Dienstag, 5. Juni 2018

[Rezension] Kabale und Liebe von Friedrich Schiller

Kabale und Liebe
ältere Werksausgabe
Kabale und Liebe
Friedrich Schiller
Bühnenstück, 155 Seiten
Original von 1784
Ausgabe von 1992, Ernst Klett Verlag
ISBN: 3-12-352300-4


Woher: Geschenkt bekommen, dieses Werk war in meinem Stapel alter Schullektüre


So fängt es an


Miller (schnell auf und ab gehend): Einmal für allemal. Der Handel wird ernsthaft.

Zusammenfassung

Ferdinand und Luise lieben einander, doch ihre Liebe findet weder die Zustimmung von Ferdinands noch von Luises Vater. Der eine ist Präsident, die Liebe nicht standesgemäß und deshalb seiner Karriere abdringlich. Der zweite ein Musiker, der seine Luise schützen möchte und nicht daran glaubt, dass ein Mann von Stand tatsächlich eine Bürgerliche heiraten könnte. Und da ist dann noch Luises Freier, Herr Wurm, der sich zurückgewiesen fühlt und eine Kabale - eine Intrige - anzettelt.

Es geht um die Liebe und die Zwänge einer Gesellschaft.



Persönlicher Eindruck


Friedrich Schillers "Kabale und Liebe" ist ein Bühnenstück, dass 1784 uraufgeführt wurde. Es ist ein Drama, ein bürgerliches Trauerspiel, in 5 Akten. Kabale ist ein altes Wort für Intrige. Ich wusste zunächst nicht, dass es ein Paradebeispiel für "Sturm und Drang" ist, aber das Werk spricht hier für sich. Schon nach kurzer Zeit war es das, was mir auf der Zunge lag - Sturm und Drang, so ist dieses Stück.


Handlung und Charaktere


Ferdinand von Walter und Luise Millerin lieben sich, ehrlich und aufrichtig. Aber diese Liebe darf nicht sein. Ablehnung und Kabalen (Intrigen) kommen aus allen Ecken. Vor allem Ferdinands Vater, dem Präsidenten, und Luises Freier, der Staatssekretär Wurm, ist die Verbindung ein Dorn im Auge. Nicht standesgemäß und sie beschneidet vielleicht des Präsidenten Karriere. Lieber soll er die Lady heiraten. Auch Luises Vater ist alles andere als erfreut über diese Liebe, rückt sie doch seine Luise in die Nähe einer Dirne.

Der Präsident wird hierbei als korrupt und fern von moralischen Werten dargestellt. Der Musikus Miller dagegen ist zwar arm, hat aber einen festen Ehrbegriff. 

Das Drama entwickelt sich. Ferdinand will die Lady brüskieren, doch diese erweist sich wider Erwarten als liebenswürdig. Dann möchte er mit Luise fliehen, aber diese möchte nicht mit allem Brechen und lieber Ferdinand zuliebe der Liebe entsagen. Der Präsident und Wurm spinnen eine Intrige, nutzen dabei Luises Liebe zu ihren Eltern aus, um sie zu einem falschen Brief zu bewegen.

Gegängelt und bedroht von allen Seiten werden Ferdinand und Luise und sind auch selbst gefangen in den Vorstellungen ihrer Zeit.


Sprache und Stil


Die Sprache ist nicht ganz einfach, denn es gibt einige heute nicht mehr bekannte Wörter, ebenso wie Metaphern, die auf Dinge anspielen, die für uns heute keine Bedeutung mehr haben. Hier hat meiner Ausgabe leider eine Erläuterung gefehlt. Dennoch konnte ich das meiste verstehen und einordnen, aber anspruchsvoll ist es sicherlich - ganz einfach schon wegen der Sprache und weil das Stück in einer völlig anderen Zeit spielt.


Wirkung


Ich schrieb weiter oben, dass mir der Ausdruck "Sturm und Drang" beim Lesen auf der Zunge lag. Denn es ist so typisch - das Stück ist vor allem eine Innenschau in die Gefühlswelt. Die Helden agieren äußerst gefühlsbetont und dramatisch. Drama-Queen hoch zehn. Da wird die Liebe beschworen, sich vor dem Vater niedergeworfen, sich dramatisch ans Herz gefasst, von Selbstmord geredet oder aus überbordender Leidenschaft in Ohnmacht gefallen.

Alles wirkt wie im Fieber, drängt, hetzt vorwärts. Diese Unruhe ist auch auf mich übergesprungen beim Lesen.


Hintergrund


Die alten ständischen Vorstellungen, die den Hintergrund für das Drama liefern, sind interessant. Beispielsweise hat mir auch eine Passage zu Anfang gefallen, in der Musiker Miller dem Freier seiner Tochter sagt, dass er mit einer Hochzeit einverstanden ist, aber sie (wohl im Gegensatz zu anderen Vätern) nicht zwingen wird - denn Luise muss mit ihm leben und nicht er. Diese Stelle hat mich tief bewegt, weil so etwas ähnliches auch immer meine Oma gesagt hat, das war ihre Einstellung.

