Donnerstag, 31. Mai 2018

[Rezension] Mo und die Arier: Allein unter Rassisten und Neonazis von Mo Asumang

das Buchcover zeigt Mo Asumang
Löckchen und nettes Lächeln

Mo und die Arier: Allein unter Rassisten und Neonazis
Autorin: Mo Asumang
Bericht, 277 Seiten
Fischer, Februar 2016
ISBN: 978-3596034437
Affiliate-Link zu Amazon

Woher: Tipp der Autorin Christin Thomas - das Buch von Mo Asumang hatte sie zu ihrem Werk "Nation Alpha" inspiriert.



So fängt es an

"Wir haben hier eine Morddrohung gegen Sie."


Zusammenfassung

Wie fühlt sich Fremdenhass auf der eigenen Haut an? Die afrodeutsche TV-Moderatorin Mo Asumang wagt ein spektakuläres und einzigartiges journalistisches Experiment. Mutig und entschlossen sucht sie die offene Konfrontation mit Hasspredigern – auf dem Alex, bei einem rechten Star-Anwalt, unter braunen Esoterikern, auf einer Neonazi-Dating-Plattform, ja sogar bei Anhängern des Ku-Klux-Klan in den USA. Sie begegnet Menschen, die sie hassen – und entlarvt sie dadurch. »Manche würden, was ich erfahren habe, Rassismus nennen, manche sagen Fremdenfeindlichkeit, und das wird es immer geben, viele erkennen es wieder als eine Form des Mobbing. Doch egal, wie man dazu sagt, es wird verübt von Menschen, die einen aus den unterschiedlichsten Beweggründen heraus klein machen, die einem das Selbstbewusstsein rauben wollen oder sogar das Leben. Aber es gibt Gegenmittel. Die Beobachtungen, die der Leser in meinem Buch machen kann, sollen zeigen, wie man langsam lernt, die Kampfstrategien der Rassisten umzudrehen, ohne jedoch selbst diesem Hass zu verfallen.« Ein Mut machendes und mitreißendes Beispiel, die eigene Angst zu überwinden und sich zur Wehr zu setzen.





Persönlicher Eindruck


Mo Asumang war mir ein Begriff, allerdings nicht näher bekannt, ich hatte nicht viel von ihr gesehen. Dieses Buch begleitet eine filmische Dokumentation von ihr. Ausgangspunkt war ein ziemlich heftiges Erlebnis: Eine rechtsradikale Band skandierte in einem Lied "Die Kugel ist für dich, Mo Asumang." Verständlicherweise hat das Mo ziemlich fertiggemacht. Ihre erste Reaktion war, sich zurückziehen. Aber dann beschloss sie, dass ihr Umgang mit dieser Morddrohung - und mit Rassisten allgemein ein anderer sein soll. Und sie begibt sich auf eine Reise zu den Rassisten. Sie will ihnen persönlich gegenüberstehen und unbefangen fragen, was sie gegen Schwarze haben.

Ziemlich mutig, da alleine aufzukreuzen - nur mit ihrer Neugier und einem Lächeln gewappnet. Mo Asumang berichtet auch sehr ehrlich von ihren Ängsten und mit welchen Strategien sie schließlich imstande war, Rassisten zu treffen - und wann ihr Bauchgefühl ihr sagte, dass es zu gefährlich sei. Als sie Mitglieder des Ku-Klux-Clans in USA traf, war ich, sozusagen stellvertretend für sie, total nervös. Auf ihrer mehrjährigen Reise entlarvt sie schließlich die Muster, die hinter dem Rassismus stecken.

Bemerkenswert fand ich auch ihre Reise zu den wahren Ariern, das sind nämlich die Iraner - und die sehen nun ganz anders als aus blond und blauäugig. Die "Arier", die gibt es eigentlich gar nicht - aber das Wort besetzte ein Bedürfnis nach einer Definition einer "Rasse", die sich eigentlich nur durch Abgrenzung definiert - man ist nicht schwarz, nicht jüdisch, nicht chinesisch. Dann gibt es noch diejenigen, die der Meinung sind, die Arier seien eigentlich Außerirdische und deshalb über alle anderen erhaben...

Auch andere Stellen sind sehr bewegend und persönlich, z.B. ihre Freundschaft mit der alten Esther, die als einzige ihrer Familie die Nazis und KZs überlebte, auch private Fotos von Mo und Berichte über ihre Großmutter, die sie aufgezogen hat - und von der sie später herausfand, dass sie bei der SS war.

Lesen oder nicht?


Empfehlenswert für alle, die etwas über rassistische Strukturen lernen wollen. Mo ist mutig, reflektiert und eine ungeheuer starke, sympathische Frau. Hier gibt es noch mehr Infos über das Projekt, direkt von Mo.

