Buchvogel rezensiert
Jordis Lank: Rauklands Sohn (Band 1 der Raukland-Trilogie)
Verschiedene Aufgaben muss Ronan zusammen mit seinem neuen Freund Liam lösen, um König von Lannoch zu werden. Fechtkunst, Abenteuer, Freundschaft und Liebe finden sich in diesem Band, dem ersten Teil der Raukland-Trilogie.
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Ronan ist gut mit dem
Langschwert |
Roman, 364 Seiten
Genre: Genreübergreifender, mittelalterlicher Jugend-Coming-of-Age-Fantasy-Roman ohne magische Elemente
Verlagshaus
El Gato
Woher: Rezensionsexemplar von Jordis Lank
Zusammenfassung
Nach einer verpatzten Schlacht fällt Ronan, Prinz von Raukland, in Ungnade. Sein Vater ist stinkwütend und lässt ihn auspeitschen. Sein Ziehvater, der Fechtmeister Zhordan, arrangiert die Überfahrt nach Lannnoch, mit dem Ziel, dass Ronan seinem Vater erstmal aus den Augen kommen soll.
Lannoch ist ein kleines Königreich im Nordmeer. Nicht groß oder reich, aber strategisch gut gelegen. Der König von Raukland will Lannoch haben, aber aufgrund der Lage würde eine kriegerische Eroberung langwierig sein. Es gibt jedoch einen Ausweg: Eine Person muss ein Jahr auf Lannoch verbringen und währenddessen verschiedene Aufgaben erfüllen. Besteht er alle, wird er der neue König von Lannoch. Und genau das soll Ronan für seinen Vater tun.
Auf dem Eiland angekommen, erfährt er von König Merin seine erste Aufgabe: Einen Freund finden. Ronan ist ratlos, wie er sich mit irgendjemand auf dieser gottverlassenen Insel anfreunden soll; Freunde zu finden, das ist er nicht gewohnt.
Als ein kleines Boot vor Lannoch kentert, rettet er kurzerhand einen jungen Mann aus Seenot und erklärt ihn zu seinem Freund. Liam, ein junger Händler, erklärt sich einverstanden, Ronans Freund zu sein und ihm bei seinen Aufgaben zu helfen.
Persönlicher Eindruck
Ronan war mir gleich von Anfang an sympathisch - obgleich er diese Schlacht verbockt hat und auf Lannoch zu Beginn eher als Bösewicht gesehen wird. Dann die erfrischend unbefangenen Dorfbewohner und die herrlich skurill klingenden Aufgaben, die doch voll tiefer Weisheit sind. Ronan und auch Liam wachsen aneinander, an Lannnoch und an ihren Aufgaben; diese Entwicklung der beiden geschieht unmerklich und und ist fein beschrieben.
Auch Liam hatte ich ins Herz geschlossen und ich mag die Passagen, wo Ronan und Liam sich wie ein altes Ehepaar streiten. Sie sind so unterschiedlich und ergänzen sich dennoch so gut. Liam kämpft gegen seine inneren Dämonen, gegen seine Angst; während Ronan zwar flink mit dem Schwert ist, aber nicht ausdrücken kann, was ihm auf dem Herzen liegt. Die Charaktere im Buch, vor allem natürlich die Hauptpersonen, haben gute Seiten und schlechte Seiten, sie sind charakterlich gut beschrieben, sie sind echte Menschen und keine Abziehbilder.
Die Fechtszenen sind das Herzstück, das Jordis Lank vom Fechten begeistert ist, merkt man in jeder Szene. Normalerweise find ich Kampfszenen langweilig, egal ob im Buch oder im Film; aber hier war das anders - und das erfreulicherweise ohne dass jemand stirbt.
Schon das ganze Buch war spannend, aber das furiose Finale hat dann nochmal eine Schippe draufgeschlagen. Tipp: Ab ungefähr 80% vom Buch sicherstellen, dass man den Rest auf einmal durchlesen kann und zu keinen Pausen gezwungen wird :D.
Die ganze Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen, Jordis Lank erweckt alles meisterhaft zum Leben. Auch wenn ich unterwegs war, hab ich immer mal wieder an Ronan gedacht; wie es im Buch weitergehen könnte und was er, Liam, Eila, Torin und die anderen wohl tun werden. Die emotionale Stimmung im Buch hat mich über Stunden mitgerissen. Eine größere Wirkung kann ein Buch nicht auf seinen Leser haben! Ich war sehr froh, dass das Buch etwas dicker ist und auch mir als Schnellleser erfreulich viele Stunden Lesevergnügen bereitet hat. Vielen Dank für dieses Rezensionexemplar, Jordis Lank. Die nächsten zwei Teile der Trilogie werd ich gleich anhängen.
3 Zitate
„Wie Euer Vater weiß, habt Ihr zwölf Monate Zeit Eure Aufgabe zu lösen.
Während dieser Zeit dürft Ihr die Insel nicht verlassen.“ Merin rückte
den Krug zurecht, dann seinen Becher. „Aber zunächst müsst Ihr einen
Freund finden.“
Der Stuhl polterte auf seine vier Beine zurück.
„Wie
bitte?“, keuchte Ronan. „Wozu das?“
„Ihr braucht einen Freund, um Eure
Aufgaben zu bewältigen.”
„Es sind mehrere?“
Merin nickte.
Darüber dachte
Ronan einen Moment nach. „Dazu brauche ich einen Helfer?“
„Einen
Freund“, sagte Merin sanft.
Der Raukländer beugte sich vor, die Arme auf
dem Tisch verschränkt. „Und wenn ich keinen brauche?“
„Oh, Ihr werdet
einen brauchen. Und da Ihr allein gekommen seid, Ronan, wird Euch nichts
anderes übrig bleiben, als hier auf der Insel jemanden zu finden.“ [Pos. 312]
„Es war mein Vater“, sagte Ronan auf einmal. Er hatte seine Haltung
nicht verändert, sprach zu seinen Knien. „Die Narben. Du wolltest es
doch wissen.“
„Dein Vater?“, keuchte Liam. „Aber wieso?“
„Um mich zu
bestrafen.“ Ronans Stimme blieb ganz ruhig. „Sechzehn Peitschenhiebe.
Danach hat er mir das Zeichen Rauklands in den Rücken gebrannt.
Allerdings bin ich ohnmächtig geworden.“ Er klaubte einen Zweig vom
Boden auf und rollte ihn zwischen den Händen. „Das dürfte ihn sehr
geärgert haben.“
Liam starrte sein Gegenüber an. „Was hast du
angestellt, jemanden umgebracht?“
Ronan zog eine Grimasse. „Ich hätte
einen Reitertrupp befehligen sollen, aber ich war nicht dort, wo ich
hätte sein sollen. Raukland hat deswegen eine Schlacht verloren. Durch
meine Schuld hat es Tote gegeben. Glaub mir, ich hatte diese Strafe verdient." [Pos. 1028]
Liam presste die Finger um den Wachsklumpen. „Wie lange muss man für so
was üben?“
„Viele Jahre.“
„Wie hat Zhodan dir das beigebracht?“
Sie
sahen einander an.
Ronan konnte in Liams Augen die Vermutung lesen, dass
Zhodans Methode weitaus drastischer gewesen sein mochte als einfaches
Kerzenwachs, und lächelte.
„Genau so, wie du es jetzt denkst.“ [Zufallszitat, Pos. 3664]
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Kunst des Fechtens!
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Teil 2 findet ihr
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und Teil 3
hier
und
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