,
AntwortenLöschenein sehr schöner Beitrag!!
Besonders mag ich das zweite Zitat und das vorletzte. Wobei das letzte Zitat es auch in sich hat.
Als ich noch jung war, habe ich mir schon auch viele Gedanken ums Sterben gemacht. Habe ja die letzten Jahre vor dem Tod meiner Oma bei ihr gewohnt und eine sehr gute Freundin ist mit 21 gestorben. Aber seit ich die 40 überschritten habe, beschäftige ich mich damit nochmal ganz anders. Klar, jetzt ist es näher.
Ich selbst mag Philosophie sehr und habe einige Bücher dazu hier.
Danke für den anregenden Post. Sowas darfst Du ruhig öfter schreiben.
Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag!
Petrissa
Hallo Petrissa,
Löschenes war schwer, aus Senecas Schrift eine gute Auswahl an Zitaten auszuwählen. Ich hab einige der "alten" Philosophen hier, mag generell Philosophie auch gerne.
Vielleicht stell ich auch mal andere Philosophien vor, warum nicht :)
Einen schönen Tag dir auch,
Daniela
Hallo, meine liebe Daniela!
AntwortenLöschenEin wundervolles Türchen heute! Es passt sehr gut in diese doch immer wieder stressige Adventszeit, in der wir vom Geschenkekaufen getrieben werden, ohne uns bewusst zu werden, wie gut es uns geht und dass der Augenblick des jetzigen Seins, im Nu vorüber ist.
Am besten gefällt mir deshalb:
"Am kürzesten und unruhigsten ist das Leben derer, die das Vergangene vergessen, das Gegenwärtige nicht beachten und für die Zukunft in Furcht sind [...]"
Und was können wir noch herauslesen? Dass der Mensch sich, trotz aller technischen, medizinischen und sonstigen Fortschritten, selbst irgendwie doch nicht richtig weiter entwickelt hat. Warum das wohl so ist?
Ganz liebe Grüße,
monerl
Hallo Monika,
Löschenund ich lese noch heraus, dass die Dinge, die uns Menschen umtreiben, zunächst mal ziemlich universell sind durch Raum und auch durch Zeit.
Liebe Grüße - Daniela