Gesamtbewertung 🌟🌟🌟


3 Zitate


Ich greife zum Hörer und lege das verdammte Ding auch gleich wieder auf. O no! Kann er vielleicht doch hören, dass ich schwarz bin? Klingt meine Stimme eigentlich schwarz, afrodeutsch oder pigmentiert? Wenn einer in der Szene als »Top-Ten-Nazi« gehandelt wird, kann er vielleicht durch die Telefonleitung die Hautfarbe heraushören. [Pos. 593]

»Und, wo kommen die Arier jetzt her?«, frage ich vorsichtig.
»Vermutlich, aber es ist eine Vermutung, beweisen kann ich es nicht, da würde ich mich hüten, vom Aldebaran. Von diesem Sternensystem, im Haupte des Stiers, 68 Lichtjahre von uns entfernt, aber na ja, mit Überlichteffekten ist das ein Katzensprung.« [Pos.1280]

Eine andere Frage, die mich nicht loslässt: Warum wollten die Nazis unbedingt Arier sein? Es hätte ihnen doch reichen können, Germanen zu sein, das sind ja schließlich die historisch belegten Vorfahren. [Pos. 1678]

Weitere Meinungen

  • to do

10 Kommentare:

  1. Ich finde es wundervoll, dass du das Buch gelesen hast. ❤

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  2. Liebe Daniela,

    huch, warum gibt es nur 3 Stern? Hätte ich nach Deiner Rezi nun nicht gedacht.
    Es gibt eine Neonazi-Dating-Plattform? Und braunen Esoterikern? Alter Scheiß!
    Nun, mich interessiert das Buch sehr und ich werde es mir auf jeden Fall auf die WuLi setzen.

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Ich werde mal schauen, ob ich es bei TT kriege. Dann können wir es weitergeben. :-)
      GlG, monerl

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    2. Hi Petrissa,
      3 Sterne ist meine Normalbewertung. Und obwohl ich das Buch total mochte und keinen Kritikpunkt habe, war ich davon leider nicht so inspiriert, deshalb keinen vierten Stern. 4. und 5. Sterne sind komplett subjektiv, da kann ich leider auch nichts dafür :D.
      Ja, offenbar gibt es eine Neonazi-Dating-Plattform, in der dann gegenseitig erstmal braunes Gedankengut "abgefragt" wird, bevor man sich trifft. Da ich nicht glaube, dass wir Deutschen das beste Volk der Welt sind, war mir das nicht so klar bisher. Erstaunt hat mich tatsächlich die Vermischung von Ariern als Herrenrasse mit der Vorstellung, sie würden aus dem All stammen...

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    3. Ein Tauschportal. Ich finde es ganz toll! Da kriege ich meine meisten Bücher los. Du stellst in dein virtuelles Regal deine Bücher ein, die du zum Tausch anbietest. Musst sie vom Zustand so gut wie es geht beschreiben, damit die Leute wissen, ob das Buch was für sie ist. Dann legst du fest, wie viele Tickets (1-5) du dafür haben möchtest. Dann kann es von jemandem angefordert werden. Du bekommst das Ticket und kannst mit deinen Tickets woanders Bücher anfordern. Der Absender zahlt das Porto. Ziemlich fair, finde ich. Wenn du dich anmeldest, bekommst und Bücher einstellst bekommst du die ersten Tickets gutgeschrieben. Die kannst du nicht kaufen. Du musst eben aktiv tauschen und vor allem Bücher einstellen. Nur für die Transaktion zahlst du ein paar Cent. Über Tauschticket hole ich mir die meisten gebrauchten Wunschbücher, die ich möchte. :-)

      Falls du dir das mal anschauen willst, würde ich mich freuen, wenn du dich über DIESEN LINK anmelden würdest. Wenn alles klappt, bekomme ich Tickets geschenkt. ;-)

      GlG, monerl

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    4. @Petrissa
      Habe es tatsächlich gerade in einem recht guten Zustand bei TT angefordert. hihi

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  3. Liebe Daniela,
    Ich kenne die TV-Moderatorin. Nicht gut, da ich kein TV mehr schaue, erinnere mich aber an die eine oder andere Sendung aus der Vergangenheit.
    Deine Rezi hat mich neugierig auf das Buch gemacht! Sehr mutig, was sie sich alles getraut hat. Ich weiß nicht, ob ich das so könnte.
    Wundere mich auch über deine 3-Sterne Bewertung. Hätte gem. deinem Text nun auch mind. 4 Sterne erwartet. Was fehlt dir im Buch, oder welche Kritik hast du, weil du 2 Sterne abgezogen hast.
    GlG vom monerl

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    1. Hi monerl,
      das freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte.
      Nein, keine Kritik, 3 Sterne ist der Standard, ich hab also nichts "abgezogen", sondern lediglich nichts weiter hinzugefügt. Keine Kritik, aber manchmal geht der Funke nicht in dem Maße über, dass ich über das Normalmaß hinaus Sterne vergeben könnte. Tut mir ja selber leid, weil ich Mos Engagement so sehr geschätzt habe ...

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