Montag, 20. November 2017

Die Elementarsturm Chroniken: Kinder des Windes von Kieran L. McLeod

Dani mit Buch
Leseaktionen sind cool

Roman, 480 Seiten
Independently published, September 2017
Genre: Fantasy
ISBN:  978-1549623073
Band 1 von 4
Affiliate Link zu Amazon


Woher: Rezensionsexemplar für die Leseaktion #elementarsturm von Let's (sp)read. (Dieses Buch wurde mir für die Leseaktion vom Autor kostenfrei überlassen. Im Zuge der Leseaktion habe ich insgesamt vier Beiträge gepostet, in denen ich Fragen beantwortet habe zuzüglich dieser Rezension. Es gab keinerlei inhaltliche Vorgaben für diese Rezension, sie spiegelt meine freie Meinung wieder.)



Erster Satz

Der Triumph über das gewonnene Gefecht in einer langen, aussichtslosen Schlacht wurde von der klirrenden Kälte verdrängt, die fast bis in seine Seele vordrang.


Zusammenfassung


Nach der zweiten großen Verheerung gibt es keine Magie mehr in der Welt Gaetan. Nur Reste der Aegentrik und der Elementarformung werden bewahrt. Der Prophet Tannaneas versucht, magisch begabte Schüler zu finden und auszubilden.
In unserer heutigen Welt nimmt Marten seinen Freund Stuart mit zu sienr geheimnisvollen Ausgrabungsstelle. Plötzlich werden sie verfolgt. Marten überredet Stuart, in zu einem geheimnisvollen Tor zu verfolgen, und sie finden sich in einer anderen Welt wieder.



Persönlicher Eindruck


Der Klappentext des Buches klang nach spannender High-Fantasy und deshalb habe ich mich für die Leseaktion von Spread und Read beworben. Mit anderen Bloggern zusammen habe ich, unterteilt in vier Teile, das Buch gelesen. An vier Sonntagen konntet ihr meine Anworten zu den einzelnen Fragen nachlesen (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4).

Durch den intensiven Austausch hat mir das Buch mehr Spaß bereitet. Ich fand die anderen Meinungen spannend. Bei Verständnisproblemen wurde mir in der Gruppe bereitet. Es war für mich wirklich ein Mehrwert, das Buch zusammen zu lesen.

Die Bewertung des Romans fällt mir nicht so leicht. Zum einen haben wir das Buch intensiv besprochen und ich kenne die Sichtweisen der anderen auf die Handlungen. Zum anderen liegt es am Buch selber:

Die Ideen, die Welt, die Komplexität, das alles war super interessant und herausragend. Der Autor hat ein Händchen für Szenen, szenische Dialoge und für die Beschreibung dieser magischen Welt. Vieles hat mir richtig gut gefallen. Z.B. der Blätterdrache oder die Bergfahrt. Man merkt, wie versunken der Autor in seiner Welt ist. Er lebt tatsächlich diese Welt, das finde ich toll. Es ist High-Fantasy mit fremdartigen magischen und nicht-menschlichen Völkern. Zur Orientierung gibt es ein Personae, ein Glossar und im Buch Auszüge aus einer Historie.

Andererseits war ich vom Stil des Buches nicht so begeistert, sondern eher verwirrt. Teilweise wirkte es etwas unausgereift, als hätte ein kritischer und guter Lektor gefehlt. Seine eigenen Texte zu überarbeiten ist schwierig, ich bin selber Technischer Redakteur, ich weiß das. Ich fand es aber dem Leser gegenüber unfair, das Buch in diesem Zustand zu belassen, der für meinen Geschmack einfach zu viel an Fehler und Ungenauigkeiten aufwies: Mangelhafte Kommasetzung (tw. Verständnis störend), variierende Zeichensetzung, viele Rechtschreibfehler und variierende Schreibweisen von Hauptpersonen sind für mich in dieser Häufung ein Manko, genauso wie der an manchen Stellen holpernde Schreibstil, wechselnde Perspektiven innerhalb eines Absatzes, unklare Bezüge, Logikfehler in Handlung und Beschreibung und nicht erläuterte Verben ("espern").
Ein Beispiel: Geärgert hat mich z.B. die Geschichte mit der Adoption: In einem Kapitel ist Gerald noch Walters Bote und möchte ihn suchen. Im nächsten Kapitel liegt er auf dem Sterbebett, übergibt Medaillon und Auftrag an seinen Sohn und bezeichnet Walter als seinen Adoptivvater. Ich hab wie blöd im Buch zurückgeblättert, ob ich überlesen hab, dass Walter Gerald adoptierte, aber nein, es wurde hier nur so beiläufig erwähnt.
Da der Autor das Buch aber vermutlich nun professionell lektorieren und überarbeiten wird, ist meine Empfehlung, auf die nächste Ausgabe zu warten, und somit das Buch richtig genießen zu können. Stringent und flüssig erzählt wird das sicherlich ein Highlight!

Auffallend war auch, dass sich der Charakter der Erzählung von einer Chronik hin zu einem klassischen Fantasy-Abenteuer gewandelt hat. In der ersten Hälfte sprang die Geschichte zwischen verschiedenen Welten, Zeitebenen, Protagonisten und Rückblenden hin und her. Diese Vielfalt an Handlungssträngen wirkte vielleicht etwas erschlagend, aber war auch mal etwas anderes. Diese Chronik-Erzählung fand ich recht interessant, nachdem ich mich einmal daran gewöhnt hatte. Doch die erste Hälfte hätte man auch stringenter und weniger verwirrend erzählen können, nachdem die Geschichte dann doch in ein klassisches Fantasy-Abenteuer mündete.