Was ich Ihnen verwichenen Herbst zum Bescheid gab, bring' ich heut wieder. Ich zwinge meine Tochter nicht. Stehen Sie ihr an - wohl und gut, so mag sie zusehen, wie sie glücklich mit Ihnen wird. Schüttelt sie den Kopf - noch besser - - in Gottes Namen wollt' ich sagen - so stecken Sie den Korb ein und trinken eine Bouteille mit dem Vater - Das Mädel muß mit Ihnen leben - ich nicht. [S. 9]

In meiner Ausgabe waren als Anhang, bzw. zweiter Teil, noch einige Kritiken aus der Zeit abgedruckt - sehr interessant, wie das Stück damals aufgenommen wurde. Dennoch hätte ich persönlich eine Ausgabe mit Erläuterungen vorgezogen. (Das Buch ist mir ja geschenkt worden, ich hab es nicht selber gekauft.)

 

Lesen oder nicht?


Mir fällt eine Bewertung schwer. Das Stück ist ein Klassiker und wirklich so typisch Sturm und Drang. Es ist gut. Andererseits ist es wirklich auch speziell, man muss bereit sein, sich auf die Sprache etc einzulassen - das ist nichts für jeden.

Für mich persönlich tendiert das Werk zwar in Richtung vier Sterne, aber durch diese fiebrige Hektik (die mich auch aufgewühlt hat), die das Buch verströmt, möchte ich es wieder runtertendieren auf drei Sterne:

Gesamtbewertung: ⭐⭐⭐

 

Zitat


PRÄSIDENT (verbeißt seinen Zorn). Hum! – Zwingen muß man dich, dein Glück zu erkennen. Wo zehn Andre mit aller Anstrengung nicht hinaufklimmen, wirst du spielend, im Schlafe gehoben. Du bist im zwölften Jahre Fähndrich. Im zwanzigsten Major. Ich hab' es durchgesetzt beim Fürsten. Du wirst die Uniform ausziehen und in das Ministerium eintreten. Der Fürst sprach vom Geheimenrath – Gesandtschaften – außerordentlichen Gnaden. Eine herrliche Aussicht dehnt sich vor dir! – Die ebene Straße zunächst nach dem Throne – zum Throne selbst, wenn anders die Gewalt so viel werth ist, als ihr Zeichen – das begeistert dich nicht?

FERDINAND. Weil meine Begriffe von Größe und Glück nicht ganz die Ihrigen sind – Ihre Glückseligkeit macht sich nur selten anders, als durch Verderben bekannt. Neid, Furcht, Verwünschung sind die traurigen Spiegel, worin sich die Hoheit eines Herrschers belächelt. – Thränen, Flüche, Verzweiflung die entsetzliche Mahlzeit, woran diese gepriesenen Glücklichen schwelgen, von der sie betrunken aufstehen und so in die Ewigkeit vor den Thron Gottes taumeln – Mein Ideal von Glück zieht sich genügsamer in mich selbst zurück. In meinem Herzen liegen alle meine Wünsche begraben. –

[S. 23]



Weitere Meinungen

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7 Kommentare:

  1. Hallo Daniela,

    dieses Drama habe ich in der Schule lesen müssen, weil wir mit dem Stoff so schnell durch waren, dass am Ende des Schuljahres noch Zeit über war. Wir mussten dann in Gruppen Szenen nachspielen, was ich wirklich furchtbar fand. Eigentlich hatte die ganze Klasse keine richtige Lust drauf und so haben wir zwar die Szenen geprobt und das war es dann. War also recht sinnlos :D Vorführen hätte ich das aber auch nicht wollen, von daher war es schon okay.

    Ich kann mich leider absolut nicht mehr an die Handlung erinnern. Bei der Inhaltsbeschreibung klingelt es irgendwo ganz weit hinten in meinem Kopf, aber da ist kaum noch was da.

    Ich glaube, ich muss irgendwann mal wieder reinlesen.

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Hi Julia,
      oh je ... gerade für Teenager klingt das ja wirklich sehr peinlich :D ... ich erinnere mich mit Grauen an ähnliche Szenen aus meiner Schulzeit. Heute fände ich sowas witzig. =)
      LG -- Daniela

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  2. Hallo Daniela,

    ich habe das auch in der Schule gelesen. Und in keiner guten Erinnerung. ;) Aber Schiller ist eh nicht so mein Dichter.

    Deinen Freitagpost lese ich noch. Freu mich schon drauf. Aber da brauch ich etwas mehr Ruhe.

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Ja, als Schullektüre hätte ich das nicht lesen wollen, ganz ehrlich. Aber so, ohne Druck, war es okay :)

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  3. Julia und Du hast Deinen Blog echt aufgegeben? Für immer? :(

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    1. Der Blog steht momentan auf privat, ist also nicht aufgegeben. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, bis Ende des Monats wieder zurückzusein, aber das werde ich wahrscheinlich nicht schaffen. Noch ist der Wille aber da, den Blog wieder öffentlich zu machen. Ich habe aber noch Probleme mit dem Verarbeitungsverzeichnis, daher dauert es leider noch.

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    2. Das freut mich, Julia, dass du zurückkommst!

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