#writingfriday |
Zwischen uns ist eine Mauer
Ein Obdachloser beschreibt seinen Blick auf die Menschen, die vorrübergehen
Zwischen euch und mir ist eine Mauer.
Unsere Blicke - sie treffen sich nicht. Wir sind bemüht darum. Höchstens flüchtige Blicke werfen wir auf den anderen. Eure, sie sind geprägt von Neugier und manchmal Mitleid. Aber eigentlich interessiere ich euch gar nicht so richtig. Gut so. Für mich ist es aber überlebenswichtig, euch kurz einzuschätzen. Bedrohung? Neutral? Werdet ihr Geld geben? Zu einem Gespräch kommt es selten. Das ist mir ganz recht. Ich brauche niemanden. Mir geht's gut. Ich lebe eben in meiner Welt und ihr in eurer. Also lasst mich am besten in Ruhe. Nachdenken über meine Situation will ich nicht. Ich komme klar, das ist das wichtigste.
Eure Gesichter, da ist mir eins wie das andere. Im Prinzip seid ihr für mich wie Autos. Seelenlose Kisten, man weiß, dass darin ein Mensch sitzt, aber man kann ihn nur durch die spiegelnde Windschutzscheibe erahnen. Genauso geht es mir mit euch.
Zwischen uns ist eine Mauer, und das ist auch gut so.
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Dieser Text ist im Rahmen des #WritingFriday entstanden. Elizzy von Readbooksandfallinlove hat ihn ins Leben gerufen, um das kreative Schreiben zu fördern. Jeden Monat gibt es verschiedene Themen, aus denen man wählen kann. Eine Geschichte, ein paar Zeilen, ein Gedicht, ausgedacht oder selbst erlebt - egal, Hauptsache, man übt das kreative Schreiben. Ich bin schon gespannt, wie euch meine literarischen Gehversuche gefallen. Konstruktive Kritik und auch Lob sind gern gesehen.
Die Themen für den März:
- Ferdinand Friedrich läuft im Jahr 2073 über die Frankfurter Buchmesse und schreibt von dort seiner Frau Martha eine Postkarte
- Du lebst als Obdachloser auf der Strasse. Beschreibe deinen Blick auf die Menschen, die vorbeigehen.
- Beschreibe Gesicht und Gestik eines Menschen, den du liebst.
- Schreibe den Anfang einer Geschichte, die mit dem Satz beginnt: Natürlich hätte man längst wissen können, dass Maja nicht die Wahrheit sagte.
- Schreibe eine Liebeserklärung an dein erstes Fahrrad / Auto.
Hallo Daniela,
AntwortenLöschendas ist aber eine sehr schwierige Aufgabe! Sie ist voll von Stolpersteinen, die es zu überwinden gilt. Wie "frei" und ungetrübt kann man als nicht Betroffener aus dieser Sicht schreiben? Alle Achtung, dass du dich dieser Herausforderung gestellt hast! Ich muss noch über deinen Text nachdenken und wie ich ihn finde. hihi
Ich habe vor ca. 5 Wochen ein Buch gekauft, das genau dieses Thema betrifft. Ich wollte es ganz bald lesen. Es heißt Kein Dach über dem Leben: Biographie eines Obdachlosen und ist eine Biografie eines Obdachlosen. Ich werde auf jeden Fall darüber berichten.
GlG vom monerl
Hi monerl,
Löschenja, das Thema war nicht einfach. Ich hab mir eine bestimmte Persönlichkeit vorgestellt und wie er/sie dann wohl reagieren würde. Es ist natürlich rein spekulativ. Auf jeden Fall einer meiner kürzeren Texte.
Kurz und auf den Punkt gebracht - ich finde, es ist sehr schwierig, sich in eine solche Situation hineinzuversetzen und beide Perspektiven zu berücksichtigen. Ich kann mir durchaus votstellen, dass es auch Obdachlose gibt, die völlig resigniert sind und nichts mehr mit den anderen Menschen um sich herum etwas zu tun haben wollen. Eine gelungene Innensicht, die zum Nachdenken (und vielleicht auch Umdenken) anregt. :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Ida
Hallo Ida
Löschenvielen Dank! Ich wollte genau eine mögliche Innensicht vorstellen. Wenn man noch nicht in der Situatin war, ist es sowieso Spekulation - künstlerische Freiheit.