Sonntag, 12. August 2018

[Rezension] Other Minds - The Octopus and the Evolution of Intelligent Life von Peter Godfrey-Smith

Oktopusse
Intelligenter Alien

Other Minds - The Octopus and the Evolution of Intelligent Life
Autor: Peter Godfrey-Smith
Buch erschienen bei Harper Collins, Februar 2018
255 Seiten
Biowissenschaften, Philosophie
ISBN: 978-0008226299
Affiliate Link zu Amazon
Sprache: Englisch


Woher: Gekauft, weil mich der entsprechende Blink sehr angesprochen hat, außerdem bin ich biologie-affin

So fängt es an


The demand for continuity has, over large tracts of science, proved itself to possess true prophetic power.

Zusammenfassung


What if intelligent life on Earth evolved not once, but twice? The octopus is the closest we will come to meeting an intelligent alien. What can we learn from the encounter? In Other Minds, Peter Godfrey-Smith, a distinguished philosopher of science and a skilled scuba diver, tells a bold new story of how nature became aware of itself - a story that largely occurs in the ocean, where animals first appeared.



Persönlicher Eindruck


In diesem englischsprachigen Sachbuch geht der Autor der Frage nach, wie intelligentes Leben entstanden ist. Intelligenz, kognitive Fähigkeiten und neuronale Netze wurden mehrmals in der Evolution entwickelt. Dabei verfolgt der Autor einen Zweig des Lebens, der von unserem maximal entfernt ist - der Oktopus.

In mehreren Artikeln erläutert der Autor die Evolution vom Ein- zum Mehrzeller, die mutmaßlichen Fähigkeiten des letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Oktopus und schließlich die Entwicklung der Cephalopoden - der Oktopus und seinen Verwandten Tintenfisch und Kalmar.

Ebenso berichtet der Autor von Oktopussen in Laboreinrichtungen und vom Leben der Oktopusse im sagenumwobenen Octopolis. Octopolis ist die einzig bekannte "Stadt" der Oktopusse. Das ist umso bemerkenswerter, als Oktopusse normalerweise Einzelgänger sind. Aber günstige Umstände haben Octopolis entstehen lassen - könnte das sogar der Ausgangspunkt zu einer neuen evolutionären Veränderung sein?


In diesem Sachbuch geht es also um die Evolution der Intelligenz und um Oktopusse. Für meinen Geschmack hätte der Fokus mehr auf den Oktopussen selber liegen können, die Intelligenzevolution war zwar faszinierend, aber fokussierte mir zu wenig auf die momentane Biologie und Gedächtnisleistungen der Oktopusse.

Das Buch ist auf Englisch geschrieben. Es ist so mittelschwer geschrieben, denn naturgemäß sind viele Fachwörter vertreten. Wenn man sich ein wenig für Biologie interessiert und schon mal etwas zu dem Thema auf Deutsch gelesen hat, sollte es gehen. Wichtige Vokabeln: Cuttlefish - Tintenfisch, Squid - Kalmar.


Biologie und Verhalten der Oktopusse fand ich faszinierend. Neurologisch gesehen ist es so, dass sie kein zentrales Gehirn haben. Dafür sind die Arme teilweise autonom. Die Mikrobewegungen führen sie selbstständig durch. Wie fühlt es sich an, ein Oktopus zu sein? Der Autor meint - und das finde ich faszinierend - der Oktopus kommt einer "außerirdischen" Intelligenz nahe, da sie fremdartig ist, unabhängig von der menschlichen entstanden. Allerdings ist der Ozean die Grundlage für alles Leben und somit auch für unsere Entwicklung.

Ebenso faszinierend fand ich das Verhalten der Oktopusse. Es ist sehr individuell. Nicht alle Individuen sind bspw. in einem Labor daran interessiert, an den Experimenten teilzunehmen. Manche untersuchen lieber den Versuchsaufbau als mitzuspielen, oder spritzen Wasser auf Labormitarbeiter, die sie nicht mögen. Oktopusse merken, wenn sie beobachtet werden und passen Zeitpunkte sehr genau ab.

Tintenfische, auch Cephalopoden, sind zwar farbenblind, aber projezieren Farben auf ihre Haut. Elaborierte Muster flimmern darüber - sogar, wenn niemand da ist. Der Autor, der auch Taucher ist, berichtet von einem Ereignis, bei dem er einen Tintenfisch beobachtet hat, der allein im Ozean seine Muster projezierte. Der Autor, der einzige Zuschauer weit und breit, war an eine Sinfonie erinnert und zutiefst bewegt.

Oktopusse, so berichten die Taucher, sind faszinierende Kreaturen, die oft neugierig sind und sowohl intelligent als auch weise wirken. Umso erstaunlicher, dass die Lebensspanne der Oktopusse nur zwei Jahre beträgt! Ein fähiger Körper, ein fähiger Geist - und dann so ein kurzes Leben. Leider auch logisch aus der Evolution erklärbar - die unstete Umgebung hat Einfluß auf die Lebensspanne. 

Das Cover erinnert an einen Holzschnitt und gefällt mir zwar gut, es ist aber kein direkter Hingucker.

Eine Stelle, die mich geärgert hat: Mein Kindle zeigte erst 70% an, als das Buch zu Ende war. Der Rest waren ausführliche, aber meist akademische Fußnoten, die nicht mehr sehr interessant waren.




Lesen oder nicht?


Keine leichte Kost ist dieses Sachbuch auf Englisch, das doch einige Fachwörter voraussetzt (um das Englische zu verstehen). Und etwas zu viel Evolution, ich hätte gern noch mehr über Cephalopen an sich gehört. Daher gehe ich in meiner Bewertung über drei Sterne nicht heraus. Aber drei Sterne, weil die Fakten äußerst faszinierend sind.

Gesamtbewertung: ⭐⭐⭐




Zitate


An octopus is, first, an organism with a large nervous system and a complex active body. It has rich sensory capacities and extraordinary capacities for behavior. If there is a form of subjective experience that comes along with sensing and acting in a living system, an octopus has plenty of that.

Why do some organisms live for dozens, hundreds, or thousands of years while others, in the natural course of events, do not see even a single year pass?

As the CO2 concentration in the atmosphere rises due to burning fossil fuels, some of the extra CO2 dissolves into the sea. There it changes the water’s pH balance, pushing it away from its usual state of mild alkilinity. The metabolisms of a great many sea animals, including cephalopods, are affected by this, and there are especially serious effects on corals and other organisms that make hard parts out of calcium. Those hard parts soften and dissolve in the altered sea.

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