Die elfjährige Hannah muss 1939 vor den Nazis zusammen mit ihrer Familie aus Berlin flüchten. Auf dem Kreuzer St. Louis wollen sie und andere nach Kuba fahren, für das sie Visa bekommen haben. Doch dann ändert sich die Stimmung in Kuba und die Regierung verweigert die Aufnahme der Flüchtenden auf dem Kreuzfahrtschiff.
2014 lebt die Großnichte von Hannah in New York. Anna hat ihren Vater bereits vor ihrer Geburt verloren. Sie vermißt ihn, und kennt doch so wenig von ihm und seiner Familie. Da bekommt Anna einen Brief von Hannah...
Persönlicher Eindruck
Leben im Exil, Flucht und Vertreibung, verlorene Generationen, geplatze Träume und die Überwindung eines familiären Traumas - das sind die Themen dieses leisen Romans, der eine große Wirkung entfaltet.
Historischer Hintergrund
Die Geschichte ist zwar fiktional, basiert aber auf einer wahren historischen Begebenheit. Die Geschichte des Kreuzers St. Louis wird im Nachwort des Autors erläutert. Im zweiten Weltkrieg hatten 937 jüdische Flüchtlinge die Erlaubnis, nach Kuba einzureisen, also dorthin zu flüchten, und sie fuhren mit der St. Louis dorthin. Vorhin hatten die deutschen Behörden natürlich ihre Besitztümer konfisziert und für die Überfahrt jedem 10 Reichsmark gelasen. Während der zweiwöchigen Überfahrt änderte sich das Klima in Kuba und als die Flüchtlinge endlich in Havanna ankamen, durften sie nicht einreisen. Nach einigem Hin und Her durften rund 30 Flüchtlinge einreisen. Für den Rest suchte der Kapitän händeringend Länder, die sie aufnahmen. Doch auch die USA und Kanada weigerten sich, die Flüchtlinge aufzunehmen. Schließlich musste die St. Louis wieder umdrehen. In Europa wurden die Menschen dann doch noch von einigen Ländern aufgenommen, England, Frankreich, etc, doch die meisten starben in den Kriegswirren oder wurden dann doch noch von den Nazis aufgegriffen.
Im Anhang hat es Fotos der originalen Unterschriftslisten der Passagiere sowie einige Fotos. Das ging mir ganz schön nahe, hier die Spuren der Menschen zu sehen.
Inhalt
1939 ist Hannah 11 Jahre alt und lebt in Berlin. Zusammen mit ihrem besten Freund Leo stromert sie durch die Stadt. Doch die Idylle ist gestört, die Nazis sind an der Macht und Hannah, Leo und ihre Familien gelten ihnen als unrein. Das Vermögen von Hannahs Familie ist schon teilweise konfisziert, vor allem das Hotel, und sie leben in ständiger Angst vor Verhaftung und Willkür. Das geht so weit, dass Leos Vater für die Familie von Hannah drei Zyanidkapseln besorgt, als letzten Ausweg.
Doch dann bekommen die Familien Plätze auf dem Kreuzfahrtschiff St. Louis, mit Ziel Kuba. Doch das soll für Hannah und ihre Eltern nur eine Zwischenstation sein auf dem Weg nach New York. Doch während das Schiff unterwegs ist, ändert Kuba seine Meinung und die Flüchtlinge auf dem Schiff, obwohl sie Visa haben, ist nicht länger willkommen. Auch andere Länder weigern sich, die Flüchtenden aufzunehmen.