Vielleicht ist genau das der Entstehungsgeschichte geschuldet. Dieses Buch vereint 3 Episoden, die der Autor schon zuvor veröffentlichte. Nach jeder Episode wertete er Rückmeldungen von Lesern aus und gab so Charakteren mehr oder weniger Raum und schrieb die Handlung in eine bestimmte Richtung. Das mag demokratisch sein, aber eine määndernde Geschichte, die dann in einem Band vereint wird, wirkt eben etwas seltsam.


Der Roman enthält viele Charaktere, so dass es mir schwerfiel, einen wirklich ins Herz zu schließen. Gegen Ende fokussierte der Roman auf 5 Helden:
Stuart, der sich so unvermittelt in der neuen Welt wiederfindet und das neben aller Verwirrtheit ganz gut meistert. Er war mir sympathisch.
Marten, Stuarts Freund, der jahrelang ein Geheimnis mit sich rumtrug. Er hatte es in seinem Leben sicherlich nicht einfach, ich wäre gespannt, noch mehr von ihm zu erfahren.
Therindor, der Feuerer, dem Tannaneas vertraut und der mit sich selber kämpft. Er ist ein ambivalenter und interessanter Charakter.
Samhain, ein grundehrlicher und freundlicher Mensch, wohltuend normal.
Tananeas, ein Prophet, der sich selber nicht so ernst nimmt. Hinter ihm steckt mehr als er bereit ist zu zeigen.

Insgesamt sind die Charaktere sehr männerlastig. Es gab nur zwei Frauen mit größeren Rollen. Zum Einen Therindors Schwester Therina, die sich in ihrer letzten großen Szene dramatisch das Kleid vom Körper riess, darunter Lederunterwäsche offenbarte und dann verschwand. Die andere ist die Prinzessin Tarina (der Name ist nur ähnlich, es ist eine andere Person), die sich dadurch auszeichnet, dass sie enge Lederkleidung trägt und im ersten Kampf so verwundet wird, das sie ins Koma fällt. Klischee, ich hör dich trapsen.


Lesen oder nicht?


Eine komplexe High-Fantasy mit viel Potential, aber leider schwierigem, unausgereiftem Stil mit zu vielen Fehlern für meinen Geschmack. Fans des Genres sollten auf die vom Autor angedachte neu-lektorierte Version warten.

Gesamtbewertung



Voller Stern
Voller Stern
Leerer Stern
Leerer Stern
Leerer Stern
Lektüre mit kleinen Schwächen: Etwas für nebenbei
2 Sterne - Lektüre mit kleinen Schwächen: Etwas für nebenbei
Handlung und Szenerie hätten das Potential zum Sofa-Fessler, aber die vielen Fehler und Auffälligkeiten im Erzähl- und Schreibstil werten das Buch deutlich ab, so dass ich nur wohlwollend zwei Sterne vergeben kann. Mit einem vernünftigen Stil und ohne Fehler hätte ich eher 3 bis 4 Sterne vergeben, also wartet auf die lektorierte Neuauflage.


3 Zitate


"Ach, lasst ihn ruhig fragen", Walter rückte seinen massiven Körper auf dem ächzenden Stuhl zurecht und winkte ab. "Es macht mir nichts, dass er neugierig ist. Ganz im Gegenteil. Die Neugierde wird nicht umsonst eine Triebfeder des Fortschritts genannt." [S. 40]

Große, gravierte Kupfertafeln mit einer leichten Patina trugen würdevoll die Beschriftung der jeweiligen Bibliotheksabteilung. Marten führte Stuart in den hintersten Winkel der riesigen Bücherrei. Vorbei an unzähligen Regalen aus dunklem, alten Holz mit altertümlich anmutenden Büchern und Folianten. [S. 182]

Mittlerweile war Tamarin in den Führerstand getreten und bewegte ein paar Hebel. Etwas begann erst leise, dann immer lauter werden zu surren. Im Inneren der hölzernen Lok hatte sich sacht etwas in Bewegung gesetzt, der ganze Zug vibrierte sachte, um sich dann fast lautlos in Bewegung zu setzen.
Stuart registrierte verblüfft das Fehlen jeglichen Maschinenlärms. "Wie funktioniert das?" [Zufallszitat, S. 350]



Weitere Meinungen

  • Sehr reflektierte Meinung von Mikka liest, mit 3,5 von 5 Punkten. Ihr gefiel z.B., dass es keine klischeehafte Fantasy mit Orks etc ist, manche Szenen waren sehr cineastisch und unrealistisch und die Frauenfiguren leider auch wie Filmklischees.
  • Fräulein M liebt Bücher wurde mehr verwirrt wie erfreut und vergibt 3 von 5 Schildkröten 
  • Ein richtiges Lektorat fehlte dem Buch, meint Charleens Traumbibliothek. die dennoch die Komplexität mochte und 3 von 5 Vögelchen vergibt.
  • Bücher - Seiten zu anderen Welten fand die Grundidee toll und vielversprechend, war aber von der Umsetzung enttäuscht und konnte nur 2 Sterne vergeben.



Ich freue mich über eure Kommentare.

2 Kommentare:

  1. Hey Daniela :)

    Ich kann dir eigentlich in allen Punkten zustimmen. Die meisten habe ich auch in meiner Rezension stehen.
    Im Nachhinein muss ich ehrlich sagen, dass ich das Buch gerne nach einem Lektorat gelesen hätte, dann hätte es bei mir sicher auch mehr als 2 Sterne bekommen.

    Ich habe dich auch in meiner Rezension verlinkt.

    Liebe Grüße
    Andrea

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